Arturo Vidal:Noch ein Eigentor

Die Aufregung in Chile über eine aus dem Ruder gelaufene Party war enorm - und Arturo Vidal entsprechend wütend. In der WM-Qualifikation gegen Paraguay wollte er etwas wiedergutmachen - doch das ging nach hinten los.

Von Javier Cáceres

Zu den ebenso beeindruckenden wie mitunter erheiternden Eigenheiten des Arturo Vidal gehört sein unbändiger, nachgerade kindlich anmutender Drang, etwas wiedergutzumachen, sobald er etwas verbockt hat. Kommt ja hin und wieder vor. Zu Beginn dieser Woche etwa hieß es, auch er sei zugegen gewesen, als die Polizei ein von ihm höchstpersönlich organisiertes, geselliges Beisammensein im Casino Monticello gegen sieben Uhr am Morgen für beendet erklärte. Von wegen, sagte allerdings Vidal, und versicherte, er habe die Veranstaltung zu einer, wie er es formulierte, "vernünftigen" Zeit verlassen: gegen drei Uhr in der Nacht.

Wie immer man Vernunft definieren mag: Ein wenig zu viel Motivation wird schon dabei gewesen sein, als der FC-Bayern-Profi Vidal am Donnerstag (Ortszeit) mit der chilenischen Nationalelf in Santiago in der WM-Qualifikation gegen Paraguay antrat und bei dieser Gelegenheit dem sprichwörtlichen Eigentor vom Wochenbeginn ein echtes Eigentor folgen ließ. Aber was für eins! Nach einem Freistoß versuchte Vidal, am Elfmeterpunkt per Flugkopfball zu klären. Doch der Ball landete im Winkel, unhaltbar für Torwart Claudio Bravo (24.).

Das Tor war auch deshalb schmerzhaft, weil es den Weg zu einer 0:3-Pleite ebnete; Paraguays Treffer zwei und drei erzielten Víctor Cáceres (55.) und Richard Ortíz (90.). "Wir haben nie zu dem flüssigen Spiel gefunden, das uns charakterisiert", klagte Trainer Juan Antonio Pizzi. Für ihn war die Niederlage umso bedauerlicher, als Chile drei Spieltage vor Schluss die Ausrutscher von Kolumbien (0:0 in Venezuela) und Argentinien (0:0 in Uruguay) nicht nutzen konnte. Chile blieb mit 23 Punkten auf dem vierten Tabellenplatz, der die Direktqualifikation für die WM in Russland beschert. Doch zwischen den Tabellenplätzen zwei (Kolumbien) und acht (Ecuador) liegen bei drei verbleibenden Spielen nur fünf Punkte.

Vidal ließ derweil in den Sozialnetzwerken Dampf ab. Er wandte sich gegen die "malaleches" Chiles, also all jene, die Neid und Boshaftigkeit mit der Muttermilch aufgesogen haben, wie sich der Ausdruck gemäß dem "Großen Buch der Beleidigungen" des Linguisten Pancracio Celdrán Gomariz umschreiben ließe. Sie "dürften nun glücklich sein", ätzte Vidal, "aber sorgt euch nicht, es fehlt immer weniger, bis ich weg bin". Weitaus diskreter, aber ähnlich groß war der Frust des lange vom FC Bayern umworbenen Alexis Sánchez. Er hatte im Kreis der Nationalelf schon freudig seinen Wechsel zu Manchester City verkündet. Doch daraus wird nichts. Sein Klub, der FC Arsenal, hatte sich zwar mit dem AS Monaco auf einen Wechsel von Thomas Lemar geeinigt. Aber der Spieler wollte gar nicht zu Arsenal. Folge: Mangels Nachfolger muss Sánchez in London bleiben.

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