Frauen-Finale der French Open:Serena Williams nach elf Jahren zurück auf dem Thron

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Sie hat es geschafft: Serena Williams gewann zum zweiten Mal die French Open.

(Foto: AFP)

Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte sie in Roland Garros schon einmal gesiegt - jetzt wiederholt Serena Williams ihren Triumph. Die Amerikanerin demonstriert beim 6:4 und 6:4 gegen Maria Scharapowa, warum sie derzeit das Frauentennis konkurrenzlos dominiert.

Von Milan Pavlovic, Paris

Match des Tages (14): Serena Williams (USA/1) - Maria Scharapowa (Russland/2) 6:4, 6:4

Sollte dieses Finale überhaupt gespielt werden? In den vergangenen 25 French-Open-Jahren hatte es kein Endspiel mehr mit einer klareren Favoritin gegeben. Und das, obwohl die Nummer eins gegen die Nummer zwei der Welt antrat. Aber bitte: Was sollte Maria Scharapowa schon gegen Serena Williams ausrichten?

Und dann rubbelte man sich die Augen: Die Russin traf den Ball so sauber und so hart wie selten gegen Williams. Aber wehe, sie wurde gezwungen, den Ball aus dem Lauf zu schlagen; und wehe, die Amerikanerin brachte mehr als drei Geschosse ihrer Gegnerin zurück, dann war sekündlich mit einem übertourten Schlag zu rechnen. Für ihre Verhältnisse hielt Scharapowa die Fehlquote selbst in diesen Duellen niedrig, deshalb war es über weite Strecken ein ansehnliches Endspiel - umkämpfter und länger, als es die meisten erwartet hatten.

Angesichts der klaren Verhältnisse im direkten Vergleich (13:2 für Williams, deren letzte Niederlage neun Jahre zurück liegt), der jüngsten Packungen für Scharapowa (0:6, 1:6 im Olympischen Finale 2012) sowie Williams' Vorstellung beim 6:0, 6:1 im Halbfinale gegen Sara Errani, waren ja schon Rekordergebnisse nachgeschlagen worden. Aber das ist schon ein bisschen dreist: Wie sollte der 1988er Finalrekord von Steffi Graf vs. Natascha Zwerewa (6:0, 6:0 in 35 Minuten) jemals unterboten werden?

Letzte Zweifel zerstreute Scharapowa schon im allerersten Aufschlagspiel, in dem sie vier Breakbälle abwehrte, bevor sie es zum 1:0 durchbrachte. Kurz darauf mopste sie der großen Favoritin den Aufschlag zur 2:0-Führung, und direkt danach bei 30:15 gelang der Russin ein Ass mit dem zweiten Aufschlag. Sollte dies etwa ein richtiges Match werden?

Serena Williams schaute streng, dann spielte Scharapowa im nächsten Ballwechsel eine Vorhand zu kurz und bumm!, flog ihr der Ball um die Ohren. Ein Vorgeschmack auf die nächsten Minuten, in denen Williams mit 4:2 in Führung ging. Scharapowa gab sich zwar nicht geschlagen und egalisierte zum 4:4, aber sofort danach erhöhte ihre Gegnerin noch einmal den Druck, schaffte sogleich das Break zum 5:4. Und brachte den Vorsprung souverän durch.

Aufschläge wie bei den Männern

Als hätte der letzte Dreisatz-Finalthriller von Paris (das 12:10 für Jennifer Capriati im Juni 2001 gegen Kim Clijsters) genug Spannung für eine ganze Weile geboten, ging auch das zwölfte Frauen-Endspiel in Serie nur über zwei Sätze. Ein einziges Break (zum 2:1) reichte Serena Williams, um sich erstmals seit 2002 die Trophäe für den Sieg zu holen. Scharapowa konnte sie nicht mehr gefährden, dafür servierte die Amerikanerin einfach zu gut: Im zweiten Satz gab sie in fünf Aufschlagspielen gerade einmal zwei Punkte ab.

Ein kurzer Blick auf Serena Williams' Aufschlagspiele ab dem 3:2: Aufschlagwinner auf Scharapowas Vorhand; Vorhandwinner longline; Vorhandwinner longline; Ass auf die Rückhand mit 192 km/h (einer Geschwindigkeit, wie sie im Frauentennis vielleicht noch Sabine Lisicki regelmäßig erreicht - Scharapowa sagte später: "eine Geschwindigkeit, wie sie David Ferrer auf seinem Weg ins Männerfinale nicht geschafft hat"). 4:2.

Dann bei 4:3: Rückhandwinner cross; Vorhandwinner cross; Ass auf die Rückhand (mit 192 km/h); Ass auf die Vorhand (mit 185 km/h). 5:3. Und dann das allerletzte Spiel, in dem man wenigstens etwas Nervosität erwartet hätte: Ass auf die Rückhand (mit 190 km/h) zum 15:0; unerzwungener Rückhandfehler (also doch nervös?) zum 15:15; Ass auf die Rückhand (mit 195 km/h) zum 30:15; Rückhandwinner die Linie entlang kurz vor die Grundlinie (Serena kniet in Erwartung, ob der Ball im Feld landet) zum 40:15; und dann beim Matchball, fast schon absehbar: Ass auf die Rückhand (mit 198 km/h).

Spiel, Satz und Sieg Williams. Danach sank sie endgültig auf die Knie, wippte nach hinten und hielt sich immer wieder die Hände vors Gesicht. Die Amerikanerin, die im September 32 wird, hat Chris Evert als älteste Gewinnerin der French Open abgelöst.

Es war der erwartete Sieg der großen Favoritin. Aber das heißt noch lange nicht, dass er selbstverständlich war. Ein Blick auf die Statistik belegt das. Erst zum dritten Mal in den vergangenen zwanzig Jahren konnte sich die an Nummer eins Gesetzte durchsetzen, seit 1994 war das nur Steffi Graf (1996 gegen Arantxa Sánchez) und Justine Henin (2007 gegen Ana Ivanovic) gelungen.

Für die Kalifornierin, die Paris inzwischen als ihre zweite Heimat ansieht, auch weil sie so ihrem französischen Trainer Patrick Mouratoglou sehr nah sein kann, war es bereits der 16. Grand-Slam-Einzelsieg. Mit der großen Wahrscheinlichkeit, dass in vier Wochen in Wimbledon der 17. folgt.

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