Auftakt zur 50. Bundesliga-Saison:Die Party geht weiter

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Marco Reus erzielt das erste Tor der 50. Bundesliga-Saison, Mario Götze schafft kurz vor dem Ende den Siegtreffer: Borussia Dortmund gewinnt verdient gegen Werder Bremen - aber auch glücklich. Denn beim 2:1 im lebhaften Eröffnungsspiel offenbart der Titelverteidiger einige Lücken in der Deckung und profitiert auch vom Pech der Hanseaten.

Kurz bevor diese endlos lange Vorbereitung dann endlich vorbei war, kamen noch ein paar letzte verzweifelte Rufe um Aufmerksamkeit. Ein paar Gurus tippten ihren Meister, sehr einig (Dortmund oder Bayern). Außerdem wählte ein Berliner Mode-Designer das schönste Trikot der Bundesliga, der Titel ging an Dortmund, denn dieses Dortmunder Gelb sei "eine Farbe, die für Sonne steht und für Sommer und für Leuchtkraft" (Bayern wurde Zehnter). Dann verhallten auch diese Rufe, es ging los. Und wie es losging: Titelverteidiger Borussia Dortmund besiegte in einer höchst unterhaltsamen Partie Werder Bremen 2:1 (1:0).

Torschütze feiert mit Aufleger: Mario Götze und Robert Lewandowski von Borussia Dortmund nach dem 2:1. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Das Spiel war der Auftakt zur 50. Spielzeit der Bundesliga-Geschichte, und die Spieltag-Planer hatten mit dieser Ansetzung wieder einmal ihren herrlichen Sinn für Romantik bewiesen. Bremen gegen Dortmund, das war ja auch ein Duell am ersten Spieltag der ersten Bundesliga-Saison gewesen. Der Dortmunder Timo Konietzka hatte damals in der ersten Minute das erste Tor der Bundesliga-Geschichte erzielt, in der 90. Minute traf er erneut, Bremen gewann dennoch 3:2. Die Historie sprach vor dieser Partie also für die Gäste, aber das war auch so ziemlich das Einzige.

In den ersten Minuten sah dennoch die Bremer Elf besser aus, trotz Platz sechs in der Trikottabelle ("spannendes Trikot", vor allem durch "die beiden Spitzen, die sich treffen"). Die Bremer kombinierten zunächst sehr gefällig, passten sich den Ball schnell und präzise über mehrere Stationen zu. Die Gastgeber beobachteten diese Passfolgen interessiert, sie warteten auf die Möglichkeit zum flinken Gegenangriff.

Und sobald die Dortmunder den Ball eroberten, passten und sprinteten sie sofort auf das Bremer Tor zu, in einem ersten Versuch schoss Ilkay Gündogan noch am Tor vorbei (6. Minute). Fünf Minuten später schnappte sich Sebastian Kehl in der eigenen Hälfte den Ball, und nun folgte ein typischer Dortmunder Angriff: Kehl spielte zu Jakub Blaszczykowski, Blaszczykowski passte in den Strafraum, der Bremer Verteidiger Aleksander Ignjovski verschätzte sich tollpatschig, Marco Reus verwandelte direkt vom Strafraumeck.

Um Marco Reus, den Fußballer des Jahres, für den Dortmund 17,5 Millionen Euro an Borussia Mönchengladbach überwiesen haben soll, gab es ja in den vergangenen Tagen kleine Diskussionen; es ging dabei weniger um sein offensives Talent, als vielmehr um seinen Beitrag in der kollektiven Dortmunder Defensivarbeit.

Einzelkritik Borussia Dortmund
:Gemeinsam zum Mannschaftsbus

Sebastian Kehl bekommt den ersten Applaus der neuen Saison, Mario Götze braucht zwei Ballkontakte für einen Treffer, Ilkay Gündogan müht sich, möglichst viele Titel zu sammeln - und Marco Reus wird wohl auch den Mannschaftsbus fahren. Die Spieler von Borussia Dortmund beim 2:1 gegen Bremen in der Einzelkritik.

Hendrik Buchheister, Dortmund

Und so kontrollierte der Double-Gewinner der vergangenen Saison nach der Führung auch die Partie, doch dann schlichen sich auf beiden Seiten Nachlässigkeiten in der Verteidigung ein, die zu einem flotten Angriffsspiel führten. Bremen jedenfalls hatte im Mittelfeld häufig viel Platz und Zeit, und das Team wusste damit geschickt umzugehen.

Einzelkritik Borussia Dortmund
:Gemeinsam zum Mannschaftsbus

Sebastian Kehl bekommt den ersten Applaus der neuen Saison, Mario Götze braucht zwei Ballkontakte für einen Treffer, Ilkay Gündogan müht sich, möglichst viele Titel zu sammeln - und Marco Reus wird wohl auch den Mannschaftsbus fahren. Die Spieler von Borussia Dortmund beim 2:1 gegen Bremen in der Einzelkritik.

Hendrik Buchheister, Dortmund

In der 18. Minute überlistete Aaron Hunt die gesamte rechte Dortmunder Seite mit einem klugen Pass in den Lauf von Eljero Elia, der Niederländer war alleine vor dem Tor von Roman Weidenfeller, der sich breit und breiter machte - Elia schoss den Ball direkt auf den Torwart. Sechs Minuten später kam Marko Arnautovic dem Torerfolg noch näher, sein Schuss prallte vom Pfosten zurück ins Feld. Die Dortmunder Führung zur Halbzeit, sie war glücklich.

Auch in der zweiten Hälfte gab es weiter zahlreiche Strafraumszenen auf beiden Seiten. Die beste Gelegenheit hatte Mats Hummels, dessen Kopfball allerdings der neue Bremer Stammtorwart Sebastian Mielitz gut parierte (50.). Beide Mannschaften hielten sich nicht lange im Mittelfeld auf, zügig spielten sie in Richtung des gegnerischen Tores. In der 66. Minute wechselte Werder-Trainer Thomas Schaaf in Nils Petersen einen weiteren Stürmer ein, es war ein klares offensives Signal. Zunächst vergab jedoch erst einmal Kehl nach einer feinen Kombination mit einem überhasteten Abschluss (69.).

Lange war bei den Bremer Angriffen ein Verteidigerbein oder ein Weidenfeller-Arm dazwischen, der Ausgleich fiel erst nach einer Ecke. Arnautovic flankte den Ball von der Strafraumseite in die Mitte, so lässig wie das nur er kann, aus dem Stand nämlich. Am Fünfmeterraum schraubte sich Theodor Gebre Selassie in die Höhe, die Dortmunder schauten wieder einmal nur zu, Gebre Selassie köpfelte den Ball ins Netz (75.).

Drei Minuten später wechselte Dortmund-Trainer Jürgen Klopp in Mario Götze eine weitere Offensivkraft ein, auch das war ein klares Signal. Es war die spielentscheidende Maßnahme. In der 81. Minute passte Robert Lewandowski den Ball zu Götze, der den Ball im Wegrutschen an Mielitz vorbei ins Tor spitzelte.

Es war ein glückliches Tor, für einen glücklichen Sieg, aber dem Titelverteidiger war das gleich. Die Dortmunder bildeten rund um den kleinen Götze ein Knäuel aus jubelnden Spielern, es war spät am Abend, aber wer wollte konnte darin ein bisschen die Sonne erkennen.

© SZ vom 25.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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