Alpine Ski-Männer:Nächster Kreuzbandriss

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Schnell zwischen den Toren: Stefan Luitz (hier Anfang Dezember in Beaver Creek) verdreht sich in Alta Badia das Knie, ohne zu stürzen.

(Foto: Ezra Shaw/Getty Images/AFP)

Der Winter hatte doch so gut angefangen: Doch nach Felix Neureuther fällt nun auch der Riesenslalom-Spezialist Stefan Luitz für Olympia aus.

Stefan Luitz saß in einem Zelt im Zielbereich der Gran-Risa-Piste, stützte den Kopf in die Hände, wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und wurde von seiner Freundin getröstet. Der Riesenslalom-Wettbewerb von Alta Badia war zu diesem Zeitpunkt aus Sicht des deutschen Teams längst in den Hintergrund gerückt, zu groß war die Sorge um das Knie des bis dahin besten Technikers. Nach dem Kreuzbandriss von Felix Neureuther muss die Mannschaft des Deutschen Skiverbandes (DSV) den nächsten verletzungsbedingten Ausfall für die Olympischen Winterspiele hinnehmen. Das ist auch deshalb entmutigend, weil der Saisonstart bis dato überzeugend verlaufen war. Nur zwei Tage zuvor hatte der DSV noch über den historischen Weltcupsieg von Josef Ferstl im Super-G von Gröden jubeln dürfen - den ersten Erfolg in dieser Disziplin seit 27 Jahren.

Luitz, 25, erlitt beim Riesenslalom in Alta Badia einen Kreuzbandriss im linken Knie und wird damit ebenso wie der am vergangenen Freitag operierte Felix Neureuther in Pyeongchang nicht an den Start gehen können. Alpindirektor Wolfgang Maier nahm die Nachricht schicksalsergeben hin. "Das frustet uns schon extrem", sagte er: "Jedes Mal, wenn wir uns anstrengen, kriegen wir wieder einen drauf."

Neureuther hatte den ersten Slalom des Winters in Levi gewonnen, ehe er sich schwer verletzte. In den Wochen danach zeigte sich der Allgäuer Luitz in überragender Form und stieg im Riesenslalom zu einem Mitfavoriten für die Winterspiele in Südkorea auf: In den beiden ersten Weltcup-Rennen dieser Disziplin war er Dritter in Beaver Creek und kam in Val d'Isère sogar als Zweitschnellster ins Ziel. In Alta Badia wollte er die Serie fortsetzen. Die Verletzung zog sich der 25-Jährige am Sonntag schon nach neun Fahrsekunden und vier Toren im ersten Lauf zu. Er stürzte nicht, musste aber aufgeben, weil er auf einmal Schmerzen im Knie und keinen Halt mehr verspürte. Wolfgang Maier beschrieb den Vorgang so: Luitz habe gefühlt, dass ihm das Knie "seitlich aufgeklappt" sei. Er wurde noch am Ort vom Teamarzt Österreichs und vom Physiotherapeuten des deutschen Verbandes untersucht; auch Luitz' Vater und Servicemann, Ludwig Luitz, war bei der Untersuchung in dem Zelt im Zielbereich der Piste anwesend. Anschließend wurde der Verletzte in eine Klinik ins 130 Kilometer entfernte Innsbruck gefahren, wo die Ärzte einen Kreuzbandriss diagnostizierten. Luitz sollte noch am Abend operiert werden. Eine solch schwere Verletzung hatte sich der Skirennfahrer vom SC Bolsterlang schon einmal zugezogen, Anfang 2013, damals allerdings im anderen Knie. Der DSV muss für die Winterspiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) nun wohl auf die aufstrebenden Abfahrer setzen. Bisher stehen ein Sieg durch Ferstl, ein dritter Rang durch Thomas Dreßen und zahlreiche sehr gute Platzierungen zu Buche. Am Tag nach Ferstls Super-G-Erfolg wurden die Abfahrer auf der Piste Saslong dann aber doch unter Wert geschlagen: Andreas Sander, Dreßen und Ferstl belegten nach guten Rennen die Ränge zwölf, 13 und 14. Bessere Platzierungen verhinderten die Besonderheiten von Gröden: Wenn es sonnig und kalt ist wie am Samstag, wird die Piste zunehmend schneller. Nur Aksel Lund Svindal aus Norwegen blieb unantastbar. Den Riesenslalom in Alta Badia gewann im Übrigen Marcel Hirscher (Österreich) mit einem gewaltigen Vorsprung von 1,7 Sekunden Vorsprung auf Henrik Kristoffersen aus Norwegen.

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