Alfred Finnbogason :"Wenn man nicht denkt, passieren gute Sachen"

WM 2018 - Argentinien - Island

Alfred Finnbogason freut sich über sein Tor und damit den Ausgleich im Spiel gegen Argentinien.

(Foto: dpa)

Alfred Finnbogason schießt das 1:1 für Island gegen Argentinien. Hinterher spricht er über den Treffer, das Duell mit Lionel Messi - und darüber, wie ihm die Arbeit beim FC Augsburg für die WM half.

Aufgezeichnet von Martin Schneider

SZ: Herr Finnbogason, Sie haben ein historisches Tor für Island geschossen, das erste bei einer WM. Haben Sie daran gedacht, als Sie beim Jubel in die Kamera geschrien haben?

Alfred Finnbogason: Ein kleines bisschen. Aber ich konnte es noch nicht sacken lassen. Wir sind noch in der Euphorie nach dem Spiel. Das wird mir erst bewusst werden, wenn ich morgen Zeit zum Entspannen habe.

Wie war die Situation beim Tor aus Ihrer Sicht?

Ich habe gesehen, dass der Ball in den Sechzehner kommt und ich habe nur versucht, ihn zu erreichen. Es ging alles sehr schnell, ich hatte keine Zeit, um zu denken. Wenn man nicht denkt, dann passieren gute Sachen.

Was bedeutet das Unentschieden für das isländische Team?

Wir haben immer noch das Ziel, die Gruppenphase zu überstehen. Heute der Tag hat uns ein bisschen mehr Selbstvertrauen gegeben. Es war vergleichbar mit dem ersten Spiel bei der Europameisterschaft 2016 gegen Cristiano Ronaldo und Portugal. Wir haben es damals auch geschafft, den Gegner 90 Minuten lang zu frustrieren und einen Punkt mitzunehmen. Das war Wind in unseren Segeln. Wir müssen es heute genießen und morgen weiterarbeiten.

Ihr Torwart hat gesagt: "Wir hatten die Argentinier da, wo wir sie haben wollten." Fiel Ihnen auf, dass die Argentinier immer ungeduldiger wurden?

Sie wurden verstörter, das hat man klar gemerkt. Wir haben Fouls gesucht und Einwürfe sind auch ein gefährliches Mittel für uns. Wir haben eben auf unsere Stärken gesetzt. Manche sagen, es ist nicht schön - aber der eine mag Whisky, der andere Wodka. Wir spielen Ergebnisfußball.

Was sind die Stärken des isländischen Teams?

Wir sind jetzt taktisch ein bisschen flexibler. Wir spielen nicht immer nur im 4-4-2, sondern auch 4-5-1, das macht uns ein wenig unvorhersehbarer. Außerdem gibt es nicht viele Teams, die stärker bei Standards sind. Wir haben viele Tore so erzielt, das ist immer eine Waffe.

Sie waren der einzige Stürmer in diesem System. Ist es schwierig, alleine in der Spitze zu spielen?

Es ist sehr schwierig. Ich will dem Team beim Verteidigen helfen, aber ich muss auch ein bisschen höher stehen, um bereit zu sein, wenn wir die Bälle gewinnen. Dann ist die Distanz zum nächsten Mitspieler aber oft sehr groß.

War heute noch mehr drin? Die Abwehr der Argentinier wirkte nicht stabil.

In der ersten Halbzeit sicher. Da hatten wir ein paar Chancen, die können wir besser ausspielen. Aber sie hatten einen Elfmeter und mehr Chancen als wir, deswegen ist ein 1:1 sehr verdient.

Haben Sie sich auf Lionel Messi extra vorbereitet?

Nein. Wir haben Videos von ihm, aber auch von den anderen Spielern gesehen. Es gab keinen speziellen Plan für ihn.

Können Sie uns trotzdem erklären, wie sie ihn neutralisiert haben?

Wenn ich das könnte, würde ich irgendwann ein guter Trainer werden. Wir hatten Glück, dass er nicht seinen besten Tag hatte. Wir haben die Linien gut geschlossen, wenn er am Ball war. Das ganze Team hat super Arbeit geleistet.

Sie haben bei der Europameisterschaft England besiegt. Wie würden Sie dieses Remis heute einordnen?

England zu schlagen war speziell und ist ein anderer Maßstab. Aber heute war es auf einem ähnlichen Level, wir haben gegen einen der besten Spieler aller Zeiten gespielt und es war großartig.

Bei der Europameisterschaft waren Sie im Gegensatz zur WM noch kein Stammspieler. Waren Sie enttäuscht?

Natürlich. Als Athlet will ich immer starten und spielen. Ich war damals glücklich Teil der Mannschaft zu sein, aber persönlich enttäuscht. Ich habe das mitgenommen und mich verbessert. Die Bundesliga hat mir sehr geholfen. Der FC Augsburg ist mein Verein und da lege ich meine Basis für alles, was hier passiert. Nach dem Trainerwechsel in der Nationalmannschaft spüre ich ein ganz anderes Vertrauen von Heimir (Hallgrimsson, Anm.). Er setzt auf mich in den großen Spielen.

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