Abschluss des DFB-Trainerlehrgangs:Oscar für Gerland, Lizenz für Scholl und Effenberg

In Bonn zeichnet der DFB Hermann Gerland als Trainer des Jahres aus - dieser amüsiert die Gäste mit netten Anekdoten. Außerdem bekommen 23 geprüfte Fußball-Lehrer ihre Lizenz, darunter Klassensprecher Stefan Effenberg und Mehmet Scholl. Nicht alle Prüflinge haben Aussicht auf einen lukrativen Job.

Philipp Selldorf, Bonn

Die schönste Anekdote über Hermann Gerland erzählte Gerland selbst. Der 57 Jahre alte Co-Trainer des FC Bayern ist ein mehr als stolzer Vater dreier Töchter, und wenn ihm in guten Momenten danach ist - "wenn ich mal so richtig auf die Kacke haue", wie er selbst es ausdrückte -, dann gibt er mit seinen klugen Kindern an, dass es den Zuhörern in den Ohren schmerzt.

Coaching And Technical Development Course Awarding Ceremony

Sportdirektor Matthias Sammer mit Mehmet Scholl und DFB-Vize Rainer Milkoreit: Prüfung bestanden, Lizenz erhalten

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Älteste, so erzählt er dann, studiert Medizin, die Zweite Germanistik und Romanistik, und die Dritte hat ihr Abitur mit einem Notenschnitt von 1,3 geschafft. Die Geschichte nimmt für den Angeber jedoch ein verdientes Ende: "Nachdem ich das erzählt habe, sagen die Kollegen:" - Kunstpause - "Hermann, Du hast 'ne schlaue Frau."

Am Donnerstagabend durfte Gerland ausnahmsweise auf sich selbst stolz sein, der DFB kürte ihn für seine Verdienste als Chefausbilder des FC Bayern zum "Trainer des Jahres" - aber er hat gleich darauf bestanden, den Ruhm mit all den anderen Ausbildern, Scouts und Helfern bei Bayern zu teilen. Als im Grandhotel am Bonner Rheinufer der Laudator ans Pult trat, war Gerland das Unbehagen anzusehen.

Ralf Zumdick war aus Teheran gekommen, wo er den Spitzenklub Persepolis betreut, er quälte seinen Lehrmeister aus gemeinsamen Zeiten beim VfL Bochum, indem er mit einer Finte eröffnete: "Dir wäre es am liebsten, wenn ich sagen würde: Hier Hermann, nimm deinen Preis - und alles ist in Ordnung." Doch so kam er nicht davon, Gerland musste allerlei Lob ertragen.

Selbstverständlich tauchten all die bekannten Namen auf, "die unter deiner Fuchtel herkommen", wie Zumdick es formulierte: Nationalspieler wie Hamann, Babbel, Lahm, Schweinsteiger, Hummels, Badstuber und viele andere Profis, die Gerland in München unter ständigen Beschimpfungen ("Ihr Osterhasen!") erfolgreich erzogen hat.

Vor allem aber hob Zumdick hervor, dass Gerland als Fußballer und Pädagoge immer dem alten Tegtmeier-Motto ("Mensch bleiben") entsprochen habe, weshalb er außer in München auch in der alten Heimat Bochum Denkmalstatus habe: "Als Kultfigur bist du in Bochum mit Grönemeyer gleichzusetzen. Obwohl: Der Hermann singt sogar besser", scherzte Zumdick. Davon konnten sich die Zuhörer leider nicht überzeugen, aber sie bekamen einen Eindruck davon, dass das Dasein als Fußballtrainer durchaus ein gelungenes Leben ermöglicht.

Klassenprecher Effenberg, Klassenbester Zorniger

Der DFB hat sich das schlau ausgedacht, als er die Vergabe des Trainer-Oscars mit der Urkundenverleihung an neue Absolventen der Hennes-Weisweiler-Akademie kombiniert hat. 23 neue Fußball-Lehrer saßen in Bonn, Lehrgangsleiter Frank Wormuth vergab die Auszeichnungen an die Schüler eines gemischt zusammengesetzten Kurses.

Frühere Profis wie Mehmet Scholl, Stefan Effenberg, Christian Wörns oder Detlev Dammeier hatten an der Seite von Anwärtern aus Nachwuchszentren, Landesverbänden und Amateurligen gelernt. Effenberg übernahm dabei, getreu seinem Selbstverständnis, das Amt des Klassensprechers, laut Wormuth war es "die schnellste Wahl aller Zeiten".

Angeblich hatte sich Effenberg einfach selbst bestimmt. Man würde ihm zutrauen, dass er sich bald auch als Trainer selbst ins Amt hebt, bei einem adäquaten Verein wie dem FC Bayern oder gleich Real Madrid, aber er hat sich noch nicht geäußert. Ein Einstieg in den DFB-Trainerstab ist auch denkbar, Sportdirektor Matthias Sammer hatte ihn energisch zur Kursteilnahme ermuntert - ihm ging es darum, Effenbergs Führungsqualitäten für den deutschen Fußball zu erhalten.

Während Scholl demnächst den FC Bayern II übernimmt, trainiert Wörns künftig die U15 des VfL Bochum. Er macht das gern, aber auch, "weil ich sonst noch keinen Fuß in die Tür bekommen habe".

Lehrgangsbester war der Schwabe Alexander Zorniger, von ihm wird man sicher noch hören. Er sieht sich selbst als typischen Vertreter der südwestdeutschen Fußballschule, die zuletzt Trainer wie Thomas Tuchel, Robin Dutt und Christian Streich in die Bundesliga brachte. Derzeit trainiert er den Regionalligisten SG Großaspach, das Projekt des Spielerberaters Uli Ferber (u.a. Mario Gomez).

Den dominanten Mitschüler Effenberg hat Zorniger nicht fürchten müssen. Als Assistent von Markus Babbel beim VfB Stuttgart hatte er bereits Jens Lehmann und dessen kritische Meinungen kennengelernt: "Das war meine Masterprüfung."

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