Andy Murray:"Ich sehe nicht ein, warum eine Frau keinen Mann trainieren soll"

Andy Murray: Andy Murray litt darunter, dass er so lange auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten musste.

Andy Murray litt darunter, dass er so lange auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten musste.

(Foto: AP)

Andy Murray fehlt nur noch ein Sieg zur Nummer eins im Tennis. Mit der SZ spricht er über seine jahrelange Rivalität mit Djokovic, Federer und Nadal und darüber, wie er seine Trainer auswählt.

Von Gerald Kleffmann

Trotz vieler Verpflichtungen war Andy Murray auffallend entspannt, als ihn SZ-Tennisreporter Gerald Kleffmann in Wien zum Interview traf. Der Grund kam zum Einstieg in das Gespräch heraus: Der 29 Jahre alte Schotte hatte am Tag zuvor einen sehr ruhigen Abend verbracht. Seine Frau Kim hatte mit ihrer Mutter eine Opern-Aufführung besucht, Murray hatte die sechs Monate alte Tochter Sophia gehütet. Seine Opern-Begeisterung, ließ er durchblicken, halte sich in scharf umrissenen Grenzen.

Weit mehr als zum Musiktheater fiel Murray zu Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic ein - zusammen mit dem Schweizer, dem Spanier und dem Serben bildet er die sogenannten "Großen Vier", die den Tennissport seit einigen Jahren prägen. Die Rivalität zwischen den Ausnahmespielern reicht bis in deren Jugend zurück.

"Rafa traf ich zum ersten Mal, als wir zwölf waren. Er war exakt wie heute. Er hatte schon als Junge auf dem Platz diese Manierismen, diese Energie. Sogar das Stöhnen", erzählt Murray. Mit Novak Djokovic maß er sich erstmals, als der elf war: "Er hat sich auch nicht viel verändert, er war immer offen, redete mit allen, machte Späßchen", so Murray, der aktuell an der Schwelle steht, Djokovic als Nummer eins der Tennisweltrangliste ablösen zu können. Es wäre das erste Mal, dass er die prestigeträchtige Nummer übernimmt.

"Es wäre naiv anzunehmen, unser Sport wäre sauber"

Im Gespräch schildert Murray, wie sehr er darunter litt, dass er so lange auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten musste. "Das war hart. Da war der Druck für mich am größten. Weil ich in der Weltrangliste immer Zweiter, Dritter, Vierter war und einfach nicht gewinnen konnte", schildert Murray. Der Druck, der sich über Jahre aufbaute, fiel erst mit dem Titel 2012 bei den US Open von ihm ab: "Das war erlösend", gibt Murray zu.

Ein Grund für den Erfolg: Seine Zusammenarbeit mit dem einstigen Tennis-Champion Ivan Lendl, den Murray in diesem Jahr ein zweites Mal engagierte, nachdem er sich von Amélie Mauresmo getrennt hatte. Die Verwunderung in der Szene, warum er die einstige französische Top-Spielerin als Trainerin engagierte, kann Murray bis heute nicht verstehen. "Ich trenne nicht nach Geschlechtern. Ich sehe nicht ein, warum eine Frau keinen Mann trainieren soll", sagt er.

Anders als viele andere Szene-Größen äußert Murray sich auch dezidiert zum Thema Leistungsmanipulationen. "Es wäre naiv anzunehmen, unser Sport wäre sauber", sagt er, "kein Sport ist das." Er wünscht sich, dass mehr gegen das Problem unternommen wird. Das, so Murray, funktioniere aber nur, "wenn man die besten Anti-Doping-Verfahren, die es immer wieder gibt, auch zulässt und umsetzt. Es würde auch helfen, offener über dieses Thema zu reden".

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