Angelique Kerber:Lähmende Leere

Lesezeit: 2 min

5:7, 1:6 gegen die Nummer 73 der Weltrangliste: Nach ihrer schnellen Niederlage in Doha kritisieren die örtlichen Zeitungen die deutsche Australian-Open-Siegerin. Diese zieht sich jetzt erst mal zum Kraftschöpfen zurück.

Angelique Kerber will nach ihrer frühen Niederlage beim Tennisturnier in Doha Kraft tanken. In den nächsten Tagen will sie bei ihren Großeltern in Puszczykowo in Polen entspannen und trainieren, kündigte die 28-Jährige nach ihrem 5:7, 1:6-Aus in Runde zwei gegen die Chinesin Saisai Zheng an, die Nummer 73 der Weltrang liste; in der ersten Runde hatte sie von einem Freilos profitiert. "Ich werde aus dieser Niederlage jetzt kein Drama machen. Ich habe immer noch eine Menge Selbstvertrauen von meinem Sieg in Melbourne in mir", sagte Kerber, die aber einräumte: "Natürlich ist das jetzt als Major-Gewinnerin eine neue Situation für mich." Am 30. Januar hatte Kerber in Melbourne als erste deutsche Spielerin seit Steffi Graf 1999 (French Open) ein Grand-Slam-Turnier gewonnen.

Druck habe sie in den vergangenen Jahren als Top-Ten-Spielerin allerdings auch schon gehabt. "Ich denke, es kam im Match einfach alles zusammen. Es war nicht mein Tag, ich hatte das Gefühl, dass nichts klappt", sagte die Top-Gesetzte, mit der die örtlichen Medien nach der überraschenden Niederlage nicht zimperlich umgingen. "In Melbourne wurde sie zur neuen Tennis-Queen. Hier hat sie zur Bestürzung der Zuschauer eine glanzlose Show gezeigt", kommentierte die Zeitung Qatar Tribune. The Peninsula schrieb: "Zheng schickte Kerber zum Kofferpacken. Am Ende ging es doch etwas zu schnell."

Bundestrainerin Rittner hatte ihr zu einer Auszeit geraten

Kerber waren 38 vermeidbare Fehler unterlaufen, sechsmal gab sie ihren Aufschlag ab, der zweite Satz dauerte lediglich 28 Minuten. Schon während des Matches hatte Kerber über die lähmende "Leere" im Kopf geklagt und ihrem Coach Torben Beltz zugerufen: "Ich habe gar nichts mehr in mir. Ich kann mich überhaupt nicht pushen." Kerber wirkte ausgelaugt. "Die ganzen Dinge nach Melbourne haben viel Spaß gemacht, es waren neue, tolle Erfahrungen. Aber natürlich war es auch anstrengend", sagte sie selbst. Was Kerber selbst nicht aussprach, aber offensichtlich war: Auf den Trip an den Persischen Golf hätte sie besser verzichten sollen. Die Dienstreise nach Doha kam nach dem Medien-Rummel und ihrem Einsatz im Fed Cup gegen die Schweiz (2:3) unmittelbar nach der Rückkehr aus Australien eindeutig zu früh. Der ehemalige Bundestrainer Klaus Hofsäss hatte der Trubel um Kerber sogar an die alten "Steffi-Graf-Zeiten" erinnert. Zu einer längeren Auszeit hatte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner geraten. Und es gab Alarmzeichen. Kerbers Körper hatte auf den Stress reagiert. Die deutsche Nummer eins kränkelte zwischendurch - und schlief schlecht. Und noch etwas verlief bislang nicht reibungslos: Auf den per Post aus Australien Richtung Europa versendeten Siegerpokal wartet sie gut drei Wochen später noch immer. "Er steckt in Warschau fest. Aber ich hoffe, ihn bald zu bekommen. Darauf freue ich mich schon sehr", sagte Kerber. Als nächste Turniere stehen die wichtigen Hartplatz-Events in Indian Wells ab dem 9. März und in Miami ab dem 22. März an.

© SZ vom 25.02.2016 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: