Amateurfußball:Die Helden liegen zurück

Was darf im Internet gezeigt werden? Und wer darf es zeigen? Die Internetseite "Hartplatzhelden" würdigt Amateurfußballer - und wird nun von einem Gericht gestoppt.

Jürgen Schmieder

Das "Tor des Jahres 2008" steht noch ganz oben auf der Homepage der "Hartplatzhelden". Matthias Götze vom Bezirksligisten SV Konz hat es erzielt, nach einer Außenristflanke seines Mitspielers dreht er sich einmal um die eigene Achse und lupft den Ball mit der Hacke über den Torhüter. Eine Jury um den ehemaligen Nationalspieler Marco Bode und Moderator Günter Jauch hat den Treffer als den sehenswertesten des vergangenen Jahres gewählt.

Hartplatzhelden

Die Internetseite "Hartplatzhelden" würdigt die Leistungen von Amateurfußballern.

(Foto: Screenshot: Hatplatzhelden)

Man kann diesen Treffer nur deshalb sehen, weil ein Zuschauer die Partie der Bezirksliga Rheinland gefilmt hat, ein professionelles Kamerateam war nicht anwesend. Auf der Internetseite hartplatzhelden.de sollen die Helden des Fußballs gewürdigt werden, die Seite ist eine Art YouTube für Amateur-Kicker. Es geht um sechs Millionen Sportler in den unteren Ligen, deren Spiele niemand zeigt - welcher Sender schickt schon ein Kamerateam zu einem Spiel der Bezirksliga Oberfranken Ost?

Deshalb sind es meist Eltern und Freunde, die Clips einstellen. Es sind wackelige Bilder, im Hintergrund brüllt meist eine Mutter, bei einem Treffer wird der Torschütze von maximal 40 Zuschauern gefeiert. Das Internet ist scheinbar die ideale Plattform, schöne Spielszenen einem größerem Publikum zugänglich zu machen.

Doch genau darum geht es in diesem Streit. Der Württembergische Fußballverband (WFV) hatte gegen die Ausstrahlung geklagt und nun in der zweiten Instanz vor dem Oberlandesgericht Stuttgart erneut gewonnen. Die Hartplatzhelden würden sich in einem Wettbewerb mit dem Fußballverband befinden, den sie mit unlauteren Mitteln betreiben würden, entschied das Gericht. Es ließ jedoch die Revision durch den Bundesgerichtshof zu. "Die Sache ist von grundsätzlicher Bedeutung, unter anderem weil die bisherigen Entscheidungen alle zum Profisport ergangen sind", sagte das Gericht in seiner Begründung. "Jetzt steht es 0:2 gegen uns, aber ein Spiel hat 90 Minuten und wir befinden uns erst in der Mitte der zweiten Halbzeit", sagt Oliver Fritsch, einer der Begründer der Homepage.

Es geht in dieser Angelegenheit um eine grundsätzliche Frage: Was darf im Internet gezeigt werden? Und wer darf es zeigen? WFV-Präsident Herbert Rösch ist sich sicher: "Es ist unsere Pflicht, unsere Mitglieder gegen kommerzielle Interessen von Dritten zu schützen. Unser Ziel ist und bleibt die bestmögliche Darstellung des Amateurfußballs - auch im Internet."

Oliver Fritsch sagt dagegen: "Wir halten das Urteil für falsch und fatal und glauben, dass wir vor der dritten Instanz, dem Bundesgerichtshof, gute Chancen haben." Er argumentiert, dass es keinen Wettbewerb gebe, weil der Fußballverband bisher keinerlei Bemühungen unternommen habe, Bilder von diesen unterklassigen Amateurspielen irgendwo bereitzustellen. Der Verband jedoch pochte auf seinen Verwertungsvertrag über Amateurspiele in seinem Verband und argumentierte, dass die Betreiber der Seite sich über Werbung und Sponsoren finanziere.

Prominenter Spender

Der konkrete Fall betrifft das Portal der Hartplatzhelden. Sollte der Bundesgerichtshof indes gegen die Kurzberichte der Eltern und Freunde entscheiden, könnte dies weitreichende Folgen haben. Denn auch beim weltweit größten Anbieter der Mini-Videos YouTube sind Tausende Filmchen eingestellt, die zehnjährige Kinder beim Toreschießen zeigen oder einen Kreisliga-Torhüter bei einer Glanzparade.

Die drei Gründer brauchen nun Geld, um sich den Prozess beim Bundesgerichtshof leisten zu können, etwa 15.000 Euro fehlen. Einen prominenten Spender gibt es bereits: Der Berliner Journalist Jens Weinreich, der kürzlich seinen Rechtsstreit mit DFB-Präsident Theo Zwanziger beigelegt hat, möchte einen Teil der Spenden, den er für seinen Streit mit dem DFB von Kollegen und Sympathisanten erhalten habe, an die Hartplatzhelden überweisen.

Das "Tor des Jahres 2008" steht noch auf der Homepage der Hartplatzhelden. Ob Eltern und Freunde weiter die sportlichen Leistungen von Amateurkickern ins Netz stellen dürfen und ob es ein "Tor des Jahres 2009" gibt, das muss nun wohl der Bundesgerichtshof entscheiden.

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