Aberglaube bei den Australian Open:Unbedingt am Ball riechen!

Bei den Australian Open zeigen Roger Federer, Rafael Nadal oder Maria Scharapowa nicht nur tolle Ballwechsel - sondern auch, wie abergläubisch Tennisspieler sein können. Die verrückteste Macke hat die Slowakin Dominika Cibulkova.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

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2014 Australian Open - Day 6

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Bei den Australian Open zeigen Roger Federer, Rafael Nadal oder Maria Scharapowa nicht nur tolle Ballwechsel, sondern auch, wie abergläubisch Tennisspieler sein können. Die verrückteste Macke hat dabei die Slowakin Dominika Cibulkova.

Roger Federer: Besessen? "Nein, nein", stellt Roger Federer klar. Der Schweizer Tennisprofi muss schmunzeln, die Frage kam etwas überraschend. Schließlich hatte er gerade, an diesem Samstag, sicher das Achtelfinale der Australian Open erreicht, 6:2, 6:2, 6:3 hatte er den Russen Teymuraz Gabashvili besiegt. Tja, leider keine 8 dabei, und die Frage lautete ja, ob er verrückt nach der Ziffer 8 sei. Und ob er überhaupt sehr abergläubisch sei. "Stimmt es, dass Sie auch immer um acht Handtücher bitten?", hakt ein Reporter noch einmal nach. Nein, sagt Federer und antwortet lässig, er bitte immer um "drei - wohl schlechtes Feng Shui für mich jetzt." Aber die Acht? "Acht ist meine Lieblingsnummer", räumt er ein, doch der Ausdruck "besessen ist mir zu extrem". Kann man verstehen.

Bestreiten kann er allerdings auch nicht seinen schon länger andauernden Hang zur Acht, im vergangenen Jahr hat er selbst die Welt über einen Eintrag im Internet über seine Beziehung zu dieser Ziffer informiert. "Einer meiner Freunde hat mir grad eine Mail geschickt und mich daran erinnert, dass ich mein 888. Match auf der Tour gewonnen habe", schrieb die frühere langjährige Nummer eins der Welt: "Das ist cool! Freu mich aufs Halbfinale hier in Dubai." Glück hat Federer dann das Erreichen dieser Schnapszahl leider nicht gebracht, er verlor das nächste Spiel gegen den Tschechen Thomas Berdych.

Tennis Australian Open 2014

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Grundsätzlich, erklärt Federer weiter, habe er schon einige Routinen, etwa vor dem Training, da achte er auf die gleichen Abläufe. Ob er für ein Match genau acht Schläger mit auf den Platz nimmt, lässt sich allerdings schwer erkennen - die Rackets stecken ja einer dicken Sporttasche. Manch andere Marotte von Tennisspielern indes lässt sich leicht identifizieren, auch hier in Melbourne. Eine Auswahl.

Tennis Australian Open 2014

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Aberglaube bei den Australian Open:Rafael Nadal

Rafael Nadal: Der Weltranglisten-Erste ist abergläubisch durch und durch, daran haben auch seine vielen Siege nichts geändert. Sie haben diesen Hang wohl eher verstärkt. Wenn der Spanier den Platz betritt, achtet er zum Beispiel in Melbourne darauf, nicht den Schriftzug "Australian Open" mit den Füßen zu berühren. Die Getränkeflaschen stellt er in einer bestimmten Reihenfolge auf. Gegnern lässt er, wenn es geht, stets den Vortritt beim Seitenwechsel, wenn das Netz passiert wird. Und vor seinem Aufschlag zupft er so detailverliebt an Haaren und Shirt, wie es Baseballprofis gerne in der MLB tun. Hat großen Unterhaltungswert - und Erfolg. Am Samstag setzte er sich gegen Gael Monfils 6:1, 6:2, 6:3 durch.

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Aberglaube bei den Australian Open:Dominika Cibulkova

Dominika Cibulkova: Der Slowakin, Nummer 23 in der Weltrangliste, steht nach ihrem furiosen 6:0, 6:1 am Samstag gegen die Spanierin Carla Suarez Navarro nun ein besonderes Match im Achtelfinale bevor, sie trifft auf die Weltranglisten-Dritte Maria Scharapowa. Cibulkova wurde nachgesagt, neue Bälle - alte werden ja regelmäßig während eines Matches ausgetauscht - zu küssen. "Ich küsse sie nicht, aber ich rieche sie", wurde sie kürzlich zitiert. "Ich liebe ihren Duft, den Duft von einem Ball. Und dann denke ich mir, das bringt Glück." Scharapowa übrigens hat so viele Marotten auf dem Platz, dass man darüber ein Buch schreiben könnte. Sie zupft und fuchtelt und tänzelt und wippt immer nach einem sehr speziellen Muster, das bei Beobachtern durchaus zu Schwindelanfällen führen kann. Ja, könnte ein besonderes Match werden am Montag zwischen den beiden.

