Attacke gegen den DFB:Fifa greift mit Zwanziger an

Attacke gegen den DFB: Ein Bild aus alten Tagen, doch auch heute scheinen Fifa-Chef Sepp Blatter und Theo Zwanziger eng zusammenzustehen.

Ein Bild aus alten Tagen, doch auch heute scheinen Fifa-Chef Sepp Blatter und Theo Zwanziger eng zusammenzustehen.

(Foto: Carl Fourie/dpa)

Theo Zwanzigers Attacken gegen den DFB kommen nicht überraschend. Er ist ein Vertrauter von Fifa-Präsident Sepp Blatter, und dieser befindet sich im Wahlkampf - gegen zwei europäische Kandidaten.

Kommentar von Thomas Kistner

Wahlkampf ist, die Schlacht um den Fifa-Thron läuft, Ende Mai stimmen 209 Fußballverbände ab. Amtsinhaber Sepp Blatter, in Kürze 79, zieht alle Strippen, obwohl er ja das Amt und seine Kampagne strikt trennen muss. Die Regel ist richtig - und lächerlich. Richtig, weil ein Präsident im Wahlkampf nicht Apparat und Konten der Fifa nutzen darf. Und lächerlich, weil das nicht zu verhindern ist.

Blatter reicht Millionenboni an die Verbände aus, auch an solche ohne Ballbetrieb, er besiegelt mit dem Afrikaverband ein weiteres Abkommen zur beliebten Entwicklungshilfe. Und jede Aktion zielt auf Europa, das für das Böse in Blatters Fußballwelt steht.

Blatter-Spezl Zwanziger tritt nicht überraschend auf den Plan

Denn zwei Europäer fordern den ewigen Sepp heraus, der die Fifa als Erbmonarchie sieht, in der er sich selbst beerbt: Luis Figo und Hollands Verbandschef Michael van Praag. Dazu Prinz Ali aus Jordanien, der auch auf die USA baut, die seine Kandidatur unterstützen. Das erklärt, warum Attacken nun auch von dort kommen. Es wäre ziemlich töricht, das aktuelle Geschehen nicht als Zangenangriff des Blatter-Imperiums auf Europa zu interpretieren.

Da ist Blatter-Spezl Theo Zwanziger, der im deutschen Fußball isoliert ist und bald das gut besoldete Amt im Fifa-Vorstand an Wolfgang Niersbach abgeben muss. Dass er dem Erzfeind ausgerechnet jetzt die Fifa-Ethiker auf den Hals hetzt, passt ins Bild. Diese Ethiker sind ja bekannt für Urteile, die entweder Blatters Amtsführung als sauber beglaubigen oder seine Gegner attackieren. Da könnte auch Niersbach angezählt werden, Chef des größten Einzelverbands der Welt. Und Blatter-Kritiker.

Parallel dazu die Attacke aus den USA. Die Medien dort wissen schon mehr als am Entscheidungsprozess Beteiligte wie die Uefa oder die Klubvereinigung ECA: dass die WM in Katar im November/ Dezember 2022 stattfinden soll. Das läuft Europas Terminwunsch nach einer Austragung im April/Mai zuwider. Dass der Vorstoß aus den USA kommt, passt dazu, dass die Fifa soeben die dortigen WM-Fernsehrechte an den Sender Fox vergab; ganz still hinter dem Rücken anderer Interessenten wie ESPN und NBC.

Es erstaunt sehr, wenn so ein Milliardendeal ohne Ausschreibung abläuft. Ein Wettbieten hätte den Preis gewiss hochgetrieben - zumal die Chance groß ist, dass die WM 2026 oder 2030 in die USA kommt. So liegt auf der Hand, dass Fox den unattraktiven Fernseh-Termin im Winter 2022 zu schlucken bereit ist - und Blatter hätte ein wichtiges Glied aus der Kette der von Europa geführten Winterverweigerer gebrochen.

Schon der Wahlauftakt zeigt: Mit eigenen Waffen ist Blatter kaum zu schlagen. Auch nicht mit abgenudelten Vorschlägen wie dem von Figo, der die WM aufblähen will. Europas Chance liegt in den Märkten: Der Löwenanteil der Sponsorenumsätze wird in Europa gemacht, dort, wo die Fifa ausgeblattert hat. Hier muss der Kampf geführt werden, nicht in Blatters schillernder Fußballwelt.

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