Sonntagsspiele der Bundesliga:Und am Ende lachen die Bayern

Lesezeit: 4 min

Sicher beim Elfmeter: Hannovers Huszti verwandelte zweimal ohne Probleme.  (Foto: dpa)

Aus acht Punkten Rückstand werden elf: Leverkusen verliert 2:3 in Hannover und muss den FC Bayern an der Spitze davonziehen lassen - dabei hatte die Werkself zunächst geführt. Ein außergewöhnlicher Treffer von Arango sichert Gladbach ein 2:0 gegen Mainz. Nach verschlafener erster Halbzeit nutzt die Borussia eine kurze kreative Phase zur Entscheidung.

Wie bitteschön soll das noch schiefgehen? Die Bundesliga tut derzeit alles, um es den Bayern leicht zu machen mit der Meisterschaft. Erst ließ sich der BVB am Samstag gegen Wolfsburg vom Schiedsrichter stoppen - und jetzt schwächelt auch noch der einzige verbliebende Münchner Verfolger Bayer Leverkusen. Der Tabellenzweite der Bundesliga hat nach dem 2:3 (1:1) bei Hannover 96 am Sonntag nun schon elf Punkte Rückstand auf den enteilenden Spitzenreiter aus dem Süden und konnte die Patzer der Champions-League-Konkurrenten Borussia Dortmund und FC Schalke 04 nicht nutzen.

Der Werkself genügten vor 45.800 Zuschauern das schnelle Tor von Gonzalo Castro nach 117 Sekunden und der zehnte Saisontreffer von Stefan Kießling (58. Minute) nicht. Szabolcs Huszti mit zwei Strafstoßtoren (20./69.) und Mame Diouf (57.) versüßten Hannovers Trainer Mirko Slomka sein 100. Bundesliga-Spiel. Die Niedersachsen beendeten damit die Serie der Leverkusener von vier Liga-Siegen nacheinander und haben als Zehnter nur noch zwei Punkte Rückstand auf die Europa-League-Plätze. Vor seiner Jubiläumspartie hatte Slomka die monatelange Ungewissheit um seine Zukunft beendet und seinen Vertrag bis 2016 verlängert.

Nach der Qualifikation für die Europacup-Zwischenrunde wollte der Coach nun auch in der Liga wieder den Vorwärtsgang einlegen, musste aber seine Abwehr umbauen. Für den gelb-gesperrten Karim Haggui rückte Christian Schulz in die Innenverteidigung. Leverkusen konnte dagegen mit seiner Erfolgself der vergangenen Wochen antreten. Acht Stammkräfte, die zuletzt beim 1:0 gegen Rosenborg Trondheim im Europapokal geschont wurden, rückten wieder ins Team. Prompt erwischten die Gäste den besseren Start. André Schürrle spielte Lars Bender schön frei, dessen Rückgabe drückte Castro unbedrängt ins Tor.

Danach entwickelte sich trotz des schwer bespielbaren Rasens eine intensive Partie. Die Gastgeber hatten mehr Ballbesitz, die Werkself setzte wie gewohnt auf Konter. Sergio Pinto prüfte mit einem satten Freistoß in der 6. Minute Bayer-Keeper Bernd Leno. Auf der Gegenseite strich ein Volleyschuss von Schürrle haarscharf über das Tor (17.). Als Philipp Wollscheid dann den Ball leichtfertig am eigenen Strafraum verlor, konnte Abwehrkollege Manuel Friedrich 96-Profi Huszti nur mit unfairen Mitteln stoppen.

Die Fußballgötter
:Konsequent

Jupp Heynckes erklärt den Spielern des FC Bayern die Konsequenzen ihrer Taten auf dem Fußballplatz.

Die Fußballgötter von Guido Schröter

Den fälligen Strafstoß verwandelte Huszti gleich selbst zum Ausgleich. Im Anschluss verflachte die Partie etwas, bis zur Pause wurde es nur bei zwei Versuchen von Schürrle (28./45.) nochmal gefährlich. Auch nach dem Seitenwechsel dauerte es eine Weile bis zum ersten offensiven Geistesblitz. Jan Schlaudraffs maßgenaue Flanke aus dem Halbfeld köpfte der frei stehende Diouf mühelos zur Führung für Hannover ein. Aber die Freude währte nur 90 Sekunden. Wiederum Bender leistete die Vorarbeit bei Leverkusen, Kießling stieg hoch und traf mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:2.

Die Hausherren reagierten wütend. Didier Ya Konan (61.) und Schulz (62.) scheiterten noch. Dann wurde erneut Huszti im Strafraum gefoult, diesmal von Stefan Reinartz. Wieder trat der Ungar selbst an, wieder traf er sicher - 3:2. Bayer war geschockt und fand keine passende Antwort mehr. Die verzweifelten Offensivbemühungen in der Schlussphase brachten keinen Erfolg mehr.

