Premier League:Arsenal kämpft um Mesut Özil

Premier League - Arsenal vs Tottenham Hotspur

Zeigte eine gute Leistung gegen Tottenham: Mesut Özil.

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Arsenal schlägt den Rivalen Tottenham Hotspur im Derby mit 2:0. Shkodran Mustafi und Alexis Sanchez erzielen die Tore.
  • Auch Mesut Özil überzeugt. Weil er auch in der Defensive arbeitet, feiert ihn das Publikum bei seiner Auswechslung.
  • Özil und Sanchez wären aber aktuell im Sommer ohne Vertrag - und damit ablösefrei zu haben.

Von Sven Haist, London

Selbst nach dem Abpfiff sind die Spuren auf dem Rasen noch sichtbar gewesen, die Shkodran Mustafi an der rechten Eckfahne hinterließ. Bereits im Strafraum nahm er Anlauf, um schließlich mit genügend Schwung den Fans auf seinen Knien entgegen zu rutschen. Sein Jubellauf glich einer Befreiung. "Ich habe durch meine Verletzung etwas Kraft tanken können, insofern war dieser zusätzliche Sprint möglich", witzelte Mustafi. Eine Muskelverletzung zwang den deutschen Nationalspieler im Herbst, für anderthalb Monate zu pausieren. Bei der Rückkehr verlieh Mustafi seinem Team eine selten gesehene Stabilität - und dem FC Arsenal dadurch einen viel beachteten Erfolg.

Das 2:0 der Gunners über Tottenham Hotspur stellt den aufbegehrenden Nachbarn im Norden Londons etwas ruhig. In den vorherigen sechs Spielen gelang Arsenal nämlich kein Sieg gegen die Spurs. Besonders missfiel dem stolzen Klub, die Vorsaison erstmals nach 21 Jahren hinter Tottenham abgeschlossen zu haben. Einige Medien versuchten bereits mit Nachdruck, eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen den beiden Rivalen herbeizuschreiben. Was Arsenal von diesen vorschnellen Thesen hielt, druckte der Verein auf der Titelseite des Stadionhefts ab. Mit vielen kleinen Bildern erinnerte der Klub an die angesammelten Erfolge im Duell mit Tottenham.

Den Zuschauern war die Bedeutsamkeit der 194. Auflage des North London Derby ebenfalls bewusst. Die sonst oft spärlich anwesende Fangemeinde ließ diesmal keinen Platz ungenutzt. Auf dem Unterrang verfolgten die Leute das Spiel nahezu unentwegt im Stehen und sorgten für einen Lärmpegel, der Tottenham einschüchterte. Die Spurs haben seit Februar 2016 (2:1 bei ManCity) kein Auswärtsspiel bei einem der großen englischen Spitzenvereine gewonnen. Die tiefe Abneigung bekamen die teils unerfahrenen Spieler um Trainer Mauricio Pochettino bei jeder Gelegenheit mitgeteilt.

Heimsieg Nummer elf: Arsenal kommt langsam in Fahrt

Besonders unangenehm wurde es für Tottenhams wirkungsloses Angriffsduo Harry Kane und Dele Alli bei ihren Auswechslungen. "Die Atmosphäre war sehr, sehr laut", sagte Mustafi. "Die Fans leben das Derby noch viel mehr als die Spieler. Wir sind meistens auf dem Trainingsplatz, aber die Leute wohnen nebeneinander und ziehen sich damit gegenseitig auf." Nach dem Spiel dröhnte aus den Musikboxen gar der Partyhit "Sweet Caroline". Normalerweise schafft es dieser Schlager eher nicht in englische Fußballstadien.

Der saisonübergreifend elfte Heimsieg hintereinander beweist, dass Arsenal langsam in Fahrt kommt. Zuvor hatte der Klub ja den gegenteiligen Eindruck erweckt mit schwachen Auftritten im Meisterrennen gegen die Konkurrenten Liverpool (0:4), Chelsea (0:0) und Manchester City (1:3). Zu Arsenals Unberechenbarkeit in den Leistungen gehört jedoch auch der Ausschlag nach oben. Innerhalb von 305 Sekunden hoben Mustafi (36.) und Alexis Sanchez (41.) das Patt auf, das sich bis dahin auf dem Spielfeld eingestellt hatte. Dem Kopfballtor Mustafis ging ein minimales Abseits beim Freistoß seines deutschen Landsmanns Mesut Özil voraus.

Diese Zentimeterentscheidung ließ sich bildlich ebenso auf den Qualitätsunterschied zwischen den Rivalen in der ersten Halbzeit übertragen. Mit zunehmender Spieldauer wurde die Differenz dann größer: Tottenhams Kane fiel bloß noch durch seinen Verband am rechten Oberschenkel auf, Pochettino durch seinen Jackenwechsel und Spielmacher Dele Alli, weil er gleich gar nicht mehr auffiel. Die größte Bissigkeit bei den Spurs leistete sich der Trainer nach dem irregulären Treffer: "Ich muss nichts dazu sagen. Jeder hat gesehen, was passiert ist. Es ist nicht leicht, das zu akzeptieren", sagte Pochettino.

Wenger steht vor schwierigen Verhandlungen mit Özil und Sanchez

Tottenhams Vorsprung auf Arsenal ist nun auf einen Punkt geschrumpft, generell trennen die Vereine zwischen dem Tabellen-Zweiten Manchester United und dem Siebten FC Burnley nur vier Zähler. Diese Ausgangslage vor dem notorisch eng getakteten Spielplan im Dezember hilft den Gunners bei den Gesprächen mit ihren Ausnahmekönnern Özil und Sanchez um eine Vertragsverlängerung über den kommenden Sommer hinaus. Sollten die Verhandlungen nämlich scheitern, wären beide ablösefrei zu haben. "Mesut und Alexis lieben den Klub und wollen hier bleiben. Aber es gibt eben auch andere Vereine, die gute Angebote abgeben", sagte Wenger.

Mit Applaus begleitete das Publikum in den Schlussminuten Özil vom Platz und honorierte dessen auffallende Aktivität in der Abwehrarbeit. Die Statistik bescheinigte ihm eine Laufleistung von etwa zwölf Kilometern, einmal eroberte er den Ball zurück nach einem Laufduell mit Tottenhams Christian Eriksen. Am Stadionausgang wartete deswegen extra ein Fan auf Özil, um ihm ins Gewissen zu reden. Neben einem Foto brachte dem Anhänger das einen Handschlag ein. Und dem FC Arsenal die Hoffnung, dass dieses Zusammentreffen bei ihrem Spielmacher bleibenden Eindruck hinterlässt. So wie Mustafis Spur zuvor auf dem Rasen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: