Sonntagsspiele der Bundesliga:Gedemütigt vom dreifachen Arnautovic

1899 Hoffenheim - Werder Bremen

Geste der Verzweiflung: Es wird sehr eng für Hoffenheims Trainer Markus Babbel.

(Foto: dpa)

Trainer Markus Babbel steht in Hoffenheim wohl die Entlassung bevor: Seine Mannschaft präsentiert sich gegen Bremen phasenweise desaströs und unterliegt mit 1:4 - Werder-Stürmer Arnautovic trifft gleich dreimal. Ein Hoffenheimer wird von den gegnerischen Fans besonders verhöhnt. Beim 1:1 zwischen Wolfsburg und Hamburg ärgert sich der VfL über viele ausgelassene Chancen.

Ob es das schon gewesen ist für Markus Babbel in Hoffenheim, war zunächst nicht klar - fest steht aber, dass der Trainer der TSG wohl kaum ruhig schlafen dürfte. Nach einem weiteren desolaten Auftritt seiner Mannschaft muss der Coach mit seinem Rauswurf bei 1899 Hoffenheim rechnen. Die Kraichgauer unterlagen Werder Bremen mit 1:4 (0:2) und bleiben nach nur einen Sieg in den zurückliegenden zehn Partien auf dem Relegationsplatz.

Die beiden Österreicher Sebastian Prödl (21.) und Marko Arnautovic (29./73. und 79.) sorgten mit ihren Treffern für den verdienten Auswärtserfolg der Bremer, die mit 21 Punkten im gesicherten Mittelfeld der Tabelle rangieren. Ganz anders sieht die Bilanz Babbels, der als Trainer noch nie gegen Werder gewinnen konnte, im Kraichgau aus. Der Klub von Mäzen Dietmar Hopp, für den lediglich Sejad Salihovic (50.) traf, stellt die schlechteste Defensive der Eliteklasse und hatte zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie weniger Punkte (12) als derzeit auf dem Konto.

"Die Niederlage ist sehr bitter. Wir haben uns unglaublich viel vorgenommen. Die erste Halbzeit war ganz schwach. Nach dem dritten Gegentor hat man gemerkt, dass die Jungs ein Stück weit zusammengebrochen sind. Jetzt konzentrieren wir uns auf das Spiel am Freitag in Hamburg", meinte Babbel. "In der ersten Halbzeit haben wir klar dominiert. Nach dem Wechsel sind wir schwer ins Spiel gekommen und haben prompt das Tor kassiert. Nach unserem dritten Treffer war das Ding gelaufen und Hoffenheim wollte auch nicht mehr", sagte Bremens Arnautovic und Trainer Thomas Schaaf ergänzte: "Wir haben gut gespielt und haben schon vor der Halbzeit verpasst klarer zu führen."

Wie es jetzt mit Babbel weitergeht, bleibt offen. Manager Andreas Müller wollte dem Trainer aber zunächst keine Job-Garantie mehr geben. "Wir sind alle wahnsinnig enttäuscht. Es wäre falsch, in der Emotion Entscheidungen zu treffen, aber wir müssen uns natürlich zusammensetzen", sagte Müller am Sonntag bei Sky. "Wir haben fähige Leute im Verein, werden die Situation knallhart analysieren und werden die Entscheidung treffen, ob wir mit Markus weiter machen oder nicht." Man werde vor der Bundesligapartie am Freitag beim Hamburger SV über die Art und Weise der vierten Pleite in Serie kritisch nachdenken, betonte der Sportliche Leiter. "Die Situation ist prekär, das wissen wir alle."

Schon jetzt ist fix, dass Hoffenheim die schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte spielen wird. Diese Bilanz muss die Chefetage, allerdings ohne den in Florida weilenden Hopp, am Montag bei der Mitgliederversammlung (19.00 Uhr) erklären. Als mögliche Nachfolger Babbels, der erst am 10. Februar Holger Stanislawski beerbt hatte, werden bereits Felix Magath und Marco Kurz gehandelt. Bei winterlichem Wetter konnten sich die 23.500 frierenden Zuschauer in der Rhein-Neckar-Arena in der Anfangsphase kaum an der Partie erwärmen. Die Gastgeber, die ohne Kapitän Tim Wiese, Matthieu Delpierre, Chris, Jannik Vestergaard und den gesperrten Sebastian Rudy auskommen mussten, wirkten in der Offensive verkrampft.

In der Defensive wurde Torhüter Koen Casteels, der für den verletzten, aber ohnehin degradierten Ex-Bremer Wiese im Tor stand, von den harmlosen Gästen zunächst nicht gefordert. Das änderte sich nach einem Freistoß des Belgiers Kevin de Bruyne. Der österreichische Nationalverteidiger erzielte per Kopf sein erstes Saisontor für die Bremer, bei denen Aaron Hunt, der gesperrte Zlatko Junuzovic sowie Philipp Bargfrede fehlten. Im Anschluss an die Führung übernahm die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf, den weiter Spekulationen über einen Wechsel zum VfL Wolfsburg umgeben, das Kommando. Nach einer sehenswerten Kombination erhöhte Arnautovic den Vorsprung gegen die vollkommen verunsicherten Gastgeber.

