America's Cup:Schneller als der Wind

America's Cup Match Presented by Louis Vuitton - Previews

Trainiert für das Finale: Das amerikanische Team vor Bermuda.

(Foto: AFP)

Wie erreichen die Segelboote beim America's Cup derart hohe Geschwindigkeiten? Was macht der Skipper, und wer wird "Pitbull" gerufen? Wissenswertes zur bekanntesten Regatta der Welt.

Ob es diesmal wieder so spannend wird? Beim letzten America's Cup ereignete sich eine der spektakulärsten Aufholjagden der Sportgeschichte: Das amerikanische Segelteam lag vor vier Jahren bereits 1:8 gegen Neuseeland zurück. Doch dann holte die US-Crew tatsächlich auf und gewann am Ende 9:8. Nun haben die Neuseeländer von Samstag an die Möglichkeit zur Revanche und die Möglichkeit, den Pokal "dorthin zu holen, wo er hingehört", wie Peter Burling, der selbstbewusste Skipper der Neuseeländer, in dieser Woche kundtat.

Die Regatta

Der America's Cup, der 1851 als Wettfahrt zwischen Großbritannien und den USA rund um die Isle of Wight begann, ist die bekannteste Regatta der Welt - und die älteste internationale Sporttrophäe. Um den Pokal segeln traditionell nur zwei Yachten - der Herausforderer und der Titelverteidiger. Der Herausforderer wird zuvor durch eine Ausscheidungsrunde mehrerer Nationen bestimmt, in diesem Jahr setzten sich die Neuseeländer durch. Die Regatta findet im Durchschnitt nur alle drei bis vier Jahre statt; der Titelverteidiger bestimmt den Zeitpunkt und Austragungsort in Absprache mit dem Herausforderer-Team und dem Veranstalter. In diesem Jahr findet der America's Cup im Großen Sund statt, einer idyllischen Bucht der Bermuda-Inseln, die bekannt für ihr türkisfarbenes Wasser ist. Bislang hatten die Veranstalter allerdings wenig Wetterglück. Mal wehte der Wind gefährlich stark, mal zu schwach.

Die Vorrunde

Fünf Nationen segelten im Rahmen der Herausforderer-Runde um die Chance, gegen die USA im Finale anzutreten: Neuseeland, Schweden, Frankreich, Großbritannien und Japan. Der enorme finanzielle Aufwand reguliert die Anzahl der Teilnehmer dabei automatisch - die Budgets der Teams betragen bis zu 100 Millionen Euro. Die Segler konkurrieren somit nicht nur auf dem Wasser, sondern auch um Sponsoren. Wegen der technologischen Entwicklung ist der Segelsport vor allem interessant für Konzerne aus Luftfahrt- und Automobilindustrie. In der Vorrunde setzte sich Neuseeland souverän durch - auch weil Schwedens Skipper Nathan Outteridge bei einem Rennen spektakulär über Bord ging.

Das Finale

Das America's Cup Match, das am Samstag beginnende Finale der Regatta, wird im Best-of-13-Modus gesegelt - wer zuerst sieben Rennen für sich entscheidet, gewinnt. Die USA gehen dabei aufgrund einer regeltechnischen Besonderheit mit einem Punkt Vorsprung ins Rennen: Der Titelverteidiger ist nicht nur automatisch für das Finale qualifiziert, sondern hatte in der diesjährigen Regatta zusätzlich die Möglichkeit, an der Vorrunde teilzunehmen und einen Bonuspunkt zu gewinnen. Das gelang. Da Neuseeland jedoch in der Herausforderer-Runde allen davon segelte, gelten die "Kiwis" als ein eingespieltes Team und werden von Experten als leichte Favoriten gehandelt.

Die Boote

Segel-Traditionalisten kritisieren die Technik der heutigen Boote, da die futuristisch anmutenden Katamarane nur noch wenig mit einem geläufigen Segelboot gemein haben. 2010 entschied man sich für die Zulassung von Mehrrumpfbooten, seit 2013 sind sogar Katamarane erlaubt, die mithilfe von unter dem Rumpf befestigten Tragflächen, sogenannten Foils, über das Wasser gleiten. 2017 schrumpften die Boote auf nur 15 Meter Länge bei einem Gewicht von zweieinhalb Tonnen - und wurden noch schneller.

Auch die weißen Segel sind längst Starrsegeln gewichen, die in ihrer Funktion Flugzeugflügeln nachempfunden sind: Sie sind aus Karbonmaterialien gefertigt und generieren analog zu den Tragflächen eines Flugzeugs Auftrieb entgegen des Windes, der das Boot nach vorne beschleunigt. Mit bis zu 90 Stundenkilometern sausen die Katamarane über das Wasser und sind viel schneller als der Wind. Deswegen wird der America's Cup auch als "Formel 1 des Wassers" bezeichnet - mit einem entscheidenden Unterschied: Motoren sind an Bord nicht zugelassen. Die über Kurbelsysteme von den Seglern erzeugte Energie wird in mechanischen Hydrauliksystemen gespeichert und anschließend genutzt, um beispielsweise die Foils zu heben oder zu senken.

Duell der Skipper

America's Cup: Rotes Segel: Das Team aus Neuseeland.

Rotes Segel: Das Team aus Neuseeland.

(Foto: AP)

Die Crew

Die Mannschaft eines America's-Cup-Katamarans besteht aus sechs Männern, die austrainierte Athleten sind und aufgrund von festgeschriebenen Gewichtsbestimmungen zusammen nicht mehr als 525 Kilo auf die Waage bringen dürfen. Geführt wird das Team vom Skipper, dem Teamchef an Bord, der das Team koordiniert und taktische Entscheidungen trifft. Neben ihm steht ein Steuermann, der das Boot meist lenkt und die schnellste Route in Absprache mit seinem Skipper festlegt.

Den zwei maßgeblichen Köpfen stehen vier Matrosen an Bord zur Seite, die neben der körperlichen Arbeit - der Versorgung des bootseigenen Hydrauliksystems mit Energie - meist in Doppelfunktion in Erscheinung treten: Der Taktiker beispielsweise versorgt den Steuermann mit Informationen zu Wasser- und Windverhältnissen, während der Trimmer das Starrsegel in optimaler Ausrichtung zum Wind setzt.

Das Duell

Mit Jimmy Spithill (Team USA) und Peter Burling (Team Neuseeland) treffen im Finale zwei Skipper in unterschiedlichen Phasen ihrer Karriere aufeinander: Der 37-jährige Spithill gilt als zur See fahrende Legende, ist für seinen trockenen Humor bekannt und wird aufgrund seiner aggressiven Taktik "Pitbull" genannt - er gewann den America's Cup bereits zweimal. Der 26-jährige Peter Burling hingegen gilt als großes Talent: Der Olympiasieger von Rio wurde für den America's Cup rekrutiert, als sein Vorgänger Dean Barker vor vier Jahren die neuseeländische 8:1-Finalführung vergab - gegen einen gewissen Jimmy Spithill.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: