Aufstellung des FC Bayern:Rasenschach in der Bundesliga

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Grübelt oft über seine Aufstellung: Bayern-Trainer Pep Guardiola

(Foto: AFP)

Die Liga poltert über die Dreistigkeit von Bayern-Trainer Guardiola, seine Stammspieler gegen Augsburg zu schonen. Doch Guardiola ist bei weitem nicht der Einzige, der bei der Aufstellung auch schon ans übernächste Spiel denkt.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

An diesem Wochenende war viel von "Wettbewerbsverzerrung" in der Liga die Rede. Die Bayern, längst schon der schnellste Meister der Geschichte, hatten ihr Team auf sieben Positionen gegenüber der Aufstellung vom 1:1 bei Manchester United verändert. Zur Schonung, wie Trainer Pep Guardiola bereits am Tag vor dem 0:1 in Augsburg angekündigt hatte: "Die Bundesliga ist vorbei, wir haben gewonnen!"

Der Rest der Liga, der weiter Ambitionen pflegt, kommt sich offenbar vor wie die Gegner des Turbo-Sprinters Usain Bolt, die hinterherhecheln, während Turbo-Usain vorne Faxen macht. Während er es vor dem Zielstrich austrudeln lässt, weil der Sieg sicher ist - und weil er seine erstaunliche Muskulatur nicht gefährden will. Das Rennen ist noch nicht vorbei, da denkt er schon ans nächste.

Ähnlich kalkuliert jetzt Guardiola, plant Züge wie ein Schachspieler, plant fürs nächste Spiel, fürs übernächste, immer mit dem Risiko, dass dabei der Rhythmus abhanden kommt. Dies ist ja gerade die Gefahr beim FC Bayern, dass - da fortan alle Ziele jenseits der Liga liegen - im Alltag das Selbstverständliche verloren geht, die Zwangsläufigkeit, weil der Ball nicht mehr so eng an den Füßen klebt. Es ist ein schmaler Grat, auf dem Guardiola seine Rotationen coacht, verschärft durch einen Unfall, verschärft durch den Thiago-Schock. Thiago war der Einzige, den Guardiola mitgebracht hatte, er war sein Scharnierspieler, Thiago verband das Beste aus beiden Welten: das Heynckes-Gerüst mit frischen Pep-Ideen. Verletzt hatte sich Thiago beim 3:3 gegen Hoffenheim, Guardiola stellte ihn auf, während er andere schon schonte. Ein Personal-Schock, der nachwirkt.

Als Kronzeuge zum Thema "Wettbewerb" hat sich nun Armin Veh, Frankfurts Trainer, zur Verfügung gestellt. Ausgerechnet Veh, der im Februar, vor der München-Reise, seine Rotation so erklärte: "Die spielen in ihrer eigenen Liga! Das übernächste Spiel gegen Braunschweig, gegen einen direkten Abstiegs-Konkurrenten, hat für uns den größeren Stellenwert. Da wäge ich schon ab."

Veh ließ Stammspieler zu Hause, verlor 0:5 - siegte aber daraufhin 3:0.

Am Samstag sagte Veh zur C-Formation des FC Bayern: "Wenn man das gegen Mannschaften macht, die um die Europa-League-Plätze oder gegen den Abstieg spielen, und du schenkst nur ab, dann finde ich das nicht gut."

Soll aber Guardiola verwehrt sein, was Veh für sich zu nutzen wusste?

Jeder bleibt sich in dieser Zunft stets der Nächste. Und so ist auch das Motiv des zweiten Wettbewerbs-Hüters, von Schalkes Manager Horst Heldt ("kein guter Stil!"), rasch enttarnt. Am kommenden Samstag spielen die Bayern gegen Dortmund, erhofft wird Münchner Schützenhilfe für die Ruhrgebiets-Meisterschaft, die dort fast so wichtig wie der deutsche Titel ist. Dafür tut ein Schalker gerne mal, was sonst ein Trainer tut: Er kritisiert die Gegenwart - und zielt in die Zukunft. Er coacht zwei Spiele in einem.

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