Investor Ismaik besucht 1860 München:Ideensuche bei Würstchen und Sushi

Nach einem Vorgespräch mit zwei Verwandten des Investors erwartet der Fußball-Zweitligist TSV 1860 München seinen Anteilseigner Hasan Ismaik persönlich. Eine schwedische Zeitung vermeldet, der Jordanier stehe kurz vor der Verpflichtung von Sven-Göran Eriksson als Trainer - zumindest sitzt der Schwede beim Spiel gegen den SC Paderborn erneut auf der Tribüne.

Markus Schäflein

Führungskrise bei 1860 München

Unterschiedliche Auffassungen von der Zukunft des TSV 1860 München: Löwen-Präsident Dieter Schneider und Investor Hasan Isamik.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hasan Ismaik schickte erstmal die Verwandtschaft vorbei. Um kurz nach elf am Montagmorgen erschienen sein Bruder Abdel Rahman Ismaik, der als sein persönlicher Assistent in Abu Dhabi arbeitet, und sein Cousin Noor Adnan Hasan Basha an der Geschäftsstelle des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München.

Oben warteten schon 1860-Präsident Dieter Schneider und Vize Franz Maget auf die neuen Vertreter. Es sollten die unterschiedlichen Standpunkte ausgetauscht werden - während Ismaik im großen Stil investieren und schnellstmöglich mit prominenten Namen wie Trainer Sven-Göran Eriksson aufsteigen möchte, lehnen die e.V.-Vertreter eine weitere Verschuldung der KGaA ab. Eineinhalb Stunden dauerte das Gespräch, dann erschienen Schneider und Maget im Löwenstüberl, um Wiener Würstchen zu essen. Sie machten nicht den Eindruck, im Gespräch mit den Gästen, die sich währenddessen Sushi in die Geschäftsstelle liefern ließen, einen Schritt weiter gekommen zu sein.

Schneider mühte sich, das Treffen positiv darzustellen. "Das war heute ein Vorgespräch, ein Fachgespräch über Fußball und Finanzen mit sehr sympathischen jungen Leuten", sagte er, "ein Rumkauen auf Ideen." Der Standpunkt des e.V. entspreche "dem bisherigen Drei-Jahres-Plan, der gemeinsam diskutiert und festgelegt war. Dieser Plan trägt unsere 51-Prozent-Handschrift." Die Mehrheit der stimmberechtigten KGaA-Anteile liegt nämlich den Vorgaben der Deutschen Fußball-Liga gemäß weiter beim Verein.

Man könne "über Justierungen" an diesem Plan sprechen, sagte Schneider, "aber in aller Ruhe". Was Ismaik, der telefonisch zugeschaltet war, vorhat, lässt sich aber kaum als Justierung beschreiben, sondern nur als Revolution. Dass sich beide Seiten noch nicht annäherten, überraschte Schneider nicht: "So was passiert nie über Nacht, dass man sagt, zack, wir wechseln die Pferde." Einen öffentlichen Konfrontationskurs Ismaiks erwartet Schneider aber nicht: "Ich denke, er wird sehr gut überlegen, was er sagt."

Eriksson soll nur sechs Spieler für tauglich halten

Ob der Investor wie angekündigt an diesem Dienstag zum Heimspiel gegen den SC Paderborn (17.30 Uhr) überhaupt erscheint, war offen. "Ich gehe davon aus", sagte Schneider. Er komme "vielleicht", sagte sein Bruder Abdel Rahman Ismaik, der aus seiner Sicht "nur einen normalen Besuch" auf der Geschäftsstelle absolviert hatte. Sicherlich erneut erscheinen wird hingegen Eriksson, der in einer ersten Diagnose nur sechs Spieler der Löwen für tauglich erklärt haben soll. Schneider nahm es gelassen und verwies auf die gute Leistung bei Union (2:2): "Dann hat er am Samstag noch zwei, drei Taugliche mehr gesehen."

Welche Spieler Alexander Schmidt, der neue Übungsleiter, für tauglich hält, ist zumindest derzeit noch entscheidender. "Der Kader ist ausgeglichen, man muss jetzt schauen, wer sich herauskristallisiert," sagte Schmidt und kündigte im Vergleich zu seiner ersten Partie "Änderungen" in der Aufstellung an. Unzufrieden war Schmidt in Berlin vor allem mit dem Verhalten der Innenverteidigung bei Kopfballsituationen, was dazu führen könnte, dass Necat Aygün wieder ins Team kommt. "Ich muss mich auf die Kopfballspezialisten einfach verlassen können", sagte der Trainer.

Als Linksverteidiger könnte Arne Feick eine Chance anstelle von Maximilian Nicu erhalten. Außerdem ist denkbar, dass Grigoris Makos nach abgelaufener Sperre im zentralen Mittelfeld beginnt. Makos sowie die U21-Spieler Bobby Wood, Markus Ziereis und Stefan Wannenwetsch, die in Berlin allesamt zum Einsatz kamen, werden in jedem Fall wieder zum Kader zählen - ebenso wie der zuletzt auf Schmidts Wunsch hin pausierende Defensivmann Kai Bülow. Schmidt empfindet es nach eigenen Angaben nicht als Belastung, dass sein prominenter Kollege Eriksson schon wieder zuschaut: "Das ist kein Problem."

Expressen.se, der Internetauftritt der schwedischen Boulevardzeitung, berichtete am Montag, Eriksson sei in "Schlussverhandlungen" mit Ismaik, noch diese Woche könne unterschrieben werden. Auf die Frage, ob er dann Assistenztrainer werden könnte, sagte Schmidt: "Das schließe ich aus. Da bin ich lieber Trainer in der Regionalliga." Er beteuerte, er mache sich "über das Politische wenig Gedanken". Denn: "Spielen wir gut, geht alles automatisch. Spielen wir schlecht, brennt es sowieso an allen Ecken und Enden." So mag das in vielen Klubs sein, das ist für die Trainer auch nicht erfreulich. Bei Sechzig wären sie schon froh, wenn es wenigstens so einfach wäre.

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