ATP-Finale in London:Von Rang 1000 auf 38 in einer Saison

Juan Martín del Potro schafft eine famose Aufholjagd, Novak Djokovic wird der 100-Millionen-Dollar-Mann und für zwei Rekord-Brüder gibt es Sachertorte. Zum ATP-Finale die Zahlen einer turbulenten Saison.

Von Gerald Kleffmann

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Abschluss einer außergewöhnlichen Saison

Previews - Barclays ATP World Tour Finals

Quelle: Getty Images

An diesem Sonntag beginnt in London das ATP-Tour-Finale, das Jahresabschlussturnier der Profiserie im Männer-Tennis. In der Group John McEnroe spielen Andy Murray, Stan Wawrinka, Marin Cilic und Kei Nishikori gegeneinander. In der Group Ivan Lendl treten Novak Djokovic, Milos Raonic, Gaël Monfils und Dominic Thiem an. Die Erst- und Zweitplatzierten kommen ins Halbfinale. Das sportliche Schaulaufen ist lukrativ. Schon der Ersatzmann David Goffin kassiert 100 000 Dollar, jeder Teilnehmer fix 179 000 Dollar. Der unbesiegte Champion erhält 2,39 Millionen Dollar. Finanzielle Dimensionen, die ausdrücken, wo der Tennissport angelangt ist. Auch andere Zahlen verdeutlichen, wie außergewöhnlich die zu Ende gehende Saison war. Zur Einstimmung auf die finale Woche einige Fakten zum Tennisjahr 2016.

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Der 100-Millionen-Mann

Previews - Barclays ATP World Tour Finals

Quelle: Getty Images

Novak Djokovic gelangen im Juni drei erstaunliche Leistungen. Bei den verregneten French Open gewann er den letzten Grand-Slam-Titel, der ihm noch fehlte, sowie den vierten in Serie, nach Wimbledon, US Open und Australian Open. Und mit dem Viertelfinalsieg gegen Roberto Bautista Agut durchbrach der Serbe aus Belgrad als erster Spieler die Preisgeld-Grenze von 100 Millionen Dollar. Aktuell summieren sich seine Verdienste auf 104 820 785 Dollar. Roger Federer hängt seit seinem verletzungsbedingten Saisonabbruch im Juli bei 98 830 825 Dollar fest.

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King Roger

Day Nine: The Championships - Wimbledon 2016

Quelle: Getty Images

Dass der Schweizer, selbst wenn er nicht anwesend ist, doch anwesend ist, belegen wieder zwei Auszeichnungen. Der 35-Jährige erhält nun zum 14. Mal in Serie den ATP World Tour Award als beliebtester Spieler der Fans. Und den Stefan Edberg Sportsmanship Award für vorbildliches Auftreten nimmt er zum sechsten Mal in Serie in Empfang, zum zwölften Mal insgesamt. Wie gewaltig groß King Roger ist, hatForbes in harter Währung errechnet. Federers Markenwert in 2016 betrug demnach 37 Millionen Dollar. Damit hat er weltweit alle abgehängt, auch Basketballer LeBron James (34 Mio.), Golfer Phil Mickelson (28 Mio.), Sprinter Usain Bolt (25 Mio.). Nicht mal die Tatsache, dass Federer Anfang November erstmals seit 2002 aus den Top Ten fiel (zurzeit ist er auf Platz 16), verhinderte diese Pole Position.

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Rekord-Brüder

The Championships - Wimbledon 2013: Day Twelve

Quelle: Getty Images

Man hat sich schon so sehr an die Erfolge von Bob und Mike Bryan gewöhnt, dass jeder ihrer Rekorde wie eine Selbstverständlichkeit erscheint. Aber in Wien stellten sie wirklich einen besonderen auf. Die Zwillinge aus den USA gewannen im Doppel ihr 1000. Match. In 19 Jahren macht das durchschnittlich etwa 52 Siege pro Jahr. Inklusive: 16 Grand-Slam-Triumphe - und nun eine Sachertorte samt Kerzen in Wien.

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Zerstörer

The broken racket of Novak Djokovic of Serbia is seen on the court after he smashed it during his men's semi-final match against Ernests Gulbis of Latvia at the French Open tennis tournament at the Roland Garros stadium in Paris

Quelle: REUTERS

Der Italiener Fabio Fognini beherrscht die Gabe, unbeherrscht sein Spielgerät zu zerlegen. Einmal zerbrach er mit Anlauf wie ein Karatekämpfer den Rahmen. In diesem Jahr war er zahm, vielleicht lag das an der Hochzeit mit Flavia Pennetta, US-Open-Siegerin 2015. Gute Zerstörer 2016 waren Novak Djokovic und Alexander Zverev, die aber nicht an den Klassenbesten in dieser Wertung herankamen. Der Bulgare Grigor Dimitrov zerhackte im dritten Satz des Finales von Istanbul drei Rackets in Serie. Wichtig ist ja in solchen Momenten, eine Regel zu beachten, die einst Goran Ivanisevic der Plattform The Tennis Space so erklärte: "Man muss sichergehen, dass man nicht alle Schläger zerbricht, die man in der Tasche hat." So gesehen machte Dimitrov alles richtig. Nach dem letzten Zerhacken kassierte er bei 0:5 das Strafspiel und verlor direkt ohne weiteren Ballwechsel gegen den Argentinier Diego Schwartzman.

