Atlético Madrid:Simeone steht schon wieder unter Verdacht

Atletico Madrid press conference

Geheimnis eines Schlitzohrs: Immer lächeln. Atlético-Trainer Diego Simeone.

(Foto: dpa)

Vor dem Rückspiel in der Champions League beim FC Bayern leistet sich der Trainer von Atlético womöglich einen weiteren Regelverstoß in der spanischen Liga.

Von Javier Cáceres

Es vergeht längst kein Spiel mehr, bei dem Diego Pablo Simeone, der Trainer von Atlético Madrid, nicht eine Nachricht produziert. Ach was: kein Tag! Unter der Woche, nach Atléticos 1:0-Sieg im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen den FC Bayern, schmückte Simeone das Titelblatt der Gazzetta dello Sport. Die Grafiker des italienischen Blattes pflanzten Simeones Konterfei in das ikonische Foto des Che Guevara: "Comandante Simeone" mit Baskenmütze als Revolutionär wider das "Tiqui-taca". Oder sollte man besser sagen: als Konterrevolutionär?

Wie dem auch sei: Am Sonntag gehörten Simeone wieder viele Titel, diesmal jene der spanischen Sportpresse, doch die Bewunderung hielt sich in Grenzen. Der Grund: Simeone steht wieder in Verdacht, eine Missetat begangen zu haben. Am Rande des 1:0-Siegs gegen das mutige, aber abstiegsgefährdete Team von Rayo Vallecano soll Simeone die Auflagen umgangen haben, die ihm vom spanischen Verband RFEF im Zuge der Ballwurf-Affäre auferlegt worden waren.

Simeone droht schon wieder eine happige Sperre

Simeone, 46, war am Mittwoch für drei Spiele in der Liga gesperrt worden, als Strafe dafür, dass bei Atléticos Pflichtspielsieg der Vorwoche gegen den FC Málaga (1:0) von der Atlético-Bank ein zweiter Ball aufs Feld geworfen worden war, offensichtlich auf Weisung Simeones. Dadurch sollte ein Angriff Málagas vereitelt werden: Wenn zwei Bälle auf dem Rasen sind, ist der Schiedsrichter gehalten, die Partie zu unterbrechen.

Gegen Rayo saß Simeone nun also erstmals auf der Tribüne. Doch dort unterlief er anscheinend die ausdrückliche Kontaktsperre, die im Reglement vorgesehen ist. Neben Simeone saß Torwarttrainer Pablo Vercellone und hatte einen Knopf mit Mikrofon im Ohr - ebenso Kapitän Gabi ein paar Meter weiter unten auf der Bank. Ihr offenkundiger Auftrag: Sie sollten Simeones Instruktionen an Subcomandante Germán Burgos weiterflüstern; Assistenztrainer Burgos vertrat Simeone als Coach an der Seitenlinie. Sollte sich Spaniens Verband dazu durchringen, durchzugreifen, droht Simeone eine happige Sperre: vier bis zwanzig Spiele. Doch ob der Nachweis geführt werden kann, ist fraglich. Atléticos Geschäftsführer Clemente Villaverde baute schon einmal die Verteidigungslinie auf: "Simeone hatte keinen Knopf im Ohr."

Hinsichtlich des Rückspiels gegen die Bayern gab das 1:0 gegen Rayo nicht viel her. Simeone bot ein Reservisten-Heer auf, in der Startelf standen gleich sieben Spieler, die gegen Bayern nicht im ersten Team gelandet waren und von denen die meisten auch keine Gelegenheit erhalten werden, in Fröttmaning aufzulaufen.

Unter den Stammkräften, die zunächst geschont wurden, war auch der französische Nationalspieler Antoine Griezmann; er erzielte nur 60 Sekunden nach seiner Einwechslung sein 30. Saisontor (55. Minute) und sicherte somit einen Sieg, der Atléticos Titelchancen wahrt. Bei zwei ausbleibenden Saisonspielen steht Atlético punktgleich an der Tabellenspitze mit dem FC Barcelona, die Katalanen siegten bei Betis Sevilla 2:0. Auch Real Madrid (1:0-Sieg bei Real Sociedad San Sebastián) bleibt mit einem Punkt Rückstand im Titelrennen.

Die Gedanken der Atlético-Profis sind freilich auf München fokussiert. "Wir stehen vor einem schönen Spiel", sagte Griezmann, "unser Traum ist es, das Finale von Mailand zu erreichen." Gute Nachricht für Simeone gab es am Sonntag: Der zuletzt muskelverletzte Abwehrchef Diego Godín nahm wieder am Mannschaftstraining teil - und dürfte am Dienstag die Verteidigung des Hinspielsiegs organisieren.

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