Antoine Griezmann:"Ich werde sagen: Kein Problem!"

Atletico Madrid - AS Rom

Seitfallzieher im November 2017: Antoine Griezmann im Champions-League-Duell von Atlético gegen den AS Rom.

(Foto: Francisco Seco/dpa)
  • Antoine Griezmann, 26, soll vor einem Wechsel im Sommer von Atlético Madrid zum FC Barcelona stehen.
  • Er habe noch nie jemandem die Tür versperrt, sagte dieser Tage Atlético-Trainer Diego Pablo Simeone der französischen Sportzeitung L'Équipe.
  • Ab 1. Januar 2018 gilt für Griezmann eine vertraglich festgeschriebene Ablöse von 100 Millionen Euro, bis zu dem Datum liegt sie bei 200 Millionen.

Von Javier Cáceres

Am Dienstagabend kommt auch die Belegschaft von Atlético Madrid zur Weihnachtsfeier zusammen. Erstmals im Estadio Metropolitano, das in diesem Jahr eingeweiht wurde und ein feines Restaurant beherbergt. Aller Voraussicht nach wird letztmals bei dieser Feier ein französischer Mitarbeiter des Klubs zu Gast sein: Antoine Griezmann, 26. Die Hinweise verdichten sich, dass der feinfüßige Offensivgeist im Sommer, nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland, nicht mehr das rot-weiß gestreifte Trikot Atléticos tragen wird. Sondern ins blau-burgundrote Hemd des FC Barcelona wechselt.

Gerüchte um eine Liaison Griezmanns mit den Katalanen gibt es schon länger. Am Sonntag nun wartete die Zeitung El Mundo Deportivo mit der Meldung auf, dass sich die Schwester Griezmanns, die ihn als Managerin vertritt, sowie deren Eltern in Barcelona mit Barça-Präsident Josep María Bartomeu getroffen haben. Ziel der Unterredung in einem Restaurant der Stadt: Die Finalisierung der letzten Details des Vertrages, den der agile Franzose schon bald unterschreiben und dann ab dem Juli 2018 mit Leben füllen soll.

"Wenn diese Zeitung das schreibt, dann wird das so stimmen", sagte der frühere Barça-Profi Guillermo Amor, der heute im Klubvorstand das Amt mit dem sperrigen Titel "Institutionelle Beziehungen" bekleidet, also für die Außendarstellung zuständig ist. Auch bei Atlético haben sie sich bereits damit abgefunden, dass Griezmann die Farben wechselt.

Griezmann kokettierte zuletzt häufig mit möglichen neuen Klubs

Er habe noch nie jemandem die Tür versperrt, sagte dieser Tage Atlético-Trainer Diego Pablo Simeone der französischen Sportzeitung L'Équipe. Simeone erinnerte an die Abschiede von Spielern wie Stürmer Diego Costa, der kurz vor einer Rückkehr vom FC Chelsea steht, oder Arda Turan, der noch beim FC Barcelona spielt. "Wenn ein Spieler zu mir kommt und sagt: 'Trainer, ich habe die Möglichkeit in einer bestimmten Mannschaft zu spielen, ich will weg', und er hat alles für mich getan, so wie Griezmann es tut, werde ich sagen: Kein Problem!"

Die Anhänger Atléticos können mit der Personalie nicht ganz so entspannt umgehen. Was auch daran liegt, dass Griezmann auf dem Transfermarkt zuletzt häufiger mit Gelegenheitskontakten kokettierte. Mal erklärte der Franzose, die Wahrscheinlichkeit, bei Manchester United zu landen, liege auf einer Skala von eins bis zehn bei "sechs". Dann wieder bejahte er die Frage, ob er gern mal mit den Paris-Saint-Germain-Perlen Neymar und Kylian Mbappé zusammen spielen möchte, was nur Atlético-Präsident Enrique Cerezo zu Heiterkeit animierte: "Dann müssen wir halt Neymar und Mbappé kaufen."

In den Ohren der Atlético-Fans klangen Griezmanns Worte nach Geringschätzung. Die Quittung: Beim letzten Derby gegen den Stadtrivalen Real Madrid vor einem Monat (0:0) pfiffen sie Griezmann aus. Zumal er in dieser Saison, in der Atlético neben Manchester City und Barça eine der drei ungeschlagenen Mannschaften in Europas fünf großen Ligen ist, nicht ganz so brilliert wie im Vorjahr. In 17 Pflichtspielen kam Griezmann auf sieben Tore.

