Angelique Kerber bei den US Open:Gerannt, gekämpft und doch verloren

Angelique Kerber unterliegt im Achtelfinale der US Open der Italienerin Sara Errani in einer hochklassigen und spannenden Partie. Sie zeigt sich zufrieden mit ihren Auftritten in den USA, hofft auf eine Teilnahme an der WM im Oktober - und gönnt sich nun erst einmal eine besondere Pause.

Jürgen Schmieder

Die offizielle Statistik der US Open weist allerhand interessante Daten über eine Partie auf, von der Anzahl gewonnener Punkte, wenn der Aufschlag wuchtiger war als 82 Meilen pro Stunde, bis hin zu einer genauen Auflistung, wohin ein Akteur seine Volleys geschlagen hat. An diesen Zahlen kann man mitunter ablesen, warum der eine Spieler gewonnen hat und der andere nicht.

Angelique Kerber

Viel gerannt und doch zu viele Fehler: Angelique Kerber bei ihrer Partie gegen Sara Errani.

(Foto: AP)

Es gibt aber auch Daten, die nicht vermerkt sind in diesen Statistiken - was ein wenig schade ist, weil Angelique Kerber durchaus die Chance gehabt hätte, mit ihrer Achtelfinal-Partie gegen Sara Errani in die Geschichte einzugehen: Als Spielerin mit den meisten gelaufenen Kilometern. Kerber rannte an der Grundlinie, sie rannte ans Netz, sie erlief unglaubliche Bälle. Doch am Ende verlor sie mit 6:7 und 3:6.

"Sie war heute besser, was soll ich sagen", sagte Kerber nach der Partie, "man muss auch verlieren können. Sie hat unmenschlich gut gespielt, kaum Fehler gemacht. Ich war mutig und habe alles versucht, aber dann eben zu viele Fehler gemacht." Diese Fehler sind ebenfalls in der Statistik vermerkt: Ihr unterliefen 38 leichte Fehler, einige davon in entscheidenden Momenten. Im Tie-Break des ersten Satzes etwa, Kerber hatte sich gerade von 3:6 auf 5:6 heran gespielt - und verlor den Satz mit einem Doppelfehler.

Es war eine packende und hochklassige Partie zwischen Kerber und Errani, die sich bereits im Viertelfinale der French Open ein spannendes Duell (Errani gewann 6:3 und 7:6) geliefert hatten. Die Italienerin agierte variabel von der Grundlinie aus, sie schickte Kerber von der einen Ecke in die andere und streute hin und wieder hohe und kurze Bälle ein.

Kerber erlief viele dieser Bälle, ihr gelangen zahlreiche spektakuläre Punktgewinne wie Mitte des ersten Satzes, als sie einen Stoppball erlief und gefühlvoll mit der Rückhand im Feld platzierte. Ihr unterliefen aber auch einige leichte Fehler, was vor allem daran lag, dass sie im Zuge der Ballwechsel teils unglaubliche Laufstrecken zurücklegen und am Ende häufig einen riskanten Schlag versuchen musste.

"Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich das Match nicht gewonnen habe. Aber insgesamt bin ich mit meiner Amerika-Tour hier zufrieden. Ich bin auf einem guten Weg und habe noch Luft nach oben", sagte Kerber. In Cincinnati hatte sie das Finale erreicht, sie hatte zahlreiche Top-Ten-Spielerinnen wie Maria Scharapowa und Serena Williams bezwungen, in der Weltrangliste wird sie derzeit auf Rang sechs geführt.

"Ich bekomme noch meine Chancen, so alt bin ich ja noch nicht", sagte Kerber nach der Begegnung. Nach den US Open hat sie nun die Chance, Ende Oktober bei der WTA-WM in Istanbul dabei zu sein: "Das wäre ein Highlight, und ich hoffe, dass es klappt. Aber es ist noch ein weiter Weg, und im Moment verschwende ich daran noch keinen großen Gedanken." Nach einer kurzen Pause fährt Kerber nach Asien, um dort noch einige Turniere zu spielen und die nötigen Punkte zu sammeln, um sich für das Event in der Türkei zu qualifizieren.

Zu der Pause gehört für Kerber übrigens ein Besuch bei Tiffany's und eine Shopping-Tour auf der Fifth Avenue: "Das mach' ich bestimmt - und ich entscheide spontan, was mir gefällt." Auch dort werden keine offiziellen Statistiken geführt - aber es ist zu erwarten, dass Kerber dort ebenso viele Kilometer zurücklegt wie bei ihrer Partie gegen Errani.

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