Atlético Madrid in der Champions League:Hoch und weit reicht völlig aus

Club Atletico de Madrid v FC Barcelona - UEFA Champions League Quarter Final

Die Spieler von Atlético Madrid durften sich freuen - im Rückspiel gelang ihnen ein 1:0 gegen den FC Barcelona.

(Foto: Getty Images)

Erstmals seit 2007 erreicht der FC Barcelona nicht das Halbfinale der Champions League. Beim 0:1 gegen Atlético Madrid scheitern die Katalanen an einem effektiv agierenden Gegner. Die Madrilenen sind damit die große Überraschung unter den letzten vier des Wettbewerbs.

Der Abschlag hat es zuletzt nicht leicht gehabt, zur Erinnerung: Es handelt sich dabei um eine Standardsituation am eigenen Tor, ausgeführt vom Torhüter. So mancher moderner Fußball-Trainer hat ihn als störend im Spielaufbau identifiziert, beim FC Barcelona etwa darf der Torwart den Ball manchmal nur ein paar Meter passen, gerade so weit, dass er den Strafraum verlassen hat.

Diese Variante hat den Vorteil, dass ein ballsicherer Innenverteidiger den Spielaufbau kontrollieren kann. Diese Variante hat den Nachteil, dass der Ball weiter ziemlich nah am eigenen Tor ist. In der Partie des FC Barcelona am Mittwoch bei Atlético Madrid waren noch nicht einmal vier Minuten vergangen, da führte José Manuel Pinto einen kurzen Abschlag aus. Es waren noch nicht einmal fünf Minuten gespielt, da war der Ball einmal an den Pfosten neben Pinto geklatscht. Und einmal war er im Tor gelandet.

José Manuel Pinto durfte noch den einen oder anderen Abschlag ausführen, zur Erinnerung: Es handelt sich dabei um eine Standardsituation, die einen erfolgreichen eigenen Angriff einleiten soll. Zur Erinnerung: Erfolgreich war ein Angriff, wenn er zu einem Tor geführt hat. Pinto gelang dies nicht ein einziges Mal. Der FC Barcelona verlor bei Atlético Madrid 0:1 (0:1); das Hinspiel in Barcelona war 1:1 ausgegangen. Erstmals seit 2007 steht der FC Barcelona somit nicht im Halbfinale der Champions League.

Es war ein intensives, leidenschaftliches Spiel, das lag vor allem an der Leistung von Atlético. Die Spieler von Trainer Diego Simeone liefen. Und liefen. Und liefen noch mehr. So fiel nicht einmal auf, dass Diego Costa, der gefährlichste Stürmer, verletzt fehlte. Die ersten drei Minuten noch war der Ball ausschließlich in der Spielfeldhälfte der Gastgeber. Dann neun Minuten lang nahezu durchgehend in der von Barcelona.

Madrid spielte schnörkellos und dynamisch, hatte das Team den Ball, suchten sie den schnellsten Weg zum Tor, häufig führte dieser durch Lücken in der Abwehr der Gäste. In der 5. Minute traf Costa-Vertreter Adrian erst den rechten Pfosten; nach der unmittelbar folgenden Flanke von David Villa legte erneut Adrian den Ball mit dem Kopf auf für Koke, der ohne Probleme ins leere Tor traf.

Atlético spielte weiter furios, Villa traf den linken Pfosten (11.), Villa traf die Latte (19.). Barcelona hatte zwar mehr Ballbesitz, doch es war ein unangenehmer Ballbesitz, attackierten doch stets zwei, drei oder gleich vier Atlético-Spieler. Die besten Torchancen hatte Lionel Messi, einmal verfehlte er mit einem Kopfball das Tor (13.), einmal mit einem Drehschuss, nach einer starken Einzelaktion von Neymar (24.).

In der zweiten Halbzeit liefen Simeones Spieler nicht mehr ganz so viel, sie zogen sich weit vor das eigene Tor zurück. Doch sie liefen weiter effektiv, ermöglichten Barcelona nur wenige Chancen. In der 48. Minute warf sich Atlético-Torwart Thibaut Courtois mutig Neymar entgegen, es war ein weiterer starker Moment des Brasilianers.

Ansonsten verriegelten die Gastgeber ihren Strafraum so eng, dass Barcelona ungewöhnlich oft flanken musste, meist recht uninspiriert und wirkungslos. Zudem gewann Atlético gerade im eigenen Strafraum die meisten Duelle, vor allem nach hohen Bällen. Die präziseste Flanke kam zu Neymar, dessen Kopfball verfehlte das Tor nur um wenige Zentimeter (78.).

Atlético konzentrierte sich im zweiten Durchgang darauf, die verbliebenen Kräfte sinnvoll zu nutzen. Ein paar energische Konter, mehr nicht. Einmal stand Diego Godin frei vor Pinto, doch seine Kräfte reichten nur noch für ein kümmerliches Schüsschen (70.). In der letzten Minute scheiterte Cristian Rodriguez an Pinto. Ansonsten beschränkten sich die Spieler darauf, den Ball wegzuschießen. Ihre Kräfte reichten, um den Ball hoch und weit zu schlagen, weit weg vom eigenen Tor.

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