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#NextGen

St. Petersburg Open ATP tennis tournament

Quelle: dpa

Das Männertennis steht vor einem Generationswechsel, den es so geballt noch nie gab. Eigens wurde der Ausdruck NextGen kreiert. 15 Profis sind in den Top 200, die erst 20 Jahre oder sogar noch jünger sind. Die Top Ten der Jungen: Duckhee Lee (Südkorea/151.), 18 Jahre, 5 Monate; Stefan Kozlov (USA/152.), 18 Jahre, 9 Monate; Frances Tiafoe (USA/102.), 18 Jahre, 9 Monate; Taylor Fritz (USA/73.), 19 Jahre; Andrey Rublev (Russland/171.), 19 Jahre; Alexander Zverev (Hamburg/24.), 19 Jahre, 6 Monate; Borna Coric (Kroatien/48.), 20 Jahre; Quentin Halys (Frankreich/153.), 20 Jahre; Jared Donaldson (USA/108.), 20 Jahre, 1 Monat; Ernesto Escobedo, (USA/136.), 20 Jahre, 4 Monate. Federer ist mit 35 Jahren und 2 Monaten neuntältester Profi. Methusalem ist der Spanier Ruben Ramirez Hidalgo (147.) - 38 Jahre, 10 Monate.

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Von 1000 auf 38

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Quelle: Vadim Ghirda/AP

Juan Martín del Potro hat einen Preis gewonnen, auf den er stolz ist, aber auf den er auch gerne verzichtet hätte. Weil zum Comeback Player of the Year ernannt zu werden, ja auch bedeutet, dass man lange weg war. Fast drei Jahre, mit ein paar Unterbrechungen, war das bei dem Argentinier der Fall, der drei Handgelenks-Operationen benötigte, um seine linke Hand wieder auf höchstem Niveau belasten zu können. Anfang 2016 stand der 28-Jährige knapp außerhalb der Top 1000 im Jahresranking, jetzt ist er auf Rang 38. Auf dem Weg zu Olympia-Silber bezwang er Djokovic (im Bild) und Rafael Nadal, in Stockholm holte er den Titel. Bemerkenswert: Schon 2011 gewann Del Potro, ein extrem freundlicher, gut aussehender Mann mit Bambi-Augen, die Comeback-Auszeichnung.

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Lebenslange Sperren

A ball boy is silhouetted as he holds up a tennis ball during a match at the Australian Open tennis tournament at Melbourne Park, Australia

Quelle: REUTERS

Nicht nur Helden gehören zum Sport, auch Anti-Helden. Die Tennis Integrity Unit (TIU), die gegen Korruption vorgeht, verhängte 2016 diverse Strafen. Und sie weist nun auch offener darauf hin. Die Organisation geriet Anfang des Jahres in die Kritik, da es hieß, sie würde nicht energisch genug operieren. Der Mexikaner Daniel Garza wurde für sechs Monate gesperrt, die Nummer 1064 der Welt wollte ein anderes Match bei einem Nachwuchsturnier beeinflussen. Zwei türkische Funktionäre wurden für immer gesperrt, sie flogen mit Wettbetrug auf, als sie verzögert Spielstände durchgaben und eine dritte Person Wetteinsätze platzierte. Aufgrund Dopingverstößen sind derzeit neun Profis (inklusive der Frauentour) gesperrt.

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Aufschläger

Erste Bank Open ATP tennis tournament

Quelle: dpa

Der Kroate Ivo Karlovic ist zwar der Rekordhalter bei Assen in der gesamten Karriere (11 572). Aber 2016 schlug Karlovic nur 1131 Asse und wurde Zweiter. Der Amerikaner John Isner kam auf 1159 Asse, im Saisonschnitt auf 23,2 pro Match. Fünf Spiele macht er also allein nur, indem der Gegner keinmal an den Ball kommt. Dafür glänzte Karlovic bei den US Open: 61 Asse in einem Match (gegen Yen-Hsun Lu) bedeuteten einen neuen Bestwert.

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Rock'n'Roll zum Schluss

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Quelle: AP

"Good morning everybody! Rise and shine, it's Rock&Roll time!" - das schrieb Djokovic gerade im Internet. Sein Jahr war auch wild. Zuerst Überflieger, dann in der Sinnkrise. Zuletzt begleitete ihn ein Trainer, der Guru genannt wurde, weil Pepe Imaz Esoterisches einbaut. In London, will Djokovic wohl sagen, will er sich die Nummer 1 zurückholen, die ihm nach 122 Wochen der Schotte Andy Murray erstmals abnahm.

© SZ.de/smoo
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