Algerien in der Einzelkritik:Pflastermann lässt Deutschland zittern

Torwart Raïs M'Bolhi bewirbt sich für den Stammplatz bei ZSKA Sofia, der robuste Essaïd Belkalem nervt Deutschlands Supertechniker. Und Sofiane Feghouli spielt trotz seines Kopfpflasters die halbe DFB-Abwehr schwindlig. Algerien beim 1:2 gegen Deutschland in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Porto Alegre

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Algerien in der Einzelkritik:Raïs M'Bolhi

World Cup 2014 - Round of 16 - Germany vs Algeria

Quelle: dpa

Torwart Raïs M'Bolhi bewirbt sich für den Stammplatz bei ZSKA Sofia, der robuste Essaïd Belkalem nervt Deutschlands Supertechniker. Und Sofiane Feghouli spielt trotz Kopfpflaster die halbe DFB-Abwehr schwindlig. Algerien beim 1:2 gegen Deutschland in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Porto Alegre

Raïs M'Bolhi: Der beste Torwart Algeriens, und doch bei ZSKA Sofia in Bulgarien nicht immer erste Wahl. Nach den ersten Aktionen war Letzteres schlüssiger als Ersteres. Schweinsteigers Schuss pritschte er in die Luft, Özils Schuss baggerte er nach vorne weg. Wirkte da eher wie ein Volleyballer. Dann reagierte er zweimal prächtig, als Kroos und im Nachschuss Götze daherkamen. Doch er steigerte sich noch: Gegen Lahms Schuss zeigte er eine Weltklasse-Parade. Rettete nach 80 Minuten spektakulär gegen Müllers Kopfball. Man möchte nach diesem Nachmittag in Porto Alegre gerne wissen, welchen Stammtorwart ZSKA Sofia hat.

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Algerien in der Einzelkritik:Aïssa Mandi

World Cup 2014 - Round of 16 - Germany vs Algeria

Quelle: dpa

Aïssa Mandi: Eine der jungen Entdeckungen von Trainer Vahid Halilhodžić. Reifte als Rechtsverteidiger bei Stade Rennes zum Stammspieler und absolvierte drei blitzsaubere Spiele in der Vorrunde. Spielte wieder eine bärenstarke Partie, zumeist gegen Mesut Özil. War stets zur Stelle, wenn einem Gegenspieler der Ball versprang, was überraschend häufig der Fall war. Der 19-Jährige steht vor einer erfolgreichen Karriere. Verlor allerdings vor dem 0:1 den Ball, eventuell packte ihn da der Übermut.

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Algerien in der Einzelkritik:Essaïd Belkalem

World Cup 2014 - Round of 16 - Germany vs Algeria

Quelle: dpa

Essaïd Belkalem: Weil er beim FC Granada nicht zurechtkam, hatte ihn der Klub zum englischen Zweitligisten FC Watford ausgeliehen. Wie ein Zweitligaspieler trat der 25-Jährige zunächst nicht auf. War Teil einer zumeist stabilen Abwehr, die Deutschen stellten aber weder ihn noch seine Kollegen vor allzu große Aufgaben. Auch, weil das defensive Mittelfeld vieles schon wegräumte. Ging körperlich sehr robust zur Sache, was den Müllers, Özils und Götzes nicht gefiel. Stand bei Özils 2:0 machtlos für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie.

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Algerien in der Einzelkritik:Rafik Halliche

Germany v Algeria: Round of 16 - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

Rafik Halliche: Hatte die Brasilianer in der Abschluss-Pressekonferenz mit astreinem Portugiesisch beeindruckt. Die TV-Sender recherchierten schnell und kamen darauf, dass der Algerier gerade Profi in Coimbra ist - in Portugal. Er sagte: "Wir werden gegen Deutschland unseren Fußball spielen: schnell und mit starkem Willen. Das wird der Schlüssel zum Sieg sein." Hätten die Deutschen Rafik Halliche nur zugehört. Genauso, wie der Kapitän es vorhersagte, spielten die Algerier zu Beginn. Er selbst werkelte wie immer sehr rustikal und sah nach einer von vielen Grätschen gegen Schweinsteiger Gelb. Drückte überall seinen Körper rein, zumeist in Thomas Müller. Blieb fehlerlos. Rettete in der Verlängerung ein letztes Mal gegen Özil, musste dann verletzt raus.

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Algerien in der Einzelkritik:Faouzi Ghoulam

World Cup 2014 - Germany - Algeria

Quelle: dpa

Faouzi Ghoulam: Der Linksverteidiger war im Januar für immerhin fünf Millionen Euro von Saint-Étienne nach Neapel gewechselt. Hatte zuvor erst ein WM-Spiel bestritten, und man musste sich schon fragen, was Trainer Vahid Halilhodžić dazu bewog, diesen Kerl in den anderen beiden Partien draußen zu lassen. War mit seinen Vorstößen einige Male brandgefährlich. Seine tolle Flanke auf den Kopf von Slimani wurde leider nicht mit einem Tor belohnt, weil der Stürmer im Abseits stand. Beim nächsten Vorstoß schloss er selbst ab und verfehlte das Gehäuse nur knapp. Hatte später mit André Schürrle mehr zu tun und konnte nicht mehr so viel nach vorne rennen.

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Algerien in der Einzelkritik:Mehdi Mostefa

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Quelle: AP

Mehdi Mostefa: Einer von zwei bissigen Abräumern vor der Abwehr, mit denen die Deutschen lange Zeit überhaupt nicht klarkamen. Mostefa und Medhi Lacen jagten den Gegenspielern so viel Angst ein, dass selbst Toni Kroos nervös wurde und den Ball nicht mehr richtig stoppte. Einer der in Frankreich geborenen und fußballerisch ausgebildeten Spieler. Steht derzeit bei AC Ajaccio unter Vertrag. Blieb stets unangenehm, hatte am Spiel nach vorne dafür wenig Anteil. Musste er auch nicht.

