Marcus Mariota (Tennessee Titans, 1 Playoff-Spiel)
Vor ein paar Wochen an einem Mittwoch stand Marcus Mariota, 24, wie nach dem Training so üblich, den Medienvertretern gegenüber. Doch statt deren erste Frage abzuwarten, entschuldigte er sich bei den Journalisten, bevor überhaupt einer den Mund aufmachen konnte. "Es tut mir leid, wie ich mich bei der Pressekonferenz nach dem Spiel am Sonntag verhalten habe, das war unhöflich", sagte er. Irritierte Blicke unter den Fragestellern. Einer meldete sich zu Wort: Er spreche für alle, wenn er sage, dass niemand sein Verhalten für unangemessen gehalten habe.
Und tatsächlich war es das auch nicht: Direkt nach der Niederlage gegen die Arizona Cardinals, bei der er selbst kein gutes Spiel machte, wirkte Mariota zwar angefressen und kurz angebunden, beantwortete aber dennoch jede Frage. Von seiner Mutter habe er sich anschließend aber etwas anhören müssen, deshalb die Entschuldigung, erklärte der Hawaiianer mit ernster Miene.
Das ist Marcus Mariota. Er ist einer der stilleren Anführer in der NFL und auch ansonsten das komplette Gegenteil von Tom Brady. Am frühen Sonntagmorgen treffen zwei Generationen aufeinander. Noch nie war der Altersunterschied zwischen zwei Quarterbacks in den Playoffs so groß. Dort, wo Brady am Spielfeldrand seinen Trainer anschnauzt, obwohl er selbst es war, der einen Fehler gemacht hat, entschuldigt sich Mariota bei seinen Mitspielern. Dort, wo Brady Gegenspielern aus dem Weg geht, obwohl er für seine Mitspieler den Weg freiblocken könnte, wirft sich Mariota mit voller Wucht in seinen Gegenüber.
Dass Mariota nur dann zum Egoisten wird, wenn es der Zufall so will, bewies die erste Runde der Playoffs am vergangenen Wochenende: Auf der Flucht vor heranrasenden Gegenspielern setzte er zum Wurf an, der Ball prallte einem Verteidiger an die Hände und von dort zurück zu Mariota. Der fing ihn und trug ihn zum Touchdown in die Endzone. Mariota wurde als Empfänger des Touchdown-Passes in der Statistik vermerkt - und als Werfer.