Algerien-Erfolg gegen Südkorea:Erster Sieg seit 1982

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Erste afrikanische Mannschaft mit mehr als drei Toren in einem WM-Spiel: Algeriens Yacine Brahimi (Mitte) feiert mit seinen Mitspielern.

(Foto: AFP)

Die offensive Ausrichtung bringt den Erfolg: Algerien bezwingt Südkorea dank einer starken ersten Hälfte 4:2 - und könnte im Achtelfinale Gelegenheit bekommen, sich gegen die Deutschen für die "Schande von Gijon" zu revanchieren.

Algeriens Trainer Vahid Halilhodzic hatte seine Mannschaft auf nicht weniger als fünf Positionen verändert. In der Halbzeitpause beim 1:2 gegen Belgien sollen sich laut algerischen Medienberichten zahlreiche Spieler wortreich beklagt haben, dass die Ausrichtung viel zu defensiv sei. Das sei "Schwachsinn", "es stehen so viele dumme Sachen in der Presse", sagte Halilhodzic dazu; offensiver agierte seine Mannschaft dann aber sehr wohl - sehr viel offensiver.

Und das zahlte sich aus. Gegen in der Abwehrarbeit sehr schwache Südkoreaner siegte Algerien 4:2 (3:0), schaffte sich beste Voraussetzungen für den Achtelfinal-Einzug - und wurde nebenbei zur ersten afrikanischen Mannschaft, die bei einer WM mehr als drei Tore in einem Spiel erzielte. "Wir sind sehr glücklich", sagte Algeriens Kapitän Madjid Bougherra, "wir hoffen, dass es jetzt noch nicht vorbei ist."

In der ersten Spielhälfte boten ausschließlich die Algerier Sehenswertes, von Beginn an rollte Angriff um Angriff. Sofiane Feghouli (2.) und Mittelstürmer Islam Slimani (10.), einer der fünf Neuen, hatten die ersten Chancen; in der vierten Minute hätte Algerien zudem einen Foulelfmeter zugesprochen bekommen müssen, Young-Gwon Kim traf Feghouli am Fuß. In der 26. Minute war es dann aber so weit: Nach einem weiten Schlag lief Slimani aufs Tor zu, schüttelte zwei Gegenspieler ab und traf per Lupfer.

An den folgenden beiden Treffern hatte Südkoreas Abwehr dann maßgeblichen Anteil. Es mag sein, dass es ein schwieriges Unterfangen gewesen wäre, Rafik Halliche nach dem Eckstoß in der 28. Minute am Kopfball zu hindern, aber üblich wäre es doch gewesen, es zumindest zu versuchen. Und beim 0:3 (38.) reichte wieder ein langer Ball, um eine Situation zu schaffen, die nicht mehr zu verteidigen war - Slimani musste bloß querlegen auf den ebenfalls neu ins Team gekommenen Abdelmoumene Djabou.

Nach der Pause zeichnete dann Leverkusens Heung-Min Son verantwortlich, dass die Südkoreaner mit ihrem ersten Torschuss zum Anschlusstreffer kamen. Er bekam den Ball nach einem weiten Schlag auf den Rücken, mit einer Drehung setzte er sich gegen Bougherra durch und hatte freie Bahn zum 1:3 (50.). Es wurde nun ein anderes Spiel, endlich zeigte auch das Team von Südkorea ab und an seine Qualitäten.

Sung-Yong Ki zwang nach einer Stunde Algeriens Torhüter Rais M'Bohli mit einem Distanzschuss zu einer Parade. Doch dann drehten Yacine Brahimi und Feghouli auf, nach doppeltem Doppelpass erzielte Brahimi das 4:1 (62.). Erneut kam der Gegner zum Anschlusstreffer, weil auch Algerien in der Defensive nicht überzeugte. "In der ersten Halbzeit haben wir sehr viel Energie aufgewendet, deshalb waren wir in der zweiten etwas müde", sagte Bougherra. Und erneut zeichnete ein Bundesligaspieler verantwortlich, der Mainzer Ja-Cheol Koo (72.). Mehr gelang den Südkoreanern allerdings nicht mehr.

Dass sie es noch ins Achtelfinale schaffen, ist äußerst unwahrscheinlich geworden; die Algerier hingegen haben im letzten Gruppenspiel gegen Russland alle Trümpfe in der Hand. Seit 1982, als sie unter anderem 2:1 gegen Deutschland gewannen, hatten die Algerier auf einen Sieg bei einer WM gewartet. Bis Sonntag.

"Die Fans träumen seitdem von einem ähnlichen Erfolg", hatte Halilhodzic angekündigt - und, nun ja, der Sieg gegen Südkorea war zumindest ähnlich. Doch im Achtelfinale könnte sein Team jetzt auf Deutschland treffen und die "Schande von Gijon" rächen. Allzu gerne würde Halilhodzic das zum Abschied noch erleben: Nach der WM wird der 62-Jährige in Algerien keinen neuen Vertrag erhalten. So ist es jedenfalls geplant.

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