Meisterschaft des FC Bayern:Schweben in einer eigenen Klasse

Hertha BSC v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Eine Klasse für sich: der FC Bayern München im Jahr 2014

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach der Triple-Saison und dem Trainerwechsel hätte beim FC Bayern durchaus einiges schiefgehen können. Doch was Trainer Pep Guardiola mit seinen Spielern geleistet hat, ist in jeder Hinsicht historisch. Die Hoffnungen für die Konkurrenz, die Münchner mögen mal nachlassen, sind gering.

Ein Kommentar von Jonas Beckenkamp

Jetzt ließe sich natürlich allerlei bemäkeln und bejammern. Dass die Bundesliga zur spannungsfreien Zone verkommen ist, dass ein Klub namens FC Bayern entrückt vom Wettbewerb in seiner eigenen Klasse über den Dingen schwebt - und sich daran auch nichts ändern wird. Es ließe sich streiten über sogenannte weißrussische, schottische oder österreichische Verhältnisse, über Langeweile und vielleicht sogar über Fußballfachfragen wie diese: Sind die anderen zu blöd oder sind die Bayern zu gut?

Doch bei allem Unwohlsein wegen der Münchner Dauerdominanz, bei allen Befürchtungen über den Untergang des Abendlandes sei an eines erinnert: Eine solch monströse Mannschaft, wie sie der FC Bayern in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, wird es so schnell nicht mehr geben. Wer dem Großklub von der Isar gewogen ist, sollte zum Bastelwerkzeug greifen und sich die Tabelle dieser Saison ausschneiden, sie einrahmen und für immer an einen heiligen Ort tackern - denn was Trainer Pep Guardiola in den vergangenen Monaten mit seinen Spielern geleistet hat, ist in jeder Hinsicht historisch.

Die meisten Siege in einer Hinrunde (15), die meisten Siege in Serie (19, dieser Lauf hält an), die früheste Meisterschaft (wir befinden uns im März!), die längste Serie ohne Niederlage (52, hält ebenfalls an), die meisten Punkte in einem Kalenderjahr (93 von 99 zu holenden Punkten) - dazu das dickste Festgeldkonto, den begehrtesten Trainer und die schillerndsten Aussichten auf eine goldene Ära. Der Superlativ ist für diesen FC Bayern zum Alltag geworden und wer ein wenig reflektiert, kommt zu dem Schluss: Hier wurde einfach vieles richtig gemacht.

Dabei hätte so vieles schiefgehen können. Nach dem Triple-Gewinn unter Jupp Heynckes trat Guardiola ein kniffliges Erbe an. Es gibt leichtere Aufgaben, als ein Team, das soeben alles gewonnen hat, weiter zu verfeinern. Ihm eine neue Identität zu verpassen, es der Perfektion nahe zu bringen. Es gibt Klubs, die ähnlich teuer einkaufen wie die Bayern (Manchester! Paris!) und trotzdem kein so gut funktionierendes Kollektiv hinbekommen. Und es gibt Trainer, die sich selbst mit den wunderbarsten Fußballern im Kader in Eitelkeiten verzetteln - und am Ende gar nichts gewinnen.

Guardiola hat es geschafft, eine ohnehin glänzend eingestellte Auswahl auf ein neues Level zu hieven. Mit taktisch unbegrenzten Möglichkeiten zerlegten die Bayern ihre Gegner reihenweise 5:0, 6:1, auch mal 7:0. Erstaunlich zudem, dass bei derartiger Überlegenheit nicht irgendwann einmal die Lust verloren ging. Für die Konkurrenz gilt es, die Erfolge der Münchner zu würdigen, denn so selbstverständlich sie auch zustande kamen, probiert haben es bis auf Armin Veh und seine Frankfurter dann doch alle.

Eine leise Hoffnung für die Konkurrenz ist die WM im Sommer, an der praktisch alle Bayern-Profis außer dem Österreicher Alaba teilnehmen werden - und eventuell etwas überspielt wieder zurückkommen. Mit Philipp Lahm (30), Bastian Schweinsteiger (29), Franck Ribéry (30) und Arjen Robben (30) sind tragende Elemente im Zenit ihres Fußballalters. Auch die Bayern müssen für diese Ausnahmekönner irgendwann mal Ersatz finden. Wobei ihnen auch das zuzutrauen ist.

Dennoch sollte sich der Rest der Liga Lösungen überlegen. Es gilt, Visionen zu entwickeln, wie dem Meister beizukommen ist. Die Tuchels, Klopps und Favres des Fußballbetriebs sind als Innovationskünstler gefragt - das Spiel ist immer noch dasselbe. Und auch in den roten Bayern-Trikots stecken normale Menschen.

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