Nun, da die Bayern-Profis im Trainingslager eingetroffen sind, und Joachim Löw seinen endgültigen Kader benannt hat, ist es Zeit für eine erste Bilanz: Welcher Nicht-Bayern-Profi hat die Abwesenheit der Münchner nutzen können, um sich aufzudrängen? Wer hat überzeugt, und wenn ja, womit? Und warum hat Löw nicht alle nach Hause geschickt, die beim 3:5 gegen die Schweiz dabei waren? Am Ende war dem Bundestrainer jedenfalls mal wieder ein kleines Täuschungsmanöver gelungen: Nach dem Schweiz-Spiel war ja allgemein vermutet worden, dass die Spieler mit den Nummern 24 bis 27 (Draxler, Bender, Bender, ter Stegen) die Streichkandidaten seien - wie 2008, als die überzähligen Nummern 24 bis 26 (Jones, Marin, Helmes) gehen mussten. Diesmal galt das nur fast: Ein Bender durfte bleiben. Hat Löw die richtigen Nummern gezogen bzw. gestrichen? Eine total fachliche SZ-Bewertung.
Von Boris Herrmann und Christof Kneer
1 Manuel Neuer: Bestätigt die These, dass die Rückennummern doch etwas zu bedeuten haben: Auf ihn kann niemand verzichten, allein schon wegen eines möglichen Elfmeterschießens.
2 Ilkay Gündogan: Bestätigte die These, dass Rückennummern nichts zu bedeuten haben: Wird ja auf keinen Fall "Nummer 2", also Rechtsverteidiger spielen. Galt als Wackelkandidat, weil seine Position, die Sechs, bereits hochkarätig besetzt ist. Blieb aber im Kader, weil er exzellent trainiert hat - und weil er die Tradition der unverzichtbaren Zweier fortsetzen muss. Bei den letzten EM-Turnieren trugen diese Nummer Marcell Jansen, Andreas Hinkel und Markus Babbel.
3 Marcel Schmelzer: Die kurioseste Personalie im Kader: Hätte einerseits zu den Heimfahrern gehören können, ist andererseits aber potentieller Stammspieler. Sein Status als Monopolist (außer Lahm einziger Linksverteidiger im Kader) verleiht ihm Immunität. Fremdelt von allen Dortmundern am meisten. Seine Vorstellung in Basel ist ein Plädoyer dafür, Lahm links spielen zu lassen.
4 Benedikt Höwedes: Seine Vorstellung in Basel ist ein Plädoyer dafür, Lahm rechts spielen zu lassen.