Babbel reagierte noch vor der Pause auf die schwache Vorstellung seiner Truppe. Er wechselte Stephan Schröck und Sven Schipplock gegen Roberto Firmino und Vicenzo Grifo aus. Das änderte aber nichts daran, dass Werder nahe am dritten Tor war. De Bruyne (45.) und Nils Petersen (45.+1) vergaben zwei Großchancen. Kurz nach dem Seitenwechsel gaben die Gastgeber durch das dritte Saisontor von Salihovic ihr erstes Lebenszeichen von sich. In der 57., 63. und 65. Minute vergab der Deutsch-Spanier Joselu drei Möglichkeiten zum Ausgleich. Danach kam der Elan der Hoffenheimer wieder zum erliegen, Arnautovic traf auf der Gegenseite per Freistoß, ehe ihm bei einem Konter sogar noch ein technisch feiner Treffer gelang - und die Bremer Fans hatten ihren Spaß: "Zweite Liga, Wiese ist dabei," brüllten sie von den Rängen. Sie kamen nicht umhin, ihrem ehemaligen Torhüter auf diese Art noch einen mitzugeben.

Wolfsburg verpasst Sieg gegen HSV

Lorenz-Günther Köstner hatte beim beim VfL Wolfsburg ja zwischenzeitlich für ein kleines Stimmungshoch gesorgt. Felix Magaths Nachfolger kam und plötzlich gewannen die Niedersachsen zumindest ab und zu. Doch dieses Phase der Besserung scheint schon wieder verflogen. Simon Kjaer (68. Minute) rettete dem VfL am Sonntag beim 1:1 (0:1) im Nord-Duell gegen Hamburger SV zwar einen Punkt, doch nach einer sieglosen englischen Woche mit nur zwei Punkten aus drei Spielen kommt der VfL einfach nicht aus der Abstiegszone.

VfL Wolfsburg v Hamburger SV - Bundesliga

Wolfsburgs Diego (re.) versuchte gegen Hamburg viel - doch ein Treffer gelang ihm nicht. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mit 16 Punkten bleibt der deutsche Meister von 2009 Tabellen-15. Bundesliga. Der HSV, der 28.121 Zuschauern in der Wolfsburger Arena lange durch das zweite Saisontor von Maximilian Beister (26.) geführt hatte, verpasste den möglichen Sprung auf Rang sieben. Die Hamburger waren auch ohne den verletzten Rafael van der Vaart lange Zeit das bessere Team. Am Ende aber waren die Gäste im Glück. Der Portugiese Vieirinha traf in der 76. Minute nur den rechten Pfosten. Vor allem Diego trumpfte auf, doch das Tor wollte nicht fallen.

Köstner musste nach dem 0:2 in Möchengladbach bei der Aufstellung etwas tricksen. Für den grippekranken Christian Träsch rückte Vieirinha in die Mannschaft. Thorsten Fink ersetzte nach dem überraschenden 3:1-Erfolg über Schalke, schon da ohne den verletzten van der Vaart, zwei Spieler. Jeffrey Bruma und Tomas Rincon kamen für den verletzten Marcel Jansen und den gelbgesperrten Tolgay Arslan. Im 31. Bundesliga-Nordderby, kein einziges war bislang torlos ausgegangen, stand Schiedsrichter Peter Sippel vier Minuten nach dem Anpfiff im Blickpunkt. Bruma hatte den Ball an den Ellbogen bekommen, die VfL-Anhänger forderten Strafstoß.

"Wenn ich es jetzt sehe, dann ist es Elfmeter", sagte Arslan in der Pause vor den Sky-Kameras. Mit dem Freistoß von der Strafraumgrenze traf der Brasilianer Diego aber nur die Hamburger Abwehrmauer. Der HSV wurde nach einer Viertelstunde kecker und nutzte seine erste echte Torchance. Mit spielerischer Leichtigkeit nahm Beister ein Anspiel von Rudnevs auf halbrechter Position auf und ließ VfL-Keeper Diego Benaglio keine Chance. Für den Ex-Düsseldorfer war es nach dem Treffer gegen Schalke der zweite Saisontreffer - der Knoten bei ihm scheint geplatzt. Danach hielt HSV-Torwart Rene Adler die Führung fest.

Beide Teams kamen unverändert aus der Kabine. Der HSV wurde wieder stärker, Beister vergab kurz vor seiner Auswechslung die Vorentscheidung. Fink brachte in der 53. Minute Heung-Min Son, der gegen Schalke noch verletzt hatte pausieren müssen. In der 65. Minute sah HSV-Keeper Rene Adler die Gelbe Karte, als er bei Sippel lautstark protestierte, dass er vor dem Ausgleich von Olic in der Luft behindert worden sei. Die zielgenaue Schäfer-Flanke hatte Kjaer vor dem Adler-Protest per Kopf verwandelt.

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