Abschied:Das letzte Bild

Abschied von der großen Fußball-Bühne: Die internationalen Karrieren von Philipp Lahm und Xabi Alonso enden im im Madrider Bernabéu-Stadion.

Von Christof Kneer

Es war wieder eine Überraschung, aber es war doch anders als damals. Vor drei Jahren hat Philipp Lahm dem Bundestrainer Löw am Morgen nach dem WM-Finale eröffnet, dass seine Karriere als Nationalspieler übrigens beendet sei. Außer Lahm hatte damals keiner diese Entscheidung kommen sehen, es war eine Entscheidung auf dem Karriere-Höhepunkt. Nun ist auch die internationale Laufbahn des Vereinsspielers Lahm zu Ende gegangen, was anders als damals zwar keine Sensation mehr war, weil Lahm vor Monaten ja schon angekündigt hat, dass er im Sommer seinen Vertrag auflösen werde. Der Ort, an dem sich dieser historische Schritt vollzog, war dann aber doch etwas erstaunlich: Im Bernabéu-Stadion kann man zwar guten Gewissens loslassen, einerseits. Aber schon im Viertelfinale? Das ist eigentlich kein angemessenes Szenario für einen wie Philipp Lahm - und es passt auch nicht zu Xabi Alonso, dem alten Seebären, den man als Profi-Spieler nun ebenfalls nicht mehr in den internationalen Arenen treffen wird.

Abschied: Ungleicher Kampf: Philipp Lahm beim 1:1 gegen Cristiano Ronaldo.

Ungleicher Kampf: Philipp Lahm beim 1:1 gegen Cristiano Ronaldo.

(Foto: Curto de la Torre/AFP)

Philipp Lahm, 33, und Xabi Alonso, 35, wollten das nicht, sie wollten den Weg bis zum Ende gehen, bis zum Champions-League-Finale am 3. Juni in Cardiff. Einstweilen bleibt ihnen nur der Trost, dass man es schon auch schlechter treffen kann: Alonso durfte immerhin im vertrauten Milieu gehen, im Stadion jenes Klubs, in dem sie ihn bis heute verehren. Und auch Lahm hat oft betont, wie wichtig Real in seiner Karriere gewesen sei, welch erinnerungswürdige Duelle er sich mit diesem Gegner stets geliefert habe, und überhaupt, dass das Bernabéu "eines der schönsten Stadien" sei, "das ich kenne".

Deutsche Spieler mit den meisten CL-Einsätzen

Philipp Lahm, FC Bayern, 112 Spiele

Oliver Kahn, FC Bayern, 103

Bastian Schweinsteiger, FC Bayern/ManUnited, 95

Michael Ballack, K'lautern/Leverkusen/FC Bayern/FC Chelsea, 93

Manuel Neuer, Schalke/FC Bayern, 91

Thomas Müller, FC Bayern, 89

Toni Kroos, Bayern/Real Madrid, 74

"Heute ist man einfach nur enttäuscht, emotional wird es erst nach der Saison", sagte Lahm am späten Dienstagabend in den Katakomben dieses legendären Stadions. Und Alonso fügte an, er hoffe, dass nun wenigstens "das DFB-Pokalfinale das letzte Spiel der Karriere" werde.

Auch die Champions League dürfte nun etwas wehmütig gestimmt sein: Seit mehr als einem Jahrzehnt war sie ja daran gewöhnt, dass Alonso und Lahm Jahr für Jahr zu ihren prägenden Figuren gehören, und so gesehen hätte sich die Champions League auch schönere Abschiedsgeschenke überlegen können. Von Alonso bleibt nun das Foto, wie er ausgewechselt wird. Und Lahm hinterlässt ein Bild, das ein berühmtes Vorbild hat: Als Lahm vor dem 1:1 das Kopfballduell gegen Ronaldo verlor, erinnerte er ein wenig an Thomas Häßler, der bei der WM 1994 zu klein für den Bulgaren Letchkov war. Deutschland scheiterte damals übrigens: im Viertelfinale.

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