X-Games in München:Ein 40-Jähriger ist das coolste Kid

X-Games Munich Day 1

Andy Macdonald - mit seinem Markenzeichen, dem gelben Helm.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die X-Games in München haben mit zwei Skateboard-Wettbewerben begonnen. Dabei stürzt sich längst nicht nur die Jugend von der Halfpipe. Am Ende gewinnt sogar ein 40-Jähriger.

Aus dem Olympiapark von Christopher Köster

Rotes T-Shirt, kurze Hose. Wenn Andy Macdonald durch den Olympiapark in München schlendert, ist der erste Eindruck: ein ganz normaler Skater. Doch der 39-Jährige unterscheidet sich von den anderen Athleten an diesem Donnerstagabend, dem Eröffnungstag der X-Games in München - in mehrfacher Hinsicht.

Macdonald trägt Knie- und Ellenbogenschoner sowie einen gelben Helm, sein Markenzeichen. Der US-Amerikaner ist der einzige Sportler, der beim ersten Wettbewerb Schutzkleidung trägt. Beim "Park" fahren die Athleten in einem Skatepark, der einem trockengelegten Swimmingpool nachempfunden ist, und zeigen möglichst spektakuläre Tricks und Sprünge. Das sieht so halsbrecherisch aus, dass es unglaublich scheint, dass die anderen neun Skateboardfahrer ungeschützt antreten.

"Vielleicht ist es ein bisschen Old School", sagt Macdonald, "aber ich will meine alten Knochen schützen, um noch länger diesen wunderbaren Sport ausüben zu können." Macdonald ist nicht nur der einzige Fahrer, der seine Knochen schützt, sondern auch einer der bekanntesten Fahrer der Welt, der einzige Skateboarder, der schon einmal im Weißen Haus gefahren ist. Der einzige X-Games-Sportler, der an beiden Wettbewerben des Eröffnungstags teilnimmt. Und Macdonald ist einer der ältesten im Feld.

Macdonald ist beim Park zunächst gut im Rennen, er liegt in der Vorschlussrunde auf dem dritten Platz und würde sich damit für das Finale der besten sechs Fahrer qualifizieren. Doch kurz vor Schluss wird er verdrängt. Es gewinnt schließlich Curren Caples aus den USA vor Pedro Barros aus Brasilien und Ben Hatchell aus den USA.

Gleich geht es für Macdonald weiter zum Vert-Contest. Hier tragen alle zehn Athleten Helme und Schoner. Alles andere wäre auch ein Himmelfahrtskommando, denn "Vert" steht für vertikal. An den Enden der riesigen Halfpipe schießen die Skateboarder senkrecht in den Himmel und zeigen waghalsigste Tricks.

Schon weit vor seiner Ankunft in München freute sich Macdonald auf seinen Deutschlandbesuch. Auf Twitter schrieb er: "Off to Munich with the rest of' em. Das ist gut. Vert ramps, pools and lederhosen. Ausgesaugt! #3yearsofgermaninhighschool."

Macdonald wurde im Bundesstaat Massachusetts geboren, ein Teil seiner Familie stammt aus Deutschland. Ein halbes Jahr lang lebte er als Student in Hamburg. "Ich bin immer noch gerne hier in Deutschland", sagte er bei den X-Games, "reise herum und freue mich, wenn ich durch die Gespräche mit den Taxifahrern die Sprache nicht ganz verlerne."

Hauchdünn gewonnen

Glück bringt dem 39-Jährigen seine zweite Heimat beim ersten Auftritt der X-Games in Deutschland aber auch beim Vert nicht. Nach einem guten ersten Lauf in der Halfpipe versucht Macdonald in den folgenden drei Runden zu viel und stürzt früh. Dadurch bleibt Macdonald nur der zehnte Platz. "Der Regen hat mich ein wenig aus dem Konzept gebracht, aber da mussten alle durch", meint MacDonald und schiebt hinterher. "Es war heute einfach nicht mein Tag."

Den Sieg machten andere unter sich aus. Favorit Bucky Lasek, bereits 40 Jahre alt und Gewinner der vorherigen Events in Brasilien und Barcelona, entschied das Generationenduell gegen junge Skater wie den 13-jährigen Tom Schaar oder Mitchie Brusco, 16 Jahre alt. Lasek ist der älteste Goldmedaillengewinner der X-Games.

X-Games Munich Day 1

Gold mit 40 Jahren: Bucky Lasek

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach den ersten drei Läufen lag noch der Kanadier Pierre-Luc Gagnon an der Spitze. Er zeigte konstant gute Läufe und bei einer Wertung von 89,66 Punkten rechneten nicht mehr viele damit, dass er noch von Platz eins verdrängt werden könnte. Favorit Lasek dagegen war nach seinen drei ersten Versuchen Letzter - ehe er sich nach vorne schob.

Als letzter Fahrer stand Lasek auf der Rampe, musste nun alles geben - und zeigte einmal mehr sein besonderes Talent. Ein überragender Lauf mit waghalsigen Tricks ließ Zuschauer aufschreien. Und auch die Kampfrichter honorierten die risikoreiche wie abgeklärte Vorstellung des 40-Jährigen und gaben Lasek genau 90 Punkte. Hauchdünn holte er sich damit seine dritte Goldmedaille in diesem Jahr.

"Lasek braucht einfach den Druck", sagte Macdonald anschließend: "Wenn du ihm sagst 'Jetzt mach es', dann geht er raus und macht es. So war es auch heute." Laseks Sprünge sind nicht mehr so hoch wie die seiner jüngeren Gegner, doch vielleicht ist es gerade das Alter, das ihn so abgebrüht an die entscheidenden Läufe herangehen lässt. Und an Dynamik mangelt es einem Bucky Lasek noch lange nicht.

Die junge Generation zeigt am ersten Tag der größten Actionsport-Veranstaltung der Welt aber auch ihre Klasse. Shooting-Star Mitchie Brusco wird Dritter und der 13-jährige Tom Schaar verzückt die Fans mit einer riskanten und erstaunlich unaufgeregten Fahrweise. Beim spektakulären Big-Air-Event am Samstag werden Brusco und Schaar wieder am Start sein. Andy Macdonald hat dann frei und kann sich weiter um seine Deutschkenntnisse kümmern.

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