Start in die Formel-1-Saison:Voller Angriff auf Sebastian Vettel

Sebastian Vettel Formel 1 Weltmeister

Der Gejagte: Sebastian Vettel

(Foto: dpa)

Die Formel 1 startet in die Saison 2013: Es gibt weniger Autos, weniger Rennen, neue Gesichter im Fahrerlager, aber dieselben Favoriten. Fernando Alonso hat für den Titelkampf gegen Sebastian Vettel gar sein Auto nach Deutschland gebracht.

Von René Hofmann

Am Sonntag um 7 Uhr deutscher Zeit startet das erste Formel-1-Rennen der Saison 2013: In Melbourne wird der Große Preis von Australien ausgetragen. Im vergangenen Jahr gewann McLaren-Fahrer Jenson Button vor Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel. Am Ende der außergewöhnlich langen und spannenden Saison gewann Vettel den dritten Titel nacheinander, und auch in diese Saison startet der inzwischen 25-Jährige erneut als einer der Favoriten. Ansonsten aber hat sich einiges getan. Ein Überblick.

Die Rennen

Manama/Bahrain, Shanghai/China, Istanbul/Türkei, Singapur, Valencia/Spanien, Abu Dhabi, Yeongam/Südkorea, Neu-Delhi/Indien, Austin/Texas - seit 2004 befand sich die Formel 1 auf Expansionskurs. Vor vier Jahren gab es 17 Rennen, vor drei 19, im vergangenen Jahr so viele wie nie zuvor: 20. Jetzt dreht sich der Trend. Der Stadtkurs durch New Jersey wurde nicht wie geplant fertig, die Premiere vor der Skyline von New York ist auf 2014 verschoben.

Valencia kann sich das Spektakel nicht mehr leisten, in Istanbul sieht es ähnlich aus. Von der Rezession profitiert Deutschland. Weil er keinen Ersatz fand, kam Vermarkter Bernie Ecclestone dem kriselnden Nürburgring weit entgegen; der Große Preis von Deutschland wird dort am 7. Juli steigen. Insgesamt besteht die Saison aus 19 Rennen. Das letzte findet am 24. November in São Paulo statt.

Die Regeln

Auch hier wird die Formel 1 sich untreu: Es herrscht fast Stillstand. Auffälligste Neuerung: Die hässlichen Knicke in den Fahrzeugnasen verschwinden weitgehend. 2012 waren diese aufgetaucht, weil der Automobilweltverband aus Sicherheitsgründen befohlen hatte, dass die Fahrzeugspitzen näher an die Fahrbahn rückten. 2013 sind Blenden erlaubt, die den Knick kaschieren. Außerdem neu: Im Training und in der Qualifikation werden die Autos etwas langsamer.

Das Drag Reduction System (kurz DRS) - ein Heckflügel, der auf Knopfdruck flachgestellt werden kann, was den Luftwiderstand sinken und die Geschwindigkeit steigen lässt - darf nur noch an den Stellen aktiviert werden, an denen dies auch im Rennen erlaubt ist. Bisher war der Trick freitags und samstags überall erlaubt. Und: Die Autos werden schwerer. Das Mindestgewicht steigt von 640 auf 642 Kilogramm. Der Grund dafür sind: die Reifen.

Reifen und Favoriten

Die Reifen

Einheitslieferant Pirelli hat etwas weichere Mischungen angerührt als im Vorjahr. Auch die Konstruktion im Inneren, wo eine Karkasse aus Metall- und Karbonfasern dem Pneu seine Form gibt, wurde geändert. Das führt dazu, dass jeder Reifen 500 Gramm schwerer wurde, weshalb die Autos - wenn kein Reifen vergessen wird - um zwei Kilogramm schwerer werden. Das Ziel der Umbauten: Die Reifen sollen schon bei niedrigeren Temperaturen gut kleben, womit sich die Teams leichter tun sollen, eine passende Abstimmung für die Autos zu finden.

2012 war das knifflig, was zu einem außergewöhnlich turbulenten Start führte: Die ersten sieben Rennen brachten sieben unterschiedliche Sieger hervor. Auch 2013 werden die Reifen eine Schlüsselrolle spielen. Pirelli bringt zu jedem Rennen wie bisher zwei Mischungen, von denen jede von jedem Fahrer mindestens einmal benutzt werden muss. Insgesamt gibt es vier Härtegrade. Farbige Streifen auf den Reifenflanken zeigen, welche montiert ist: Rot heißt supersoft, Gelb soft, Weiß medium und Orange hart.

