Ärger des FC Bayern in Nürnberg:"Unser Spiel wurde kaputt gefoult"

Bastian Schweinsteiger hadert mit dem harten Einsteigen der Nürnberger, Torwart Manuel Neuer herrscht einen Reporter an, der ihm einen Torwartfehler unterstellt: Die Laune beim FC Bayern ist nach dem 1:1 in Nürnberg ziemlich angefressen. Obwohl die Münchner die Tabellenführung am Ende des Tages sogar ausbauen können.

Saskia Aleythe

1. FC Nuernberg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Not amused: Bastian Schweinsteiger.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Er hatte keinen Spaß an diesem Nachmittag, das sagte Bastian Schweinsteiger ganz deutlich. Die Voraussetzungen waren ohnehin äußerst widrig: Kühl war es beim Derby im Frankenstadion, richtig ungemütlich, als wäre es mit dem Verlust von zwei Punkten und einem Ellenbogen-Treffer mitten ins Gesicht nicht genug. "Es ist nicht einfach, wenn man immer wieder Tritte bekommt", sagte Schweinsteiger und beschwerte sich wortstark über das aggressive Auftreten der Nürnberger: "Das war nicht fair genug heute. Die haben den Schiedsrichter beeinflusst - mit Zeitschinden und Liegenlassen. Und er ist drauf reingefallen."

In einem einzigen Satz offenbarte der Nationalspieler seine wahre Begeisterung für Partien gegen Nürnberg: "Die können ja nicht anders als so, besonders in einem Derby."

Die Leistung der Gastgeber, die vor der Begegnung 14 Tabellenplätze von den Bayern entfernt waren, lobte der Mittelfeldspieler damit unbewusst. Das fand auch Nürnbergs Trainer Dieter Hecking, der Schweinsteigers Angriffe souverän konterte: "Wenn sich Schweinsteiger später mit solchen Dingen auseinandersetzen muss, haben wir wohl vieles richtig gemacht. Ich glaube, wir haben uns den Punkt heute verdient". Sein Team feierte das Remis wie einen Sieg - hatte es doch den Bayern die ersten Auswärtspunkte der Saison geraubt und dem "Club" ein wenig Luft im Abstiegskampf verschafft.

Bayern-Coach Jupp Heynckes widersprach Hecking nicht. Er präsentierte sich erstaunlich gelassen und akzeptierte das Unentschieden. Ohne Einwände, ohne Relativierungen. "Wir können mit dem 1:1 leben", sagte Heynckes, "ich denke, es ist kein Beinbruch." Da wusste er noch nicht einmal, dass die Verfolger vom FC Schalke 04 später am Samstagabend gegen Leverkusen patzen und die Bayern ihren Vorsprung in der Tabelle sogar auf acht Punkte ausbauen würden.

Heynckes' Spieler hingegen nahmen das Unentschieden unentspannt entgegen. Dass ausgerechnet Nürnberg den Münchnern zwei Punkte abluchste, schmerzte die Bayern. Ärger über die eigenen verpassten Chancen kam nur selten zum Vorschein, stattdessen mäkelten Schweinsteiger und Co. an dem überharten Einsteigen der Nürnberger herum. Timo Gebhart war in der 76. Minute nach einem Ellenbogenschlag vom Platz gestellt worden, auch zuvor war die Partie von Nickligkeiten geprägt. "Unser Spiel wurde kaputt gefoult", sagte auch Manuel Neuer, der sich zusätzlich über den Zustand des Rasens beschwerte.

Sammer warnt wieder

Vor dem Derby hatte sich Sportdirektor Matthias Sammer zu Wort gemeldet und erneut den Mahner gegeben. "Es darf am Samstag keiner schon an Valencia denken. Das muss aus den Köpfen raus", warnte er. Bei der Startaufstellung der Bayern gegen Nürnberg könnte Jupp Heynckes die anstehende Champions-League-Partie am Dienstag dennoch durch den Kopf geschwirrt sein: Kapitän Philipp Lahm gönnte er eine Erholungskur auf der Bank, Mario Gomez verwehrte er trotz dessen Genesung den Zutritt zum Mannschaftsbus nach Nürnberg. Arjen Robben und Franck Ribéry fielen mit Länderspiel-Blessuren kurzfristig aus.

Stattdessen setzte er auf bislang selten berücksichtigte Spieler wie Rafinha, Daniel Van Buyten und Anatolij Timoschtschuk. Womöglich war das zu gewagt für die Nürnberger, die letztlich zeigten, dass sie nur bedingt zum Verschnauf-Gegner vor anstehenden Großaufgaben taugen.

Und so haderten die Münchner. Nach dem 1:0 durch Mario Mandzukic nach gerade einmal drei Minuten vergaben sie beste Chancen, etwa durch Rafinha, der völlig frei vor Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer das frühe 2:0 vergab. Es soll in dieser Saison bereits Spiele gegeben haben, bei denen die Bayern fünf Tore in einer Halbzeit schossen - das gelang gegen Nürnberg mitnichten. Abermals zeigte sich, wie sehr die Bayern an normalen Tagen auf Franck Ribéry angewiesen sind. Mit ihm gelingen viele Spielzüge federleicht, ohne seine Ideen und flotten Dribblings fehlt häufig der Türöffnermoment.

Und dann dieses Gegentor: Die Bayern hatten es sich nach der Pause gerade wieder auf dem Platz eingefunden, manch Zuschauer schob sich noch das letzte Stück Bratwurst in den Mundwinkel, als Feulner die Gemütlichkeit in der Münchner Abwehr empfindlich störte und aus 25 Metern einfach abzog. Ein gefährlicher Schuss, weil mit sehr viel Effet versehen. War der trotzdem haltbar?

Das Wort "Torwartfehler" entwickelte sich fortan zum Reizwort von Manuel Neuer. Der Ball flog, erst um Dante herum und dann an Neuer vorbei, der nur noch eine Faust in Richtung Ball bekam. Seltsam behäbig sah Neuers Reaktion aus, doch der Ball kam mit Effet und Dante hatte dem Torwart zudem die Sicht versperrt. "Er war schwer zu halten, weil er die Richtung verändert hat", unterstützte Torschütze Feulner den Bayern-Keeper, Nürnbergs Raphael Schäfer stufte den Ball gar als unhaltbar ein.

Ein ARD-Reporter begrüßte Manuel Neuer später mit dem Satz: "Das 1:1, da gibt es keine zwei Meinungen, das war Ihr Fehler." Neuer beantworte das mit einem empörten Blick, er lachte kurz und fragte dann ernst: "Wollen Sie mich verarschen?"

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