Trainerwechsel beim FC Bayern:Heynckes schon lange über Guardiola informiert

SpVgg Unterhaching v Bayern Muenchen - Friendly Match

Wusste angeblich schon lange über Trainerwechsel Bescheid: Jupp Heynckes beim Spiel zwischen dem FC Bayern München und der SpVgg Unterhaching am 13. Januar.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wollte Jupp Heynckes wirklich die Karriere beenden oder haben ihn die Bayern mit Guardiola überrumpelt? Bayern-Präsident Hoeneß sagt, der Trainer sei seit September informiert gewesen. Ob er nun ganz aufhört, bleibt unklar.

Von Andreas Burkert

Wer grundsätzlich zweifelt an seiner Version der Geschehnisse beim FC Bayern, der hätte ihm am Tag danach bei der Arbeit zusehen müssen. In München ist das noch möglich, auch wenn das Training nicht öffentlich ist; man kann dann wie die Schulkinder durch den Zaun lugen und mitbekommen, was die Herren da so anstellen. Am Donnerstagmorgen, während drüben im Pressestüberl der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge seine Erklärung zur spektakulären Verpflichtung von Pep Guardiola abgab, versah Jupp Heynckes seinen Dienst wie sonst auch. Mit Passion, aufmerksam, wie stets zog er den Zettel mit den Übungen aus der Tasche. Als das Gros der Profis nach lebendigen anderthalb Stunden in der Kabine verschwand, hat er sich auf den Weg gemacht, die vielen Begrenzungshütchen einzusammeln. Und den Offensivspielern Robben, Müller und Gomez, die noch ein Dutzend Lahm-Flanken zum Torabschluss nutzten, denen gab er noch ein paar Sprüche mit nach ihren Fehlversuchen.

Da stand kein verbitterter Mann im Münchner Schneegestöber. Sondern ein leidenschaftlicher Arbeiter, der ziemlich mit sich im Reinen zu sein scheint.

Aber genau daran gibt es jetzt Zweifel. Die Bayern hätten den amtierenden Chefcoach am Mittwoch mit der kurzfristig erfolgten Verkündung ihres Coups mit Guardiola kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt, obwohl er zum Verbleib bereit gewesen wäre, heißt es. Doch das stimme gar nicht, sagt Heynckes nun am Freitagmittag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt. Und das versichert auch Uli Hoeneß.

"Ich bin nicht nur der Präsident, der mit ihm redet", sagt Hoeneß, "ich bin auch sein Freund. Und Jupp wusste über Pep Guardiola von mir ziemlich früh Bescheid - schon seit Mitte September."

Heynckes hat im Verlauf seines Vortrags Mühe, die Nachfragen zu dem vom Verein etwas unlogisch dargestellten Zeitablauf (Wann wurde er in die Causa Guardiola eingeweiht? Wann hat er sein Karriere-Ende angedeutet?) mit Contenance zu parieren. "Buenos dias a todos" hat er zur Begrüßung auf Spanisch gesagt und dann erklärt, alles sei seine Entscheidung gewesen und zudem "ein Prozess, obwohl die Entscheidung eigentlich schon im Sommer für mich klar war": dass er nach der Saison mit dann 68 Jahren aufhört. Heynckes verweist auf ein SZ-Interview vom August ("dann geht ein Lebensabschnitt zu Ende") und betont, Hoeneß, der Strippenzieher des Guardiola-Deals, habe sich früh offenbart: "Ich war informiert."

Aber stimmt es nicht, was Hoeneß ebenfalls geäußert hat: dass er unter Umständen noch ein Jahr drangehängt hätte?

Lob für Guardiola

Doch, entgegnet er, "ich habe Uli gesagt: Wenn ihr keine adäquate Alternative findet, können wir uns noch mal unterhalten". Nun hätten die Ereignisse "sie sicher überrumpelt". Er meint die Bayern-Oberen, denen die Medien zuvorkamen mit der Personalie Guardiola.

Eine Sache nimmt Heynckes dem Verein allerdings schon übel - dass der in seiner Erklärung am Mittwochabend titelte: "Jupp Heynckes beendet Karriere." (Im Text hieß es ergänzend: "wohl"). "Das ist nicht richtig, dass ich gesagt habe, dass ich meine Karriere beende", sagt Heynckes am Freitag. Der Trend ist klar, "aber das will ich schon selbst verkünden und dazu habe ich jetzt fünf Monate Zeit".

Es sind neben dem Kleingedruckten wohl ein paar Eitelkeiten, die Heynckes und die Bayern als Ballast mit in den Rückserien-Start am Samstag gegen Fürth nehmen. Aber viel mehr ist da kaum. Dass nun schon der umschwärmte Fußballgelehrte Guardiola vor der Tür steht, findet Heynckes selbst großartig, "ein Klub wie Bayern muss perspektivisch denken und handeln, und ich finde es gut, dass es einen Generationswechsel gibt", sagt er. Guardiola sei ein kluger Mann, allein, weil der die aberwitzigen Offerten aus England oder Paris ausschlug: "Ich als Trainer würde auch nicht nach England gehen, wo du nicht weißt, wie der Klub in vier Monaten aussieht." Bayern biete seriöse Strukturen und "die nach Barcelona beste Mannschaft in Europa", die "erfolgreichen und dazu konzeptionellen Fußball" spiele. Seinen Fußball.

Darum wird es also jetzt gehen, mal abgesehen von den Titeln: dass Heynckes Anerkennung für sein Spätwerk erhält, welches er zuletzt mehrfach - ungewöhnlich für ihn - anpries. Hoeneß ist voll des Lobes und unbedingt gewillt, "dem Jupp einen grandiosen Abschied zu bieten, denn er ist ein Supertyp". Auch deshalb müsse es nun gut sein mit dem Hype um Guardiola. "Wir haben eine ganz schwierige Rückrunde vor uns - natürlich sind wir extrem stolz, aber wenn wir uns jetzt besaufen vor Stolz wegen Guardiola und unsere Ziele nicht erreichen, haben wir mit Zitronen gehandelt."

Die Saison beginne nicht mit Guardiola im Juli, sondern, und das ruft Hoeneß heraus: "Jetzt, gegen Fürth!"

Jupp Heynckes ist bereit. Er hat seine Aufstellung im Kopf, wohl mit Müller, ohne Robben. Er freut sich spürbar, dass es noch einmal losgeht. Endlich.

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