Formel 1 in Abu Dhabi:Vettel holt 21 Plätze auf, Räikkönen siegt

Unfälle, Ausfälle und ungeplante Boxenstopps: Kimi Räikkönen gewinnt ein spektakuläres Rennen in Abu Dhabi, Sebastian Vettel rast vom letzten auf den dritten Platz hinter Fernando Alonso. Damit verteidigt er seine WM-Führung.

Formel 1 in Abu Dhabi: Kimi Räikkönen (li.) bejubelt seinen Sieg, Sebastian Vettel Platz drei.

Kimi Räikkönen (li.) bejubelt seinen Sieg, Sebastian Vettel Platz drei. 

(Foto: AFP)

Sebastian Vettel hat im irren Flutlichtrennen von Abu Dhabi mit einer unglaublichen Aufholjagd auf Rang drei die Chance auf den vorzeitigen Titelgewinn in seinem 100. Grand Prix gewahrt. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister ließ sich auch von einer Strafe wegen einer unerklärlichen Tankpanne und einem kaputten Flügel nicht vom WM-Kurs abbringen.

Für Vettel gab es nach seiner Strafversetzung ans Ende des Feldes nur ein Motto. "Alles oder nichts. Es war ein tolles Rennen, das Safety Car hat auch geholfen. Es ist toll, hier zu stehen", sagte Vettel. Und der zweimalige Champion kennt seine Fähigkeiten. Er habe mit diesem Ergebnis schon gerechnet, gab er zu. Doch dann kam erneut der Ehrgeiz durch, denn ohne die Strafe wäre sicher noch mehr drin gewesen. "Hätte ich die Chance gehabt, von Platz drei zu fahren, hätte es wohl anders ausgesehen."

In dem an Spannung kaum zu überbietenden Rennen mit zwei Safety-Car-Phasen, dem Ausfall von Pole-Mann Lewis Hamilton und dem ersten Sieg von Rückkehrer Kimi Räikkönen seit über drei Jahren kämpfte sich der aggressiv fahrende Vettel am Sonntag in der Wüste bis auf einen Podestplatz vor. Sein WM-Widersacher Fernando Alonso belegte im Ferrari zwar den zweiten Platz, holte aber lediglich drei Punkte auf. Vettel kann nun bereits beim vorletzten Saisonlauf in Austin in zwei Wochen den Titel-Hattrick perfekt machen.

Obwohl sein Vorsprung etwas schrumpfte, führt der Red-Bull-Pilot nach 18 von 20 Rennen mit 255 Punkten vor Alonso (245). Nun muss der Deutsche in den USA 16 Zähler mehr als der Spanier holen, um schon dort Champion zu werden. Vettel ging nach dem Tank-Malheur aus der Boxengasse ins Rennen und startete als Letzter eine beeindruckende Aufholjagd. Wegen 0,35 Liter zu wenig Benzin im Tank hatte er seinen dritten Platz in der Qualifikation verloren. Spielerisch leicht machte Vettel in den ersten vier von 55 Umläufen zehn Plätze gut. Der Red-Bull-Pilot beschädigte bei einem Überholmanöver zwar seinen Frontflügel, konnte aber zunächst problemlos weiterfahren.

Hülkenberg fühlt sich wie ein Sandwich

Für Vettel blieb allerdings die erhoffte Schützenhilfe durch seinen Teamkollegen Mark Webber aus. Der Australier startete extrem schwach und verlor gleich seinen zweiten Platz. Zudem überholte zu allem Übel der als Fünfter losgefahrene Alonso Webber bereits in der ersten Runde. Später schied er sogar aus.

Nico Rosberg überstand einen schweren Unfall in der neunten Runde mit Narain Karthikeyan unverletzt. Er flog beim Überholversuch mit seinem Mercedes über den plötzlich langsamer werdenden HRT-Rennwagen des Inders. Rosberg landete aber auf allen vier Rädern und knallte dann in die Reifenbarriere. "Alles okay. Es war nicht so heftig", gab der Wiesbadener Entwarnung. "Bei ihm ist die Lenkung gebrochen, er ist voll auf die Bremse. Das konnte ich nicht sehen und bin ihm hinten drauf. Das war schon ein großer Schrecken."

Durch die Safety-Car-Phase rückte das Feld zusammen, wodurch Vettel seinen Rückstand auf die Spitze vorübergehend weiter verringern konnte. Aber in der zwölften Runde dann ein weiterer Rückschlag: Beim Aufwärmen der Reifen raste er bei einem Ausweichmanöver gegen Daniel Ricciardo über eine Styropor-Markierung und zerstörte damit den lädierten Frontflügel komplett. Vettel schimpfte über Boxenfunk wie ein Rohrspatz: "Was macht der!" Weil der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim nun an die Box musste, fiel er vom 13. Platz ans Ende auf Rang 21 zurück. Die mühevolle Aufholjagd begann wieder von vorne. Aber nach der halben Distanz hatte sich Vettel schon auf den siebten Platz vorgekämpft.

Ein zusätzlicher Reifenwechsel schien Vettel wieder zurückzuwerfen, erwies sich aber nach der zweiten Safety-Car-Phase als großer Vorteil. Dank der frischen "Gummis" konnte er nach der Freigabe des Rennens als Viertplatzierter voll attackieren. In der drittletzten Runde überholte er Jenson Button. Michael Schumacher kam im drittletzten Grand Prix seiner Karriere im Mercedes auf den elften Platz. Der Rekord-Weltmeister blieb damit zum fünften Mal in Serie ohne Punkte.

Timo Glock wurde im Marussia 14. Nico Hülkenberg schied schon kurz nach dem Start als unverschuldetes Opfer eines Unfalls aus. Der Force-India-Pilot aus Emmerich musste sicherheitshalber zur Untersuchung ins Streckenhospital. "Es ist alles okay", sagte Hülkenberg anschließend. "Ich war wie in einem Sandwich und konnte nichts mehr machen."

Räikkönen feierte nach zwei Jahren Formel-1-Pause den insgesamt 19. Sieg seiner Karriere. Der Finne setzte sich nach 55 Runden auf dem 5,554 Kilometer langen Yas Marina Circuit in 1:45:58,667 Stunden mit 0,852 Sekunden Vorsprung vor Alonso durch. Vettel wies 4,163 Sekunden Rückstand auf. Vorjahressieger Lewis Hamilton musste in der 20. Runde klar in Führung liegend seinen McLaren-Mercedes wegen eines technischen Problems abstellen.

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