Aufregung beim FC Augsburg:Ein Pfiff und viele Diskussionen

Elfmeter Tor von Moritz Hartmann FC Ingolstadt gegen Marwin Hitz Torwart FC Augsburg 35 FC Ingo

Strafstoß zum Sieg: Ingolstadts Moritz Hartmann trifft gegen Schlussmann Marwin Hitz zum späten 2:1.

(Foto: Krieger/Imago)

Nach dem 1:2 beim FC Ingolstadt fordert der FC Augsburg erneut die Einführung des Videobeweises.

Von Kathrin Steinbichler, Ingolstadt

Konstantinos Stafylidis wiegte den Kopf hin und her, was sollte er jetzt schon sagen, so unmittelbar nach diesem Spiel, nach dieser Szene, nach diesem Ergebnis. Der 22-Jährige hatte einen wechselhaften Nachmittag hinter sich. Der griechische Nationalverteidiger, der im Sommer sehr spät erst von Bayer Leverkusen zum FC Augsburg gewechselt war, hatte soeben im Derby beim FC Ingolstadt sein erstes Bundesligator geschossen, ein wunderschönes noch dazu. Mit einem satten Volleyschuss aus 24 Metern hatte er den FCA in Führung gebracht (14.), und als er den Ball im Netz zappeln sah, rannte Stafylidis los, bis die Kollegen ihn eingeholt hatten, und dabei drehte er sich vor Freude einmal um die eigene Achse. Kurz darauf rettete er auch noch auf der eigenen Torlinie mit der Brust für seinen geschlagenen Torhüter Marwin Hitz, der einen Schuss von Ingolstadts Marvin Matip hatte passieren lassen müssen.

"Jetzt ist es ausgeglichen", sagt Matip mit Blick auf die Vorwoche

Konstantinos Stafylidis hätte also der Mann dieses Spiels werden können, vorne wie hinten war er an entscheidenden Aktionen beteiligt, doch "das interessiert jetzt keinen mehr", sagte er nach dem Abpfiff. Und wirklich: Nach den Schlussminuten dieses Derbys, das nach einem späten Elfmeter 2:1 für den FC Ingolstadt endete, drehten sich die Diskussionen weniger um den emsigen Griechen als vor allem um diese eine Strafraumszene kurz vor dem Ende, die eben nicht ein Spieler, sondern der Schiedsrichter entschieden hatte.

Augsburgs Jan Moravek war mit Ingolstadts Pascal Groß in den Zweikampf gegangen und kam vor dem Gegner an den Ball. Schiedsrichter Michael Weiner, der Groß aus nur sechs Metern Entfernung fallen sah, deutete per kurzer Handbewegung zunächst ein Weiterspielen an - und entschied einen Augenblick später doch auf Elfmeter. "Bitter natürlich für Augsburg, aber gut für uns", kommentierte FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl den Strafstoß, den Stürmer Moritz Hartmann mit seinem vierten Saisontor vom Punkt aus zum 2:1-Siegtreffer nutzte (85.).

Die Augsburger Vertreter wollten sich derweil kaum beruhigen: "Eine katastrophale Leistung", ereiferte sich FCA-Trainer Markus Weinzierl über den Unparteiischen, "mir fehlt dazu jedes Verständnis, mehr sage ich besser nicht." FCA-Manager Stefan Reuter sprach von einer "unglaublichen Fehlentscheidung", die die Schwaben "einen Punkt gekostet" und tabellarisch erneut in Bedrängnis gebracht hat. Der FC Augsburg, meinte Reuter weiter, werde über den Schiedsrichter und seine Spielführung auf alle Fälle noch das Gespräch mit dem Verband suchen, "das kann man so nicht hinnehmen".

Noch immer in Rage, erneuerte FCA-Manager Reuter seine Forderung nach der Einführung des Videobeweises: "Wir haben schon bei der Einführung der Torlinientechnik gesagt, dass wir gerne einen Schritt weitergehen würden. Ich bin mir sicher, dass ein vierter Offizieller, ausgestattet mit der entsprechenden Technik und nach Ansicht der Bilder, dem Schiedsrichter seine Meinung über das Headset sagen und so diese Art von Fehlentscheidungen vermeiden könnte."

Dass Augsburg ausgerechnet vom Gegner großes Verständnis für seine Wut erntete, liegt an der Ingolstädter Erfahrung am Spieltag zuvor. Da nämlich hatte der FCI bei Borussia Dortmund unter drei eklatanten Fehlentscheidungen zu leiden, darunter ein aberkanntes Eigentor von Hummels wegen vermeintlichen Foulspiels und ein gewährtes Gegentor aus klarer Abseitsposition. "Jetzt ist es ausgeglichen", schlussfolgerte FCI-Kapitän Matip, der die Wende im Spiel mit angestoßen und die Augsburger Führung per Kopf ausgeglichen hatte (59.). Auch er war der Meinung: "Den Elfmeter musst du nicht geben." Dass der Sieg seiner Elf verdient war, daran zweifelte Matip nicht: "Wir haben über weite Strecken besser gespielt und auch mehr getan für den Torerfolg."

Der FCA steht nun vor der Aufgabe, angesichts der anstehenden Topspiele gegen den FC Bayern sowie gegen den FC Liverpool wieder Zutrauen ins eigene Spiel zu finden. "Das ist jetzt ein schwerer Schlag für uns, ich muss die Jungs erst wieder aufrichten", sagte Weinzierl. Mit nur zwei Punkten ist Augsburg aus dem Winter gestartet, nur zwei Punkte trennen den FCA jetzt noch vom Relegationsplatz. "Die Tabellensituation ist gefährlich", warnte Manager Reuter. Und bei aller Kritik am Schiedsrichter wusste auch er: "Die notwendigen Tore müssen wir schon selbst schießen."

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