Noch im Winter soll ein Verteidiger aus Kolumbien zum FC Barcelona kommen

Das Interesse Barcelonas ist dennoch nicht erkaltet. Vor zwei Jahren hatte der damalige Trainer Luis Enrique dem Präsidenten Bartomeu gesagt, er solle sparen. Denn Griezmann, Schützenkönig der EM 2016 in Frankreich, sei der Einzige, der dem mittlerweile gesprengten "Dreizack"-Sturm aus dem Argentinier Lionel Messi, dem Brasilianer Neymar und dem Uruguayer Luis Suárez Konkurrenz machen könne.

Das Geld für Griezmann hat Barcelona heute, unter anderem durch den spektakulären Neymar-Transfer zu Paris Saint-Germain. Neymar spülte den Rekordbetrag von offiziell 222 Millionen Euro in die Kasse der Katalanen. Griezmanns Preis liegt demnächst erheblich niedriger. Ab 1. Januar 2018 gilt für ihn eine vertraglich festgeschriebene Ablöse von 100 Millionen Euro, bis zu dem Datum liegt sie bei 200 Millionen.

Die 15 teuersten Transfers im Fußball

222,0 Mio. Euro, Neymar (Paris SG), 2017

105,0 Mio., Ousmane Dembelé (FC Barcelona), 2017

105,0 Mio., Paul Pogba (Man. United), 2016

101,0 Mio., Gareth Bale (Real Madrid), 2013

100,0 Mio., Antoine Griezmann (FC Barcelona), 2018

94,0 Mio., Cristiano Ronaldo (Real Madrid), 2009

90,0 Mio., Gonzalo Higuain (Juv. Turin), 2016

88,2 Mio., Neymar (FC Barcelona), 2013

84,7 Mio., Romelu Lukaku (Man. United), 2017

81,7 Mio., Luis Suarez (FC Barcelona), 2014

77,5 Mio., Zinédine Zidane (Real Madrid), 2001

75,0 Mio., Naby Keita (FC LIverpool), 2018

75,0 Mio., James Rodriguez (Real Madrid), 2014

75,0 Mio., Angel di Maria (Man. United), 2014

74,0 Mio., Kevin De Bruyne (Man. City), 2015

Die Summen sind überwiegend geschätzt

Die Halbierung wurde im Sommer vereinbart. Atlético wollte Griezmann unbedingt im Jahr des Umzugs vom Estadio Vicente Calderón ins Estadio Metropolitano im Klub halten. Zudem sollte die Zeit überbrückt werden, in der Atlético mit einer Transfersperre durch den Weltverband Fifa belegt war. Diese endet im Januar. Das Gehalt Griezmanns wurde über eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2022 auf angeblich 14 Millionen Euro angehoben. Es dürfte bei Barça kaum sinken.

Nach baldigem Vollzug reiht sich also ein weiterer Transfer in die Liste derer ein, die im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Barcelona reichte circa 105 der 222 Neymar-Millionen bereits an Borussia Dortmund weiter, für den Stürmer Ousmane Dembélé, der wegen Verletzung noch nicht so recht zur Geltung kommt. Und im Sommer muss Paris auch die 180-Millionen-Option für den derzeit noch vom AS Monaco ausgeliehenen Mbappé ziehen. Die inflationäre Preisentwicklung auf dem Fußballmarkt geht also unverdrossen weiter. Auch wegen der Aufrüstungsbemühungen des FC Barcelona.

Noch im Winter soll Kolumbiens Verteidiger Yerri Mina von Palmeiras São Paulo kommen und die Planstelle von Javier Mascherano einnehmen; der Argentinier will in China für die WM in Russland Spielpraxis sammeln. Barça besitzt ein Vorkaufsrecht für Mina, der neun Millionen Euro kosten soll. Standesgemäßer wirkt da ein anderer Traum, den Barça im vergangenen Sommer noch nicht realisieren konnte. Die Katalanen wollen weiterhin den brasilianischen Regisseur Coutinho vom FC Liverpool loseisen. Sein Preis: angeblich 150 Millionen Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: