Allofs und der VfL Wolfsburg:Es wird geredet

Die Spekulationen, dass Klaus Allofs nach 13 Jahren in Bremen zum VfL Wolfsburg wechselt, verdichten sich. Vereinsvertreter berichten von weitreichenden Verhandlungen und erste Spieler freuen sich schon auf den neuen Manager.

Jörg Marwedel

Klaus Allofs

Könnte bald öfter auf einer Wolfsburg-Bank zu sehen sein: Bremen-Manager Klaus Allofs wird mit dem VfL in Verbindung gebracht.

(Foto: dpa)

In Fußballkreisen gilt Klaus Allofs, 55, als seriöser Redner, obwohl auch der Klubchef des SV Werder Bremen gelegentlich zu einer Notlüge greift. Zum Beispiel im Jahre 2007, als er Gerüchte über den bevorstehenden Transfer des Stürmers Miroslav Klose zum FC Bayern in einer eigens einberufenen Pressekonferenz mit den klaren Worten dementierte: "Er bleibt bis 2008 bei Werder. Ein Wechsel ist definitiv ausgeschlossen." Man wollte damals in der Schlussphase der Saison 2006/07 Ruhe haben. Wie "definitiv" diese Aussage aber war, haben die Fakten schon wenige Wochen später gezeigt. Klose wechselte nach München, für mindestens zehn Millionen Euro Ablöse. Und Klaus Allofs sagte nach der Einigung: "Der FC Bayern hat unsere Vorstellungen erfüllt, so dass wir unter den gegeben Umständen dem Transfer zustimmen."

So läuft das zuweilen in diesem Geschäft. Und natürlich haben sich die Beobachter in Bremen daran erinnert, als Allofs am frühen Donnerstagabend Meldungen, er werde demnächst Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg, der seit der Entlassung von Trainer-Manager Felix Magath auf der Suche ist, mit den Worten dementierte: "Es gibt kein Angebot, und es hat auch keine Gespräche gegeben." Das war sozusagen die offizielle Version. Eine halboffizielle schickte er im Gespräch mit dem Weser-Kurier hinterher: "Was dann wäre, wenn es ein konkretes Angebot gäbe, das kann ich doch jetzt nicht sagen." Die Spekulationen wird er damit nicht ausgelöscht haben. Sie werden, das hat er erkannt, bis zum Spiel des Liga-Konkurrenten VfL Wolfsburg gegen Werder Bremen in zwei Wochen anhalten. Mindestens. "Das hört wohl erst auf, wenn Wolfsburg einen neuen Manager gefunden hat", ahnt Allofs.

Dass der neue Manager beim VfL auch Allofs heißen könnte, ist in etwa so wahrscheinlich wie ein künftiger Bundeskanzler Peer Steinbrück. Möglich also, aber keineswegs sicher. Klaus Allofs' Vertrag beim SV Werder gilt noch bis 2015. Verbürgt ist immerhin, dass die Wolfsburger den Manager, der weiter als einer der besten in der Bundesliga gilt und schon als Hoeneß-Nachfolger beim FC Bayern gehandelt wurde, gerne haben wollen.

"Werden Allofs keine Steine in den Weg legen"

Schon vor anderthalb Jahren haben sie bei ihm und auch bei Werder-Trainer Thomas Schaaf angefragt. Auch sein guter Draht zu VW-Chef Martin Winterkorn ist überliefert. Weitere Spekulationen wollen sie beim VfL vorerst nicht schüren. Aufsichtsrat-Vizechef Stephan Grühsem, der Allofs gerade als Mann "mit Profil" lobte, der "jedem Verein gut zu Gesicht stehen würde", will erst wieder etwas zum neuen sportlichen Leiter sagen, "wenn der Vertrag unterschrieben ist".

Wie man bei Werder mit dem möglichen Ausscheiden des Klubchefs umgeht, der seit 13 Jahren die sportlichen Geschicke lenkt und in seiner Manager-Karriere immerhin einen Meistertitel, zwei DFB-Pokalsiege und etliche Bundesliga-Spitzenplätze aufweist, ist noch unklar. In der Welt wird ein Werder-Verantwortlicher, der nicht genannt werden will, mit dem Satz zitiert: "Wir werden Allofs keine Steine in den Weg legen."

Dass es sich bei diesem Mann um Aufsichtsratschef Willi Lemke handelt, ist relativ unwahrscheinlich - es sei denn, der Politiker Lemke würde zweigleisig fahren. Jedenfalls sagte Lemke nach einem Gespräch mit Allofs: "Klaus hat mich angerufen. Was er gesagt hat, ist ganz klar eine Entwarnung." Gleichwohl muss man wissen, dass das Verhältnis zwischen dem früheren Werder-Manager Lemke und seinem Nachfolger zuweilen nicht unproblematisch ist.

Das Geschäftsführer-Triumvirat mit Allofs, Klaus-Dieter Fischer und Klaus Filbry gilt dagegen als harmonischer. Bevor Allofs seine Chefkollegen in einem kurzfristig einberufenen Gespräch über den Stand der Dinge aufklärte, sagte Fischer der Kreiszeitung Syke: "Wir wissen in der Geschäftsführung nichts von Gesprächen mit Wolfsburg. Und bei dem Verhältnis, das wir zueinander pflegen, wüssten wir so etwas." Vielleicht wissen sie jetzt etwas, das vorerst nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Der sid zumindest will erfahren haben, dass es zwischen dem Klub und dem Kandidaten bereits "weitreichende Verhandlungen" gegeben hat, die Vereinsvertreter als "konstruktiv" werten.

Immerhin könnte Allofs in Wolfsburg mit dem VW-Geld etwas anderes aufbauen als beim Sparklub Werder Bremen, bei dem er gerade einen Verlust von 13,9 Millionen Euro für das vergangene Geschäftsjahr melden musste. Er müsste nur den einen oder anderen vom Vorgänger Felix Magath eingestellten Profi weiterverkaufen. Denn die erreichte Zahl von 40 Profis ist auch für ein Unternehmen wie VW ein Luxus. Erste Willkommensgrüße kann Allofs aus Wolfsburg auch schon vernehmen. Abwehrspieler Naldo, bis zum Sommer in Bremen tätig, sagte am Freitag: "Er würde dem VfL sehr helfen, er wäre wichtig für uns. Wenn er kommt, dann freue ich mich." Schließlich habe Allofs schon viele gute Spieler geholt. Unter anderem: ihn.

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