Abstiegskampf:Gegen die Naturgesetze

Werder Bremen - FC Augsburg

Sechs Spiele, null Tore: Auch Stürmer Max Kruse hat einen Anteil an der Bremer Erfolglosigkeit.

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Bremen, Hamburg und Köln, die Traditionsklubs im Tabellenkeller, suchen je einen Weg aus der Krise - beim HSV stärken sie Trainer Gisdol.

Von Jörg Marwedel, Bremen/Hamburg

Die Zahl an sich ist schon erschreckend: 484 Minuten ist der SV Werder jetzt ohne Tor. Einen Sieg gab es in dieser Bundesligasaison noch gar nicht. Nun müssen die Bremer am Freitagabend auch noch vorangehen, bevor die Konkurrenz nachziehen kann. Der Gegner ist unangenehm, man muss nach Frankfurt reisen zur Eintracht. Der kleine Lichtblick könnte der neue Trainer sein, von dem man noch nicht weiß, ob er mehr ist als eine Zwischenlösung oder nur ein Platzhalter für einen berühmteren Kollegen. Florian Kohfeldt, 35, das nächste Trainer-Eigengewächs nach Thomas Schaaf, Viktor Skripnik und dem am Montag entlassenen Alexander Nouri, ahnt vermutlich, dass nur ein guter Auftritt der angeschlagenen Mannschaft zu einem neuen Job in der höchsten Spielklasse führen kann. Auch wenn Sportchef Frank Baumann behauptet, die Entscheidung über den neuen Trainer werde gewiss nicht in Frankfurt fallen.

Entsprechend zuversichtlich gibt sich Kohfeldt, dem vom ehemaligen Nationalspieler Tim Borowski assistiert wird: "Es wäre ein guter Start, eine andere Leistung als zuletzt auf den Platz zu bringen und diese mit einem Sieg in Frankfurt zu krönen." Vor allem am Offensivspiel will er feilen und Optionen für den Spielaufbau ausprobieren. Zudem hat er das gesagt, was viele neue Trainer sagen, um alte Hierarchien aufzubrechen: "Ich gehe ohne Voreindrücke an meine Aufgabe heran. Jeder Spieler hat die Chance, sich bei mir zu empfehlen." Da fühlen sich besonders die von Nouri stiefmütterlich behandelten Luca Caldirola und Aron Johansson angesprochen.

Beim HSV sind die Reihen um Trainer Gisdol "geschlossen"

Womöglich gibt es an diesem Wochenende erste Hinweise darauf, wer es von den hinter dem Hauptfeld herlaufenden Traditionsklubs am schwersten haben wird, sich noch aus der Misere zu befreien. Bremens norddeutscher Nachbar, der Hamburger SV, der auf Tabellenplatz 16 mit zwei Punkten mehr nur einen Rang über Werder liegt, hat auch mittlerweile acht sieglose Partien hinter sich. Nun empfängt er den Wiederaufsteiger VfB Stuttgart. Die Schwaben treten zwar daheim recht robust auf, sind aber auswärts bisher die schwächste Mannschaft. Anders als bei Werder seien die Reihen um Trainer Markus Gisdol aber "geschlossen", wie Manager Jens Todt der Morgenpost sagte. Es sei "kein Naturgesetz, dass beim HSV im Herbst immer die Trainer entlassen werden". Das sei "eine gute Basis, um uns zu befreien", sagte Gisdol. Womöglich wird er den 17-jährigen Jugend-Nationalstürmer Jann-Fiete Arp von Beginn an bringen. Das sei eine Überlegung wert, teilte er mit. Er hoffe aber, dass die etablierten Spieler "wieder stabiler" würden.

Auch beim ebenfalls noch sieglosen Tabellenletzten 1. FC Köln, der am Donnerstagabend sein Europa-League-Spiel gegen den weißrussischen Meister Bate Borissow mit 5:2 gewann und dabei kurios wiedererstarkt spielte, ist man vor dem Heimspiel gegen Hoffenheim trainertreu. Zudem widersprach Peter Stöger der Darstellung des Präsidenten des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), Leo Windtner, er habe dem Verband schweren Herzens abgesagt. Es habe "eine Anfrage gegeben", bestätigte Stöger, die Österreicher seien auch hartnäckig gewesen, doch er habe beharrlich abgelehnt. Dem Kicker sagte er kürzlich: "Wissen Sie, was der nächste große Schritt in meiner Karriere wäre? Wenn wir aus dieser Situation unbeschadet herauskommen." Wenn aber auch gegen das Spitzenteam aus Hoffenheim kein Sieg gelingt, wird man beim Wetten enorm hohe Quoten erhalten, wenn man auf den Kölner Klassenverbleib setzt.

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