Holstein Kiel:Stadion zu klein? Eine ziemlich arrogante DFL-Entscheidung

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Ob diese Eckfahne im Stadion von Holstein Kiel der Norm entspricht? (Foto: dpa)

Mit dem Entschluss, Holstein Kiel im Falle des Bundesliga-Aufstiegs zum Umzug zu zwingen, sendet die Deutsche Fußball Liga ein schlimmes Signal.

Kommentar von Carsten Scheele

Der Hamburger SV hat schon abgewunken: Nein, Holstein Kiel dürfe im Falle des Aufstiegs in die Bundesliga seine Heimspiele nicht im Volkspark austragen. Identischer Spielbetrieb, identische Trainingszeiten - das funktioniert nicht, so lauten die Argumente. Nun sei angemerkt, dass sich in der Vergangenheit häufiger Profiklubs ein Stadion geteilt haben, etwa der FC Bayern und 1860 München, organisatorisch ging das gut. Doch die Haltung des HSV ist nicht der Aufreger an dieser Geschichte.

Noch steht nicht fest, ob Holstein Kiel in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen wird. Der Zweitligist hat sich gerade für die Relegation qualifiziert, trifft dort in den Aufstiegsspielen auf Freiburg, Wolfsburg oder Hamburg. Aber für den Fall, dass es künftig eine Liga höher geht, ist das Holstein-Stadion am Westring in Kiel zu klein. Der Klub müsse seine Heimspiele in einer anderen Stadt austragen. So verfügt es die Deutsche Fußball-Liga (DFL).

Was treibt die DFL zu ihrer harten Haltung?

Die Begründung dafür ist nicht nur ungerecht, sie klingt sogar ein bisschen arrogant. Über 15 000 Plätze muss ein Bundesliga-Stadion verfügen, steht in den Statuten, 8000 davon müssen Sitzplätze sein. Das Stadion in Kiel bietet aber nur knapp 12 000 Zuschauern Platz. Der Mangel ist bekannt, die Arena soll auf 15 000 Plätze erweitert werden, durch den Neubau der Osttribüne. Doch diese wird noch nicht zur kommenden Saison fertiggestellt sein, sondern erst zur übernächsten.

Sollte Kiel bereits in diesem Sommer verfrüht aufsteigen, hieße es folglich: Pech gehabt. Ausnahmen gibt es nicht.

Holstein Kiel
:DFL lehnt Pläne für Kieler Stadion ab

Steigt der Zweitligist auf, muss der Klub seine Bundesliga-Spiele womöglich in einem anderen Stadion austragen. PSG gewinnt in Frankreich das Double. Der FC Bayern hat einen neuen U23-Coach.

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Es gibt sicherlich gewichtige Gründe, ein Stadion nicht für den Bundesliga-Betrieb freizugeben. Beispielsweise, wenn es Sorgen um die Sicherheit von Spielern oder Zuschauern gibt. Das ist aber offenbar nicht der Fall: Polizei und Feuerwehr hätten der DFL bereits versichert, dass keine sicherheitstechnischen Bedenken vorliegen, sagen die Kieler. Sie haben ebenfalls zugesagt, die Umkleidekabinen und Medienbereiche auf den geforderten Stand zu bringen, auch das Flutlicht entspricht der Norm. Es geht einzig und allein um die Größe der Arena.

Was treibt die DFL zu ihrer harten Haltung? Wird der Aufsteiger bestraft? Weil der Verein in der dritten Liga darauf verzichtet hat, den Ausbau des Stadions voranzutreiben, sich finanziell nicht übernehmen wollte, wie viele Konkurrenten, die anschließend Pleite gingen?

Holstein Kiel ist in diesen Wochen dabei, die schönste Geschichte dieser Bundesliga-Saison zu schreiben. Ein Traditionsverein (gegründet 1900) zwischenzeitlich bis in die Oberliga abgestiegen, könnte in seinem historischen Stadion (eingeweiht 1911) binnen zwei Jahren von der dritten Liga in die Bundesliga aufsteigen. Ein kleiner Klub mit großem Herz misst sich in seinem Wohnzimmer mit den Großen - diese Geschichten gibt es mittlerweile viel zu selten, in einer Liga, in der der größte und reichste Klub wie selbstverständlich jedes Jahr Meister wird.

Doch die DFL sorgt sich um den Zuschauerschnitt. Hamburg mit der Arena für 57 000 Zuschauer runter, Kiel mit 12 000 Zuschauern hoch - klar würden in der Summe in der kommenden Saison weniger Leute in die Bundesliga-Stadien kommen. Aber wäre das so schlimm? Das Hyper-Premiumprodukt Bundesliga wird schon nicht auf einen Schlag die Hälfte aller Werbekunden verlieren.

Im Gegenteil, es würde eine Geschichte mit viel Herz dazugewinnen. Doch diese sind, so das fatale Signal, das die DFL aussendet, gar nicht so gern gesehen.

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