Juan Arango hat am Sonntag ein Traumtor geschossen. Schon wieder eines. Sein viertes in dieser Saison. Aus gut 40 Metern schlenzte er den Ball, links an der Außenlinie postiert, hoch und weit ins leere Mainzer Tor - Schmankerl sagt man zu solch einem Treffer. Aber der 32-jährige Venezolaner hat genau so ein Traumtor auch noch gebraucht, um vielleicht doch endlich mal das "Tor des Monats" zugesprochen zu bekommen.

Nachdem er die Wahl für Oktober an Schalkes Ciprian Marica (Fallrückzieher!) verloren hatte, droht er die Wahl für November an Schwedens Zlatan Ibrahimovic zu verlieren (Fallrückzieher!). Am Sonntag versetzte er sein Publikum in der 63. Minute in Verzückung. Fünf Minuten zuvor hatte Mike Hanke für Borussia Mönchengladbach mit der 1:0-Führung gegen Mainz 05 den etwas schmeichelhaften 2:0 (0:0)-Sieg erst eingeleitet und Gladbach in der Tabelle zum Sprung auf Rang acht verholfen.

Nur noch drei Punkte beträgt jetzt der Rückstand der Gladbacher auf die drittplatzierten Dortmunder. Das überrascht insofern, als man bei den Borussen immer noch ein bisschen das Gefühl hat, dass es in der Hinrunde nicht so richtig gut gelaufen ist. Auch gegen Mainz zeigten sich die Gladbacher anfangs viel zu abwartend, überließen den dankbaren Gästen das Feld und hatten Glück, dass ihr Torwart Marc-André ter Stegen nach zwölf Minuten einen Fernschuss vom Mainzer Andreas Ivanschitz parierte. Gladbach, das schon jetzt mehr Gegentore bekommen hat als in der kompletten vergangenen Saison (24), pflegt derzeit einen Trend zum defensiven Spiel, weil es sich im Konter gefällt und das Risiko besser kalkulieren kann.

Gladbachs Trainer Lucien Favre war nach dem mit vielen Wechseln einhergegangenen 3:0 in Istanbul zu seiner etablierten Startelf zurückgekehrt, auch der Mainzer Coach Thomas Tuchel vertraute seiner zuvor zweimal siegreichen Feldspieler-Zehn. Im Tor gab er dem 34-jährigen Heinz Müller den Vorzug vor dem 19-jährigen Loris Karius. Müller bekam von den Gladbachern viel Zeit zur Akklimatisierung.

4:0 lautete nach einer halben Stunde das Eckballverhältnis zugunsten der Mainzer, ehe die Gladbacher mehr Mut entwickelten. Zum besten Gladbacher hatte sich vor der Pause ter Stegen gemausert, weil er auch einen gefährlichen Lupfer von Shawn Parker blockte (35.). Ter Stegen, 20, findet nach mittelmäßiger Hinrunde allmählich zurück zur Stabilität. Gladbachs spielerische Zurückhaltung hilft ihm dabei.

Nach der Pause aber verstärkten die Borussen ihre offensiven Mühen. Der nach der Pause eingewechselte Hanke schoss in der 58. Minute eine Hereingabe von Tony Jantschke ein. Dann folgte Arangos Geniestreich, den Torwart Müller mit einem Ausflug aus seinem Tor provoziert hatte. "Schon wieder ein Tor des Jahres durch Arango", schwärmte Trainer Favre, wollte die Leistung seiner Mannschaft aber nicht überschwänglich bewerten. Gladbach verdiente sich den Sieg allenfalls durch die entscheidenden Akzente.

Arango hat nun gute Chancen, wenigstens das Tor des Monats für den Dezember zu gewinnen. "Vielleicht reicht es jetzt endlich mal für ihn", sagte sein Kollege Mike Hanke lächelnd. Arango hingegen pflegte am Abend lieber sein cooles Image. "Tor des Monats oder Tor des Jahres", sagte er nüchtern, "das interessiert mich eigentlich nicht besonders."

Proteste gegen Sicherheitskonzept
:Fußball-Fans tragen ihre Kultur zu Grabe

"Fankultur bewahren - Sicherheitspapier ablehnen": Vor dem 16. Spieltag der Fußball-Bundesliga machten Tausende Fans ihrem Ärger über das neue Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball-Liga Luft. Die Anhänger verschiedener Klubs demonstrierten einträchtig gegen strengere Maßnahmen.

(Aus dem Stadion von Uli Hartmann)

© SZ vom 10.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: