Abfahrtssieg in Cortina d'Ampezzo:"Die Hilde ist fantastisch"

Hilde Gerg hat die "tollen Tage" der deutschen Ski-Rennläuferinnen mit ihrem zweiten Saisonsieg gekrönt. Eine Woche nach ihrem Triumph beim Super-G gewann die Lenggrieserin die erste von zwei Abfahrten.

"Da fällt mir kaum noch was ein", sagte der deutsche Alpinchef Walter Vogel beeindruckt von der 28-Jährigen, "außer: die Hilde ist phantastisch".

Nach ihren zwei dritten Rängen in den beiden Super-G-Rennen von Cortina d'Ampezzo ließ sich Hilde Gerg auf der "Olimpia delle Tofane" diesmal nicht einmal von den widrigen äußeren Umständen stoppen:

Auf leicht verkürzter Strecke ging sie im anhaltenden Schneetreiben ohne zu zögern ans Limit und siegte in 1:17,57 Minuten vor der am Vortag im Super-G erfolgreichen Renate Götschl aus Österreich (0,30 Sekunden zurück) und Olympiasiegerin Carole Montillet aus Frankreich (0,39).

Bei ihrem ersten Abfahrtssieg seit ihrer Kreuzbandoperation im März besiegte die Slalom-Olympiasiegerin von 1998 zudem ihre letzten Zweifel.

18. Sieg

"In den letzten Rennen habe ich mich oft nicht getraut, von oben bis unten ans Limit zu gehen. Das hat heute geklappt. Ich hatte zwar ein paar Wackler drin, aber ich habe mich gut gerettet."

Für die "wilde Hilde" sprang am Ende der 18. Weltcup-Sieg heraus, zugleich der insgesamt 35. für eine deutsche Abfahrerin.

Für Hilde Gerg war der Triumph ein ganz besonderer. "Heute hat sich ein Kreis geschlossen. Als ich die rote Nummer zum letzten Mal hatte, habe ich mich ja verletzt", erklärte sie."

Am 6. Dezember 2002 hatte Gerg in Lake Louise ihre bislang letzte Abfahrt gewonnen und sich beim nächsten Rennen am Tag darauf das Kreuzband gerissen - im "roten Trikot" der Führenden im Abfahrtsweltcup, das sie in Cortina erstmals seit dem Unglückstag wieder trug: "Das war schon komisch."

Durch den sechsten Abfahrtssieg ihrer Karriere behielt Hilde Gerg das rote Leibchen nicht nur, sie baute auch ihre Führung in der Weltcup-Wertung aus:

Mit 385 Punkten liegt die Lenggrieserin nun 25 Zähler vor Renate Götschl, die auch im Super-G-Weltcup, mit nur neun Punkten Rückstand, ihre erste Verfolgerin ist.

"Vielleicht ist ja in beiden Disziplinen das Glück mal auf meiner Seite", sagte Gerg, die zumindest eine Weltcup-Wertung gerne gewinnen würde.

Keine Ambitionen auf den Gesamtweltcup

Im Gesamtweltcup ist die Deutsche ebenfalls bestens platziert.

Hinter der neuen Spitzenreiterin Götschl (789 Punkte), die sich nur um einen Punkt an der Schwedin Anja Pärson (788) vorbeischob, liegt sie auf Rang drei (710), Ambitionen auf die "große Kristallkugel" aber hat sie angeblich keine.

"Das ist nicht realistisch", betont auch der deutsche Cheftrainer Wolfgang Maier - obwohl Hilde Gerg ab der kommende Woche auch wieder Riesenslalom-Rennen fahren will.

Die nötige Konstanz hätte die derzeit beste deutsche Ski-Rennläuferin allemal - zumindest in ihren Spezialdisziplinen.

Im zehnten Rennen in diesem Winter stand sie nun zum achten Mal auf dem Siegerpodest, zwei fünfte Plätze sind ihre schlechteste (!) Ausbeute.

Gute Plätze auch für die übrigen Damen

"Irrsinnig konstant", sei sie im Augenblick, weiß Hilde Gerg, doch woran das liegt, erschließt sich angeblich nicht einmal ihr selbst. "Ich bin oft verwundert über mich selbst."

Zu Staunen Anlass gibt weiter auch das gesamte Abschneiden der DSV-Damen.

Martina Ertl (Lenggries) und Maria Riesch (Partenkirchen), die im Qualifikationstraining die Bestzeit gefahren hatte, lieferten auf den Rängen acht und elf erneut höchst erfreuliche Ergebnisse ab.

Ertl, mit 577 Punkten auf Rang fünf im Gesamtweltcup, war gleich so begeistert, dass sie entgegen der ursprünglichen Planung auch die Abfahrt am Sonntag fahren will.

Hinter Maria Riesch, die mittlerweile auch schon auf Rang zehn im Gesamtweltcup vorgefahren ist, ergatterten zwei weitere deutsche Läuferinnen Weltcuppunkte: Regina Häusl (Bad Reichenhall) auf Rang 21 und Isabelle Huber (Ruhpolding) auf Rang 23.

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