Stefan Reuter neuer Manager in Augsburg:Mit der Fachkenntnis eines Weltmeisters

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Früher bei 1860 und den Bayern - jetzt beim FC Augsburg: Stefan Reuter.  (Foto: dpa)

Sie wollten sich Zeit lassen, doch jetzt kommt es doch anders: Der frühere Nationalspieler Stefan Reuter soll den FC Augsburg als Manager stabilisieren. Nach dem gescheiterten Experiment mit Jürgen Rollmann vertraut der Klub jetzt auf Reuters Besonnenheit - davon könnte auch Trainer Weinzierl profitieren.

Von Markus Schäflein

Plötzlich ging es doch ganz schnell. Ein neuer Manager werde "in den kommenden Wochen" ausgesucht, hatte der FC Augsburg noch zu Heiligabend in aller Besinnlichkeit mitgeteilt; schon am Morgen nach den Weihnachtsfeiertagen präsentierte der Bundesliga-Vorletzte dann aber einen Nachfolger für Manager Jürgen Rollmann.

Stefan Reuter, 46, früherer Nationalspieler, von 2006 bis 2009 Sportdirektor des benachbarten Zweitligisten TSV 1860 München und zuletzt für eine Agentur im Vertrieb von mit Kunstfasern verstärkten Rasenplätzen tätig, übernimmt beim FCA ab 1. Januar den Posten des Sport-Geschäftsführers.

Reuter erhält einen Vertrag bis Juni 2015, der auch für die zweite Liga gültig ist. Sein Ziel sei es, "den FC Augsburg zu einem stabilen Erstligisten zu formen", sagte Reuter. "Die Fans, die Arena, die Mannschaft und die Vereinsführung bilden dafür eine ideale Voraussetzung. Ich freue mich sehr, wieder intensiv im Fußball-Geschäft zu sein."

FCA-Vorstandsvorsitzender Walther Seinsch nannte Reuter zur Begrüßung per Pressemitteilung "einen absoluten Fachmann". Offiziell wird Reuter im Rahmen des Trainingsauftakts am 2. Januar vorgestellt.

Um die Entlassung von Reuters Vorgänger Jürgen Rollmann nach nur zehn Monaten im Amt herrscht unterdessen weiter großes Rätselraten. "Unüberbrückbare Differenzen in der sportlichen Entwicklung" hatte der Klub in einer Pressemitteilung angegeben, ansonsten schweigen sich beide Seiten mit Verweis auf arbeitsrechtliche Gründe aus. Im Umfeld des FCA wird aber erzählt, dass Seinsch, 71, der starke Mann im Hintergrund des Klubs, in rekordverdächtiger Zeit eine persönliche Aversion gegen den recht resolut auftretenden Rollmann entwickelt habe.

Der frühere Torwart und SPD-Pressesprecher habe sich schneller und weit ausgiebiger als starke Figur im Verein positionieren wollen, als dies von Seinsch gewünscht war; bei seinen Auftritten in Fernsehtalkshows und bei der Mitgliedersammlung stellte er sich in den Mittelpunkt. Zudem sollen auch Spieler sich von Rollmann eher genervt als angespornt gefühlt haben.

Die Frage, wie lange Reuter schon Kandidat für den Manager-Posten in Augsburg war, lässt Raum für Mutmaßungen. Schließlich war der Posten vor zehn Wochen ja auch schon einmal vakant, als dann Rollmann verpflichtet wurde. Seinsch betonte jedenfalls in der Pressemitteilung auffällig, Reuter habe sich "ganz kurzfristig zum FCA bekannt", weil er "das Potential des Klubs erkannt" habe. Reuter selbst unterstrich, "den ersten Kontakt" habe es "am vergangenen Freitag" gegeben, also zwei Tage, bevor Rollmanns Entlassung bekannt wurde.

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Den Klassenverbleib des FCA hält Reuter noch für möglich. "Ich bin überzeugt, dass wir die gesteckten Ziele erreichen können", sagte er - notfalls über die Relegation. "Wir haben drei Punkte Rückstand auf den Drittletzten. Es gibt auch die Möglichkeit der Entscheidungsspiele. Es wird schwierig, aber nicht unmöglich."

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Zehn Punkte beträgt der Abstand des FC Augsburg zum 15. Platz, der den direkten Klassenverbleib bedeutet. Einen Trainerwechsel hält Reuter nicht für notwendig: "Wir werden mit Markus Weinzierl weitermachen." Auch die Trainerfrage könnte dazu beigetragen haben, dass es zwischen Rollmann und Seinsch zu einem so schnellen Zerwürfnis kam.

Aus seiner Zeit bei 1860 ist Reuter als besonnener, loyaler, aber bei seinen Transferentscheidungen auch mäßig erfolgreicher Manager in Erinnerung. Mehr als mit diesem Posten verbinden die Fußballfans Reuter, der aus Dinkelsbühl in Mittelfranken stammt und in Grünwald bei München wohnt, mit seiner Karriere als Spieler.

Er lief für den 1. FC Nürnberg, Bayern München, Juventus Turin und Borussia Dortmund auf, neben Weltmeisterschaft und Europameisterschaft mit der Nationalmannschaft feierte der fünfmalige deutsche Meister auch den Gewinn der Champions League und wurde Weltpokalsieger.

Nachdem Reuter im bei 1860 München üblichen Wirrwarr am Ende in einer Art Doppelfunktion auch Geschäftsführer für die wirtschaftliche Seite war, darf er sich nun wieder auf den Sport konzentrieren.

Sein neuer Kollege Peter Bircks, FCA-Geschäftsführer für den kaufmännischen Bereich, grenzte jedenfalls gleich die Kompetenzen ab: "Stefan Reuter wird dem FC Augsburg nicht nur aufgrund seiner Erfahrung als ehemaliger Profi, sondern auch aufgrund seiner Fachkenntnis als Geschäftsführer Sport weiterhelfen."

Im Vergleich zu 1860 wird es Reuter in Augsburg mit einem relativ ruhigen Umfeld zu tun haben - dafür mit einem umso komplizierteren, jedenfalls schwer zu durchschauenden Chef. Seit der ehemalige Textil-Manager Seinsch vor zwölf Jahren bei dem damaligen Viertligisten einstieg, hat er nun bereits neun Manager verbraucht.

© SZ vom 28.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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