Ärger bei Bundesligist:Schalke stellt Boateng und Sam frei

  • Schalke-Manager Horst Heldt zieht Konsequenzen aus der lustlosen Vorstellung der Mannschaft in Köln.
  • Der Verein wirft Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam raus - auch Marco Höger fliegt vorerst aus der Mannschaft.

Topverdiener Kevin-Prince Boateng, Nationalspieler Sidney Sam und Marco Höger sind die ersten Opfer, Horst Heldt und Roberto Di Matteo sind dagegen (noch) da: Bei Schalke 04 rumpelt es nach der erschreckenden 0:2 (0:1)-Pleite beim 1. FC Köln gewaltig. Spätestens bei der Analyse nach der Saison werden aber auch Manager Heldt und Trainer Di Matteo auf den Prüfstand kommen.

Nach stundenlangen Verhandlungen auf der Geschäftsstelle entschloss sich die Klubführung am Montag zunächst, Boateng und Sam freizustellen und außerdem Höger bis einschließlich Samstag vom Trainings- und Spielbetrieb freizustellen. Damit wählten die Königsblauen nicht die erwarteten "Bauernopfer", sondern durchaus prominente Profis und setzten ein eindeutiges Zeichen vor den letzten beiden Saisonspielen, in denen zumindest das Minimalziel Europa-League-Teilnahme gerettet werden soll. Boateng soll sich nach Angaben des Kölner Stadt-Anzeiger nach seiner aufreizend lustlosen Vorstellung auf dem Weg in den Spielertunnel noch einen lautstarken Disput mit einem Fan geleistet haben.

Heldt hatte die Konsequenzen schon eine Stunde nach dem Abpfiff in Köln angekündigt. Fragen zu seiner Zukunft und der des immer stärker in die Kritik geratenen Trainers beantwortete er ausweichend. "Sowohl der Trainer als auch ich stehen in der Verantwortung", gab er zu: "Aber wir werden alles nach der Saison besprechen." Auch Di Matteo erklärte mehrfach, der spielerische und vor allem kämpferische Offenbarungseid falle in seine Verantwortung. Zunächst einmal geht es aber den Spielern an den Kragen.

Bemerkenswert war die Tatsache, dass Kapitän Benedikt Höwedes schon kurz nach dem Schlusspfiff meilenweit von seinen Kollegen abgerückt war. "Das war peinlich, einer Schalker Mannschaft nicht würdig", schimpfte er: "Die taktische Disziplin einiger war eines Profis nicht würdig. Wenn die Marschrichtung nicht befolgt wird und jeder sein eigenes Ding macht, kann man kein Spiel gewinnen."

Ein Umbruch, so viel steht fest, muss im Sommer bei Schalke erfolgen. Wie umfassend die Zäsur ausfallen wird, hängt auch von der Reaktion nach dem dreifachen Rauswurf ab - und vor allem auch davon, ob Schalke sich nicht im Saisonfinale noch vom lange belächelten Erzrivalen Borussia Dortmund den Europa-League-Platz entreißen lässt. "Wenn wir in den letzten beiden Spielen so auftreten, werden wir die Europa League verpassen", unkte Heldt. Und auch Höwedes analysierte frustriert: "Wenn man solche Auftritt sieht, kann man sich nicht sicher sein, dass wir die Europa League erreichen. Da spielen auch noch andere mit, die deutlich mehr Siegeswillen zeigen als wir."

Auch für die Altstars Klaus Fischer und Olaf Thon stehen erst einmal die Spieler in der Pflicht. "Bei Schalke fehlte alles, das ist im Moment keine Mannschaft", sagte der 1990er-Weltmeister Thon, gebürtiger Gelsenkirchener und von 1980 bis 1988 sowie 1994 bis 2002 Schalker Spieler, dem SID. Und Fischer, der von 1970 bis 1981 für die Königsblauen auf Torejagd gegangen war, monierte: "Das ist ja erschreckend, was sich einige Herren da vorstellen. Die verdienen unheimlich viel Geld, da muss man sich ohne Ende den Arsch aufreißen. Und die liefern jede Woche solche Spiele ab - da werde ich wahnsinnig." Die Maßnahmen gegen das Spieler-Trio sind nun die erste Konsequenz - und für Heldt und Di Matteo wohl gleichzeitig die letzte Chance.

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