Abschluss der Asien-Reise in Thailand:Kapitän Friedrich

Mit frischen Kräften, aber gleichem Engagement und Offensivspiel will Jürgen Klinsmann in Bangkok das letzte Spiel dieses Jahres gegen Thailand bewältigen.

Bangkok - Mancher Nationalspieler mag sich inzwischen fragen, in welchem Land er eigentlich gerade mal wieder ist: Japan, Südkorea und jetzt als letzte Station der Asien-Reise die thailändische Hauptstadt Bangkok, die nicht nur wiederum zwei Stunden Zeitverkürzung gegenüber Deutschland bietet, sondern im Gegensatz zu den vorher besuchten kühlen Regionen feuchte Witterung mit Temperaturen von mehr als 30 Grad.

Einige Profis wankten gestern durch das exklusive Bayan Tree Hotel wie schwer angeschlagene Boxer in der zwölften Runde. Trotzdem, und auch in der Nachbetrachtung der ersten Niederlage in der Klinsmann-Ära gegen Südkorea (1:3), stellte der Bundestrainer fest: "Die Stimmung hat in keinster Weise gelitten, auch wenn ein Schuss Enttäuschung vorhanden ist."

Mit frischen Kräften, aber gleichem Engagement und Offensivspiel will Jürgen Klinsmann in Bangkok das letzte Spiel dieses Jahres gegen Thailand (12.30 Uhr MEZ, ARD) bewältigen.

Alle Spieler, die beide bisherigen Partien vom Anpfiff weg bestritten haben, werden diesmal draußen bleiben: also Kahn, Wörns, Ballack, Ernst, Schneider und Klose.

Pflichtgemäß nicht damit gerechnet

Zum Kapitän für Michael Ballack hat Klinsmann, wie er anlässlich einer Pressekonferenz mitteilte, den Herthaner Arne Friedrich bestimmt, der pflichtgemäß "damit überhaupt nicht gerechnet" hat.

Des weiteren werden Torwart Hildebrand, Mertesacker, Borowski, Engelhardt und Brdaric zum Einsatz kommen, und Mertesacker versicherte, trotz der großen Müdigkeit "voller Vorfreude" zu sein.

Das sind unübersehbar auch die thailändischen Gastgeber und darunter speziell eine dreiköpfige Gruppe namens "Deutscher Fußball Fanclub", die mit einer ausladenden Fahne angerückt war.

Das schwarz-rot-goldene Banner ist mit Unterschriften von Leistungsträgern des deutschen Fußballs verziert wie Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus, Fedor Radmann, Tina Theune-Meyer, Stefan Effenberg und Sigi Held.

Wie sehr Fan diese drei sind, war schon daran zu erkennen, dass der Chef der Gruppe einen schwarz-rot-goldenen Hut aufhatte, was akustisch noch überboten wurde, als sein Handy auf bekannte Weise klingelte: "Einigkeit und Recht und Freiheit", die Nationalhymne.

Dolmetscher entwickelt Selbständigkeit

Nicht nur sie machten die Pressekonferenz zur lustigsten, die in der Geschichte des DFB wohl je stattgefunden hat, sondern auch der thailändische Dolmetscher, dem die Sache mit dem Fehlen von Ballack überhaupt nicht gefiel.

"Wir thailändischen Fußballfans", sprach seine Stimme plötzlich aus dem Off, "wir hätten Michael Ballack gerne gesehen, vielleicht so 30 Minuten." Dann forderte er die Anwesenden zu unterstützendem Beifall auf.

So furchtbar ernst wie in Europa nimmt man also den Fußball nicht. Vielleicht mit Ausnahme von Sigi Held, dem blonden Flieger von Borussia Dortmund aus den sechziger Jahren, der als Trainer Thailands engagiert ist.

Dort gibt es noch keine Profiliga, und das Nationalteam ist in der asiatischen Qualifikation für die WM 2006 vorzeitig gescheitert. Deshalb, schloss Jürgen Klinsmann, "plant er wohl schon für die WM 2010". L.S.

Thailand: Kosin (Tobacco FC) - Nakarin (Bangkok Bank FC), Rungroj (Krung Thai Bank FC), Niveat (East Asia Bank FC), Anon (Krung Thai) - Therdsak (East Asia), Yuttajak (Hong ANH Dai Lai FC), Sakda (Osotspa M-150 FC), Jetsada (Tobacco) - Piyawat (Krung Thai), Sarayut (Port Authority of Thailand).

Deutschland: Hildebrand (25 Jahre/1 Spiel) - Hinkel (beide VfB Stuttgart/22/10), Mertesacker (Hannover 96/20/3), Friedrich (Hertha BSC Berlin/25/23), Lahm (Stuttgart/21/14) - Borowski (Werder Bremen/24/6), Engelhardt (1. FC Kaiserslautern/24/1), Schweinsteiger (FC Bayern München/20/9), Schulz (SV Werder Bremen/21/1) - Kuranyi (Stuttgart/22/19), Brdaric (VfL Wolfsburg/29/7). - Schiedsrichter: Shamsul Maidin (Singapur).

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