Tennis Australian Open 2014

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Aberglaube bei den Australian Open:Sabine Lisicki

Sabine Lisicki: Die Deutsche mit dem großen Herz auf dem Platz ist leider schon ausgeschieden beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne. Sie sollte sich nochmal ihre Niederlage gegen die Rumänin Monica Niculescu ansehen, auf Video. Möglicherweise ist die 24-Jährige ja doch aus Versehen beim Betreten der Margaret Court Arena auf eine der vielen Linien getreten. Lisicki mag das eigentlich gar nicht, die weißen Striche zu berühren. In Wimbledon hat sie besser aufgepasst, da stand sie immerhin im Finale.

Tennis Australian Open 2014

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Aberglaube bei den Australian Open:Andy Murray

Andy Murray: Der Schotte, der am Samstag eine souveräne Vorstellung zeigte und den unbequem zu spielenden Spanier Feliciano Lopez mit 7:6, 6:4, 6:2 abfertigte, hatte mal einen wahnsinnig abergläubischen Trainer. Miles Maclagan wollte etwa, dass sein Schützling vor einem anstehenden Spiel immer auf dem Platz mit der Ziffer 3 trainiere "Er ist ein wenig sonderbar, aber ich mache das mit", sagte Murray mal über Maclagan, der auch kurz Trainer des Deutschen Philipp Kohlschreiber war. Inzwischen ist Ivan Lendl der Trainer von Murray und hat ihn zu Olympia-Gold und Triumphen bei den US Open und in Wimbledon geführt. Maclagan trainiert nun die Australierin Samantha Stosur, die bei den Australian Open in Runde drei schon gegen die Serbin Ana Ivanovic verlor. Vielleicht hat sie ja nicht auf Platz 3 trainiert.

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Aberglaube bei den Australian Open:Novak Djokovic

Novak Djokovic: Der Serbe mit der harten Vorhand und dem großen Selbstvertrauen lässt seine Bälle vor dem Aufschlag gefühlt minutenlang auftippen. Er schmunzelt selbst darüber, inzwischen kontrolliert er diese Marotte etwas besser. In einem Davis-Cup-Match hat er mal, das berichtete er selbst, den Ball "38 oder 39 Mal" auftippen lassen. Man schaut ihm, derzeit die Nummer zwei, trotzdem gerne zu. Selbst im Tippen ist er eben Weltklasse.

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Aberglaube bei den Australian Open:Serena Williams

Serena Williams: Der zurzeit mit Abstand weltbesten Spielerin, die in Melbourne scheinbar mühelos Runde für Runde durchs Tableau saust, werden mehrere abergläubische Handlungen nachgesagt. Richtig heftige sogar. Vor dem ersten Aufschlag lässt sie zum Beispiel angeblich den Ball stets exakt fünf Mal auftippen, vor dem zweiten genau zwei Mal. Man müsste sich alle ihre Siege mal genauer anschauen und beobachten, ob sie wirklich so konsequent ist. Leider gewinnt sie ständig, das würde dauern, das Zählen. Ob sie wirklich ihre Socken, in denen sie eine Siegesstrecke zurückgelegt hat, fürs nächste Match wieder anzieht, und zwar ungewaschen, ist hoffentlich nur eine üble Nachrede. Denn dann müssten sie ja ziemlich mitgenommen sein, die Socken.

2014 Australian Open - Day 2

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Aberglaube bei den Australian Open:Goran Ivanisevic

Goran Ivanisevic: Der Kroate, der mittlerweile Trainer seines Landsmannes Marin Cilic ist, hatte in Wimbledon eine sehr spezielle Phase, wie erzählt wird. In einem Edel-Pub soll er stets jeden Abend das gleiche Menü gewählt haben, zuerst Fischsuppe, dann Lamm mit Pommes, als Nachtisch Eis mit Schokoladensauce. Das berühmteste Turnier der Welt hat Ivanisevic dann übrigens, nach drei verlorenen Finals, doch noch wenigstens einmal gewonnen, 2001. Überdies geht die Geschichte um, Ivanisevic habe immer das Gleiche im Fernsehen gesehen, in der Hoffnung, das Schicksal sei ihm so gewogen. 2001 soll er 15 Tage lang im Frühstücksfernsehen etwa die Teletubbies verfolgt haben. Ob's stimmt? Ach, ist auf jeden Fall ein herrliches Gerücht.

2014 Australian Open - Day 3

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Aberglaube bei den Australian Open:Boris Becker

Boris Becker: Der erfolgreichste deutsche Tennisprofi sollte in dieser Auflistung nicht fehlen. Er ist der wohl berühmteste Lippenlecker der Welt. Jedenfalls hat er seinerzeit stets vor dem Aufschlag kurz mit der Zunge über den Mund gewischt, Kinder imitierten ihn gar, Becker war ein großes Vorbild damals. Nun ist er ja neuerdings Trainer von Novak Djokovic und gibt bislang bei seiner Arbeit in Melbourne eine richtig gute Figur ab. Das mit der Zunge macht er aber nicht mehr, auch wenn er mit dem Schläger in der Hand auf dem Platz steht. Hoffentlich bedeutet das nichts Schlechtes jetzt.

© Süddeutsche.de/sonn
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