Golf-Reisen:Blaue Stunde

Madeira wuchert mit Farben - und lockt den Golfer auf eine Insel jenseits der klassischen Trampelpfade.

Petra Himmel

Der Leuchtturm an der Spitze von Ponta do Pargo ist keines dieser großen, mächtigen Modelle. Beinahe unauffällig steht er auf dem letzten Fleckchen Erde über der Steilküste. Hunderte Meter geht es hinunter ins Meer. Es ist eines jener Terrains, von denen Golfplatzarchitekten träumen: unverbaut, still, Landschaft pur - spektakuläre Landschaft wohlgemerkt. Auf den terrassenförmigen Wiesen, die sich hinter dem Leuchtturm den Hang hochziehen, sind Pflöcke in den Boden gerammt. Pflöcke, die als Anhaltspunkte für die Bautrupps dienen, die hier demnächst Madeiras dritten Golfplatz bauen. Spektakuläre 18 Löcher sollen es werden - mit Blick aufs Meer, den Leuchtturm, die Klippen, designed von Nick Faldo. Der Platz soll mehr Golfer auf diese Insel locken, auf der die Invasion von Golfschulen und Golf-Reisegruppen zum Glück noch nicht stattgefunden hat, die bis dato eher als Geheimtipp für Individualreisende gilt.

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(Foto: Foto: Porto Santo Golf)

Wenn das Timing stimmt, könnte die neue Autobahn von Funchal aus das verschlafene Örtchen neben dem Golfplatz von Punta do Pargo erreicht haben, wenn der Golfplatz 2009 bespielbar ist. Ansonsten wird sich - Leuchtturm und Steilklippen hin oder her - wohl nur gelegentlich ein Golfer hierhin verlieren, weil die alte Küstenstraße sich scheinbar endlos um Bäume, Berge und kleine Dörfer windet. Die extrem hügelige Landschaft, der fehlende Sandstrand, die regelmäßigen Regenfälle und der über lange Jahre zu kleine Flughafen haben Madeira nie zu einem Ziel für den Massentourismus gemacht. Vier Stunden Flugzeit von Deutschland entfernt ist die Insel im Atlantik, die zu Portugal zählt, immer eine Destination der Individualisten gewesen. Gesucht haben sie alle das Naturerlebnis, die enorme Blumen- und Artenvielfalt. Daran hat sich über die Jahrzehnte nicht allzu viel geändert. Die Golfer allerdings sind eine vergleichsweise neue Klientel, die erst all - mählich anfängt die weitaus größere Gruppe an Wanderern, Spaziergängern oder einfach nur Ruhesuchenden zu ergänzen.

Wirklich üppig ist das Angebot mit derzeit zwei Plätzen auf Madeira und einem dritten auf dem benachbarten Inselchen Porto Santo nicht. Kein Fall also für Menschen, die in einer Woche sieben Plätze abgrasen müssen und sich gerne mit klangvollen Namen von berühmten Plätzen schmücken. Weder in Palheiro noch in Santo da Serra oder auf Porto Santo findet man extrem auffallende Spitzenplätze, die einen Flug hierhin zu einem Muss machen. Was also führt uns hierhin? Die Atmosphäre auf den Golfplätzen ist entspannt, freundlich, kein bisschen hektisch. Startzeiten sind oft nicht nötig, selbst in der Hochsaison gut zu reservieren. Am Abschlag wird nicht gedrängelt, auf dem Platz erfreulich flott gespielt. Die Greenfees bewegen sich auf deutschem Niveau, das Gefühl von Abzocke kommt einfach nicht auf.

Blaue Stunde

Gutes Golf ermöglichen die Anlagen dabei allemal, erfreulicherweise auch auf sehr unterschiedliche Weise. Wo sich die 18 Bahnen von Palheiro sehr hügelig durch eine beeindruckende Parklandschaft ziehen, ist Santo da Serra mit seinen 27 Bahnen offener, breiter und übersichtlicher. Der Platz von Robert Trent Jones hat gute Golflöcher mit atemberaubenden Aussichten aufs Meer. Die European Tour gastiert hier im Frühjahr mit der Madeira Open, weshalb der Platz einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt. Porto Santo dagegen, von Severiano Ballesteros entworfen und auf dem gleichnamigen Inselchen gelegen, dürfte wahrscheinlich zu den geheimsten Geheimtipps Europas zählen, weil schon die Anreise ein wenig abenteuerlich ist. Wer die Fähre nimmt, schippert gemütlich zweieinhalb Stunden von Funchal aus auf Porto Santo zu, nimmt ein Taxi zum Club, fährt fünf Minuten, spielt Golf und besteigt abends einen der kleinen Flieger, die täglich zwischen Porto Santo und Funchal verkehren.

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(Foto: Foto: Santo de Serra)

15 Minuten dauert der Flug, das Golfbag kommt problemlos mit und vom Flugzeug aus fällt der Blick zurück auf eine Golfanlage, die wenig gemein hat mit dem üppigen Grün Madeiras. Auf Porto Santo mit seinem neun Kilometer langen Sandstrand liegt ein relativ offener Kurs, dem Wind ausgesetzt, mit trickreichen Grüns, zahlreichen Wasserhindernissen. Dass die touristischen Ambitionen trotzdem durchaus professioneller Natur sind, beweisen ein üppiges Clubhaus, vor allem aber reichlich Anzeigen und Werbetafeln in örtlichen Magazinen und am Flughafen. Zwei große Fünf-Sterne-Resorts sollen demnächst auf Porto Santo entstehen, dazu ein Casino mit Restaurants. An weitere 18 Löcher wird zumindest gedacht und die Finanzierung scheint angesichts der üppigen Beihilfen aus Brüssel nicht wirklich ein Problem zu sein.

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