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Algerien in der Einzelkritik:Medhi Lacen

Mesut Ozil, Medhi Lacen

Quelle: AP

Medhi Lacen: Einer der überraschenden Züge von Trainer Halilhodžić, hatte der Mittelfeldspieler doch zuvor kaum eine Rolle gespielt bei dieser WM. Dabei ist er Stammkraft beim spanischen Erstligisten FC Getafe. Mit Kollege Mostefa der Jäger vor der Abwehr, rustikal und geschickt im Zweikampf. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit musste er den Deutschen beim Kombinieren etwas länger zuschauen. Werkelte auch nach der Pause ohne Unterlass, zeigte vor den großen Namen auf der anderen Seite keinen Respekt. Ob die Deutschen seinen Namen überhaupt kannten?

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Algerien in der Einzelkritik:Saphir Taïder

World Cup 2014 - Germany - Algeria

Quelle: dpa

Saphir Taïder: Gab in der Defensive fast den dritten Abräumer vor der Abwehr. Mit seinen 22 Jahren gab er einen kraftvollen Zweikämpfer, der den großen Namen Lahm, Kroos und Schweinsteiger lästig sein wollte. Das gelang ihm erstaunlich gut. Ebenso in Frankreich geborener Franko-Algerier. Einer der wenigen, die sich bei einem europäischen Topklub durchgesetzt haben, Taïder spielt bei Inter Mailand. Musste nach 78 Minuten erschöpft raus.

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Algerien in der Einzelkritik:Sofiane Feghouli

World Cup 2014 - Round of 16 - Germany vs Algeria

Quelle: dpa

Sofiane Feghouli: Machte beim Spiel gegen Russland von sich reden, weil er nach einem Zusammenprall mit dem Dieter-Hoeneß-Gedächtnis-Turban weiterspielte. Diesmal nur mit Pflaster. Die Hoffnung des ganzen Landes. Als Stammspieler beim FC Valencia der einzige, der aktuell in einem international renommierten Verein eine echte Stütze ist. Der Pflastermann zeigte auch, warum das so ist. Stark darin, den Ball zu verteidigen und schlaue Dinge damit anzustellen. Spielte nach 15 Minuten die halbe deutsche Abwehr schwindlig, doch statt innen einen Mitspieler zu bedienen, flankte er im Übermut Richtung Eckfahne. Ständig gefährlich über rechts, stellte Benedikt Höwedes vor eine große Probe. Feghouli alleine ließ die Deutschen mehr zittern, als sie vorher je geahnt hatten.

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Algerien in der Einzelkritik:Islam Slimani

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Quelle: AFP

Islam Slimani: Hat schon einmal jemand einen Stürmer gesehen, der mit Ball Jérôme Boateng im Laufduell entkommt? Islam Slimani schaffte dieses Kunststück, womit auch klar war: Gegen Per Mertesacker sah er aus wie ein Porsche gegen einen Traktor. Bereitete der deutschen Abwehr mächtig Sorgen. Köpfte einmal den Ball ins Tor, stand aber dabei im Abseits. Allein wegen ihm wurde Mats Hummels beim DFB stark vermisst. Führte ein Privatduell mit Manuel Neuer, der ihm ständig diese weiten Flanken wegschnappte. Hörte aber nicht auf, auf diese weiten Pässe zu lauern. Blieb stets der Mann, auf den es vorne zu achten galt. Als sich Jérôme Boateng ein wenig mehr um ihn kümmerte, hatte er nicht mehr ganz so viele Aktionen.

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Algerien in der Einzelkritik:El Arabi Soudani

World Cup 2014 - Germany - Algeria

Quelle: dpa

El Arabi Soudani: Auch mit ihm konnte niemand rechnen. Halilhodžić kam plötzlich mit seinem bulligen Stürmer von Dynamo Zagreb um die Ecke. Sollte wohl die vermutete Schwachstelle im deutschen Team rechts hinten bespielen. Fiel jedoch im Vergleich zu seinen agilen, schnellen Nebenleuten etwas ab. Setzte dafür ein paar Mal seinen Hintermann Ghoulam wunderbar ein.

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Algerien in der Einzelkritik:Yacine Brahimi

World Cup 2014 - Round of 16 - Germany vs Algeria

Quelle: dpa

Yacine Brahimi: Kam nach 78 Minuten. Sollte Frische in den Kampf ums Mittelfeld bringen. Werkelte tapfer mit, fiel aber kaum auf. Versuchte nach dem Rückstand, Offensivaktionen zu starten. Stellte sich gar nicht blöd dabei an.

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Algerien in der Einzelkritik:Madjid Bougherra

Germany v Algeria: Round of 16 - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

Madjid Bougherra: Anführer, Wortführer, mit 31 Jahren der Vater dieser Mannschaft. Saß angeschlagen nur auf der Bank. Kam in der Verlängerung für den verletzten Halliche. Stand bei Özils 2:0 machtlos für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie.

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Algeria's Abdelmoumene Djabou scores past Germany's goalkeeper Manuel Neuer during their 2014 World Cup round of 16 game at the Beira Rio stadium

Quelle: REUTERS

Abdelmoumene Djabou: Der einzige Feldspieler im Kader, der bei einem afrikanischen Verein spielt. Der Profi von Club Africain Tunis war Algeriens letzte Hoffnung, kam in der Verlängerung nach dem 0:1. Ließ sein Team tatsächlich noch 45 Sekunden hoffen, als er den Ball zum 1:2 über die Linie rammte.

© Süddeutsche.de/mane
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