Die Favoriten

Wen er ganz vorne erwarte, ist Sebastian Vettel nach Abschluss der Testfahrten gefragt worden. Geantwortet hat er: "Die üblichen Verdächtigen." Die da wären: Vettel selbst. Ein vierter Titel würde ihn auf eine Stufe mit dem Franzosen Alain Prost bringen, der 1985, 1986, 1989 und 1993 triumphierte. Mehr Titel hätten dann nur noch der Argentinier Juan Manuel Fangio (fünf) und der Kerpener Michael Schumacher (sieben). Das zu verhindern, wird vor allem Fernando Alonso versuchen. Der Spanier ist im besten Rennfahrer-Alter: 31. Im vierten Anlauf mit Ferrari will er endlich zu seinem dritten Titel kommen. Dafür hat Alonso sich im Winter einem rigorosen Trainings-Programm unterworfen und auch dafür gesorgt, dass das Team fit ist. Der Windkanal in Maranello wurde neu kalibriert, weil er zuletzt verwirrende Ergebnisse geliefert hatte.

Der Ferrari des Modelljahres 2013 wurde weitgehend in Marsdorf bei Köln zurechtgefönt, dort, wo einst Toyota Formel-1-Autos baute. Teamkollege Felipe Massa steht erneut als treuer Helfer bereit: Der 31 Jahre alte Brasilianer besitzt lediglich einen Einjahresvertrag. Das garantiert Servilität. Ähnlich sieht es bei Vettels Teamkollege Mark Webber aus. Der 36-jährige Australier ist der Älteste im Fahrerfeld und ebenfalls ein kurzgehaltenes Auslaufmodell. Damit er das ja nicht vergisst, hat Helmut Marko ihn kürzlich noch einmal explizit daran erinnert: "Mark weiß, was wir von ihm erwarten", so der mächtige Motorsport-Konsulent von Firmeneigner Dietrich Mateschitz.

Außenseiter und Lückenfüller

Die Außenseiter

Die Teams von McLaren, Mercedes, Williams und Lotus haben 2012 Grand-Prix-Sieger gestellt. Ob ihnen das 2013 wieder gelingt? Bei Lotus, wo weiter der Finne Kimi Räikkönen und der Franzose Romain Grosjean ins Steuer greifen, stehen die Chancen besser als bei Williams, wo der Venezolaner Pastor Maldonado jetzt einen finnischen Kompagnon hat: Valtteri Bottas aus Villähde. McLaren setzt weiter auf den britischen Routinier Jenson Button, 33, und stellt diesem den erst 23 Jahre alten Mexikaner Sergio Perez zur Seite.

Lewis Hamilton hat das Traditionsteam verlassen und sich Mercedes angeschlossen, wo so gut wie alles neu ist. Es gibt einen neuen Sportchef: den Österreicher Christian, genannt "Toto", Wolff, 41. Einen neuen Aufsichtsratschef für das Formel-1-Team: den Österreicher Niki Lauda, 64. Und bald vermutlich auch einen neuen Technikchef: Der Brite Paddy Lowe, 50, bisher bei McLaren, soll bereitstehen, um Ross Brawn, 58, zu ersetzen. Nur einer ist geblieben: Nico Rosberg, 27, darf den zweiten Silberpfeil pilotieren - und versuchen, Hamilton die Stirn zu bieten.

Die Lückenfüller

Dass es schon einmal besser bestellt war um die Formel 1, lässt sich auch am Fahrerfeld ablesen: Es gibt zwei Teilnehmer weniger als 2012. Das Hispania Racing Team ist nicht mehr am Start. Damit schrumpft das Fahrerlager auf elf Teams. Von den 22 Startern sind fünf Neulinge - und erstaunlich viele so genannte Paydriver, Piloten, die sich ihren Platz durch Sponsorengeld sichern.

Der Trend lässt sich auch an den Test- und Ersatzpiloten erkennen: Einen Vorteil hat, wer Aufmerksamkeit bringt. Das Team Caterham hat deshalb Qing-Hua Ma als Testfahrer verpflichtet, einen Chinesen. Bei Williams steht Susie Wolff als Ersatz bereit, die Frau des neuen Mercedes-Sportchefs Toto Wolff.

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