Augsburg:Fehltritt mit Folgen

Nach dem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden bei Eintracht Frankfurt hadert der FC mit Schiedsrichter Meyer. Als wegweisend empfindet Trainer Markus Weinzierl eine Entscheidung des Referees vor dem Ausgleich.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Ist es Unvermögen? Oder ist es die Klasse des Torhüters, wenn ein Stürmer wieder mal aus kurzer Distanz das Runde nicht ins Eckige bringt? Manchmal ist diese Frage nicht eindeutig zu beantworten - so wie beim Spiel der Frankfurter Eintracht gegen den FC Augsburg. Mit zwei tollen Reflexen verhinderte Frankfurts neuer Torwart Lukas Hradecky aus Finnland zwei Mal binnen fünf Minuten beim Stand von 1:0 für Augsburg die Entscheidung zugunsten des Gegners. Dabei hatten Dong-Won Ji (80.) und Tobias Werner (85.) nicht schlecht geschossen. Wäre nicht kurz darauf Marco Russ noch der Ausgleich für die Eintracht geglückt, hätten die Augsburger ihre vergebenen Chancen als Schönheitsfehler abtun können. So aber fühlte sich dieses 1:1 für den FCA bitter an "wie eine Niederlage" (Spielmacher Daniel Baier).

Als wegweisend empfand Trainer Markus Weinzierl eine - aus seiner Sicht - klare Fehlentscheidung von Schiedsrichter Florian Meyer vor dem Ausgleich: Frankfurters Aleksandar Ignjovsky trat FCA-Verteidiger Konstantinos Stafylidis. Selbst Eintracht-Trainer Armin Veh gab zu, die Attacke mit gestrecktem Bein "hätte man pfeifen können". Tat Meyer aber nicht, weshalb Weinzierl tobte: "Ich wollte ja eigentlich nichts mehr gegen Schiedsrichter sagen, aber: Wir sind zwar selbst schuld, dass wir nicht gewonnen haben. Wir sind aber definitiv nicht daran schuld, dass der Schiedsrichter das klare Foul vor dem Ausgleich nicht sieht."

Das ändert aber nichts daran, dass die Augsburger dieses 1:1 akzeptieren müssen. Das fällt ihnen auch deshalb schwer, weil die Schwaben zum Saisonauftakt zu Hause gegen Hertha BSC Berlin mit 0:1 verloren. Gegen zwei Mannschaften, die dem Mittelbau der Liga zugerechnet werden, erscheint nur ein Punktgewinn aus zwei Spielen als zu wenig - zumal Augsburg zwei Mal dominierte, in Frankfurt sogar klar.

Eigentlich wollte sich Augsburg ein Punkte-Polster zulegen

Eigentlich wollten sich die Augsburger bis zum Start der Gruppenphase in der Europa League am 17. September ein kleines Punkte-Polster in der Liga zulegen. Wie die Mannschaft mit der erhöhten Belastung durch die Europa-Reisen bis zur Winterpause zurechtkommt, ist nämlich ungewiss. In der Vergangenheit litten zum Beispiel Klubs wie der SC Freiburg oder Eintracht Frankfurt nach überraschender Europacup-Qualifikation unter dem veränderten Rhythmus in der Liga.

Die Augsburger besetzen deshalb jede Position in dieser Saison mindestens doppelt. Der Brasilianer Caiuby zum Beispiel agierte für den gesperrten Raul Bobadilla im Sturmzentrum, schoss ein Tor (23.) nach einer gelungenen Konteraktion, vertändelte aber eine Großchance kurz vor der Halbzeit. Als Nachfolger des für rund 25 Millionen Euro zum FC Chelsea abgewanderten Baba empfahl sich der Grieche Stafylidis. Man merkte dem aus Leverkusen (2,5 Millionen Euro Ablöse) verpflichteten und zuletzt an den englischen Zweitligisten FC Fulham ausgeliehenen Linksverteidiger kaum an, dass er vor seinem Debüt erst zwei Trainingseinheiten beim FCA absolviert hatte. Der nur eine Woche zuvor vom Karlsruhes SC geholte Philipp Max (Ablöse: rund 3,8 Millionen Euro) blieb für Stafylidis auf der Bank.

Am Freitag reist eine FCA-Delegation zur Auslosung der Europa-League-Gruppen nach Monaco. Bis zur Premiere in Europa spielt der FCA in der Liga noch gegen Ingolstadt und beim FC Bayern. Ein Sieg zumindest gegen Ingolstadt scheint nach dem punktemäßigen Stotterstart fast zwingend zu sein.

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