Tennis: Tommy Haas im Gespräch:"Das ist ein Schock"

Tommy Haas, 33, über seine lange Verletzungspause, sein zweites Comeback in München und die Gründe dafür, dass er trotz allem immer noch Tennisprofi sein will.

Philipp Schneider

SZ: Herr Haas, nach einer Verletzungspause von 14 Monaten spielen sie bei den BMW-Open in München zum ersten Mal wieder auf einem internationalen Turnier. Im Doppel treten Sie am Dienstag an der Seite von Radek Stepanek gegen Simon Aspelin und Paul Hanley an. Wie fühlen Sie sich?

Training ATP-Turnier München - Thomas Haas

"Ich weiß genau, was nun auf mich zukommt" - Tommy Haas hat Übung in Sachen Comebacks.

(Foto: dpa)

Haas: Ich fühle mich wunderbar. Alles, was in meinem Leben geschieht, könnte nicht besser sein. Mit Ausnahme meiner Verletzungen, die mich immer wieder so weit zurückwerfen. Anfang Februar habe ich damit begonnen, wieder ein wenig härter zu trainieren. Aber mit dem Tennis ist es ja so, dass man niemals wirklich verlernt, oder vergisst, wie das Spiel funktioniert. Mir fehlt eigentlich nur die Fitness und es bleibt die Frage, wie mein Körper nun reagieren wird. Wie gut er alles verträgt. Deshalb ist das Doppel nun eine optimale Lösung, um wieder Anschluss zu finden. Ich brauche Matchpraxis und muss wieder lernen, mit der Nervosität umzugehen. Aber ich weiß genau, was nun auf mich zukommt. Ich hatte ja schon einmal ein Comeback nach einer Schulterverletzung, die für jeden Tennisspieler bekanntlich die schlimmste aller möglichen Verletzungen ist. Und diesmal war es halt die rechte Hüftseite, die mir Schwierigkeiten bereitet hat. Und der Ellbogen.

SZ: Wann haben Sie die Entscheidung getroffen, hier in München wieder aufzuschlagen?

Haas: Erst vor kurzem. Mein Doppelpartner Radek Stepanek ist ja ebenfalls mein direkter Nachbar in Florida. Irgendwann nach dem gemeinsamen Training hat er mal zu mir gesagt, dass er hier in München spielen wolle. Und dann habe ich ihm zu ihm gesagt: "Weißt Du was, vielleicht spielen wir ja einfach zusammen Doppel." Aber das war eher im Scherz. Natürlich habe ich hier in München auch das gesamte Team an Physios und Ärzten, die mich bei meinem Comeback unterstützen. Ich denke ja schon weiter: Die entscheidenden Turniere in der nahen Zukunft, die mir wichtig sind: Halle, Paris und Wimbledon. Bis dahin möchte ich wieder fit sein. Auch im Einzel. Vielleicht reicht es sogar für eines der beiden Vorbereitungsturniere für die French Open. Für Madrid oder Rom. Aber wenn ich in Halle aufschlagen sollte, dann werde ich mich jedenfalls wie der Titelverteidiger fühlen. Auch wenn ich im vergangenen Jahr gar nicht antreten konnte.

SZ: Können Sie Ihre Gefühle der vergangenen Monaten beschreiben?

Haas: Wenn man spürt, dass plötzlich Schmerzen auftreten, die niemals wirklich weggehen? Das ist ein Schock. Auch wenn einem die Ärzte dann sagen, dass man nach einigen Monaten wieder auf die Tour zurückkehren kann. Mir hat es mental in dieser Zeit unheimlich geholfen, dass ich wusste, dass ich Vater werden würde. Ich spürte: Es gibt ein Leben neben dem Tennis, und in diesem Leben könnte es nicht besser laufen. Aber neben dem ganzen Aufbau- und Rehatraining, das man absolviert, gibt es natürlich immer wieder Rückschläge, und man beginnt sich zu fragen: Macht das Tennis eigentlich überhaupt noch Sinn?

SZ: Was motiviert Sie zu Ihrem Comeback?

Haas: Ich habe noch Ziele, ich bin immer noch ehrgeizig. Und es macht mir nach wie vor Spaß, mich richtig zu quälen. Außerdem würde es mich freuen, wenn meine fünf Monate alte Tochter ihren Vater in ein bis zwei Jahren noch einmal auf dem Tennisplatz erlebt. Und zwar nicht auf der Senior-Tour - sondern auf der richtigen Tour. Doch ob das alles noch einmal so klappt, wie ich mir das vorstelle, das wird sich in den nächsten Monaten herausstellen. Ich hätte auch hier in München bereits sehr gerne Einzel gespielt, aber dafür bin ich einfach noch nicht weit genug.

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