Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart:"Ich bin Überbringer der schlechten Botschaften"

VfB Stuttgart - Molde FK

Bruno Labbadia, nach dem 0:1 in der Europa League gegen Molde FK.

(Foto: dpa)

Fußball-Trainer Bruno Labbadia ist jetzt seit zwei Jahren beim VfB im Amt - das haben in Stuttgart noch nicht viele Trainer geschafft. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung spricht er über die Tücken des Jobs im Schwabenland, und er erklärt, warum er mit der Vertragsverlängerung zögert.

Mit Mühe hat es der VfB Stuttgart geschafft, sich für die Zwischenrunde der Europa League zu qualifizieren. Das Spiel gegen den norwegischen Meister Molde FK (0:1) war eines, wie es die Stuttgarter Anhänger zuletzt immer wieder mal erleben mussten - sie sahen eine uninspirierte und ersatzgeschwächte Mannschaft, der die Belastungen der Vorrunde zu schaffen machen. Während einige Fans die Spieler verhöhnten, erklärt Trainer Bruno Labbadia die Schwäche seiner Elf mit einer dünnen Personaldecke, die ihm kaum Möglichkeiten lässt. "Man sieht ja in Spielen wie gegen Molde, dass ein Team mit so kleinem Kader irgendwann müde wird", sagt Labbadia.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (vom 8. Dezember 2012) verbindet der Trainer diese Erkenntnis mit einem Appell an die traditionell sparsame Vereinsführung. "Viele Vereine rüsten auf, wir müssen aufpassen, dass die Kluft nicht zu groß wird. Eventuell ist dafür auch mal ein kalkulierbares Risiko nötig", sagte er und ergänzte, er "erwarte schon, dass Fredi Bobic (Sportdirektor/ Anm.d.Red.) und mir Vertrauen entgegen gebracht wird bei den Investitionen, die den Kader betreffen".

Labbadia erinnert dabei noch mal an den vergangenen Sommer, als er mit dem VfB die Qualifikation für die Europa League geschafft hatte, aber kaum investieren durfte. "Wir hatten fünf interessante Spieler, die gerne zu uns gekommen wären, aber die konnten wir uns nicht leisten", sagt er. "Am Ende haben wir nur 200.000 Euro ausgeben können. Frankfurt hat als Aufsteiger sieben Millionen ausgegeben." Er wolle nicht jammern, "aber es stört mich schon, dass das keinen interessiert".

Am kommenden Mittwoch wird Labbadia zwei Jahre im Amt sein, das ist eine beachtliche Zeitspanne in einem Klub, der zuletzt durch einen exorbitanten Trainerverschleiß aufgefallen war. Im kommenden Sommer endet Labbadias Vertrag, die Klubverantwortlichen würden gerne verlängern, aber Labbadia zögert noch. "Wenn es mir um Sicherheit ginge, würde ich sagen: Ich habe hier eine Topklub, der mit mir verlängern will, also muss ich sofort unterschreiben", sagt Labbadia, "aber ich bin jetzt zwei Jahre diesen intensiven und harten Weg mitgegangen, und jetzt will ich mir erst mal die Freiheit nehmen und beobachten, welchen Weg der Klub einschlagen will."

Verein und Stadt würden eigentlich wunderbar zu seiner Mentalität passen, sagt Labbadia, "ich bin ja selbst ein Schaffer, und ich finde es auch in Ordnung, dass man nicht mehr ausgibt, als man einnimmt". Er finde den Weg des VfB "gesund und redlich", dennoch müsse er "jetzt mal sehen, was der Verein sich vorstellt, und ob das zu meinen Vorstellungen passt".

Labbadia stört sich offenkundig daran, dass er "fast immer der Überbringer der schlechten Botschaften" ist. "Ich muss mich hinstellen und sagen: Die Belastung ist hoch, der Kader ist klein, mehr können wir uns nicht leisten. Der Trainer ist am Ende das Gesicht, an dem die sportliche Entwicklung festgemacht wird. " Auf die Frage, ob er sich vom Verein mehr öffentliche Anerkennung wünsche, antwortet er: "Ich muss nicht jeden Tag gelobt werden, aber klar: Wer viel gibt, möchte auch etwas zurückbekommen." Er denke aber schon, "dass der Vorstand weiß, was Fredi Bobic und ich hier tun".

Ein demonstratives Lob verteilt Labbadia an seine Spieler. Die Mannschaft ziehe auf dem schweren Weg hervorragend mit, sagt der Trainer, "und das ist sicher etwas, was für eine Zukunft beim VfB spricht: Die Mannschaft ist mir sehr nahe. Wir haben extreme Dinge miteinander erlebt, und natürlich wäre es schön, wenn wir auch gemeinsam ernten könnten."

Das komplette Interview lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 8.12.2012 und auf dem iPad und Windows 8.

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