Amateurfußball:Die Torwand lockt

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Im Streit mit dem Bayerischen Fußball-Verband um Video-Berichterstattung will ein Portal die Klubs selbst filmen lassen.

Von Christoph Leischwitz

Bevor die Parteien begannen, vor diversen Gerichten zu kommunizieren, hatten sie sich zusammengesetzt und eine mögliche Fusion besprochen. Rund fünf Jahre ist das nun her, das Amateurfußball-Portal fupa.net von Betreiber Michael Wagner war damals noch sehr jung, aber trotzdem schon recht erfolgreich. Erfolgreich genug, um dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) aufzufallen, der auf seiner eigenen Homepage damals nur wenige technische Neuerungen anbot. Doch aus einer Kooperation wurde nichts, trotz mehrerer Zusammenkünfte. Zu den Gründen für das Scheitern erfährt man wenig, doch es dürften schon damals dieselben gewesen sein, die auch jetzt den Streit schwelen lassen und immer wieder anfachen: Geld zum einen. Und zum anderen eine unterschiedliche technische Herangehensweise.

Mittlerweile existieren Liveticker-Angebote von fupa.net und bfv.de nebeneinander, bei bewegten Bildern ist die Angelegenheit allerdings komplizierter. Fupa wirft dem Verband vor, in den höchsten Amateurklassen von der Regional- bis zur Landesliga nicht filmen zu dürfen. Was so nicht ganz stimmt: Fupa-Mitarbeiter dürften das sehr wohl, sie müssten die Videos allerdings dann auch dem Verband zur Verfügung stellen. Fupa hatte gegen Anfang des Jahres zusammen mit dem Kooperationspartner Mittelbayerische Zeitung und weiteren Blättern beim Landeskartellamt Beschwerde eingelegt - und zunächst Recht bekommen. "Vier Wochen lang durften wir filmen", erzählt Fupa-Betreiber Wagner. Dann wurde die einstweilige Verfügung vom Landgericht München I aber wieder aufgehoben.

Doch das Passauer Portal gibt sich noch nicht geschlagen. Zum einen könnte der Rechtsstreit noch weitere Instanzen durchlaufen. Zum anderen versucht Fupa nun die Vereine, also die eigentlichen Rechteinhaber von Filmaufnahmen, zu locken: Mit einer exklusiven Fupa-Cam sollen Klubs ihre eigenen Spiele filmen und dann hochladen. "Der jeweilige Verein wird dann nach Klickzahlen an unseren Erlösen beteiligt", erklärt Wagner. Außerdem ermöglicht eine neue Kooperation mit dem Portal Hartplatzhelden, dass es Spieler der filmenden Vereine bis an die Torwand des ZDF-Sportstudios schaffen können.

Allerdings verlangt Fupa für die Kamera mit Software und Support vorab 699 Euro. Der Preis scheint schwer vermittelbar zu sein, weil es die Kamera im Handel schon für unter 500 Euro zu kaufen gibt. Anfang dieser Woche hatten sich deutschlandweit erst 34 Vereine angemeldet, aus den höheren bayerischen Amateurklassen noch kein einziger. "Wir müssen damit auch unsere Investitionen in die neue Technik rückfinanzieren", erklärt Wagner. Diese Technik preist der Betreiber als innovativ, selbst C-Klassen-Partien könnten damit nun live im Internet übertragen werden. Wagner wirft dem Verband vor, eben solche innovativen Entwicklungen zu bremsen. Darüber hinaus findet Wagner es schlicht fair, wenn die Vereine ganz unmittelbar für ihre Aufnahmen bezahlt werden. Die Ausschüttung von BFV-Einnahmen durch bfv.tv an die Vereine nach dem Gießkannenprinzip findet Wagner weder besonders fair noch besonders transparent.

Die Parteien legen weiterhin dieselben Grundsatzurteile zu Bilderrechten zu ihren Gunsten aus. Beide beharren darauf, die wahren Interessen der Klubs zu vertreten. Und beide Seiten legen Wert darauf zu sagen, dass man sich eigentlich gar nicht streiten wolle. Doch der Ärger wird weitergehen. "Wir verfolgen weiter unsere eigene Bewegtbild-Strategie", heißt es beim BFV als Antwort auf das neue Angebot. Mit anderen Worten: Die Fupa-Cam wird schon bald Konkurrenz bekommen. Zum Streit merkte ein BFV-Sprecher noch an: "Da soll sich jeder selbst ein Bild machen."

Oder eben nicht.

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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