FC Bayern verliert Punkte an Gladbach:Vorweihnachtliche Ernüchterung

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Der FC Bayern kommt mit den überraschend forschen Gladbachern lange nicht zurecht und muss sich im letzten Ligaspiel des Jahres mit einem 1:1 begnügen. Jérôme Boateng verursacht einen Handelfmeter, Xherdan Shaqiri sorgt immerhin für ein bisschen Besinnlichkeit. Sorgen bereitet eine Augenverletzung von Javi Martínez.

Aus dem Stadion von Andreas Burkert

Im Grunde sind die Bayern ja schon in den Ferien, groß ist ihr Vorsprung in der Liga und facettenreich gestalten sich die Bemühungen der Fachrechercheure, für ihre Leistungen neue Rekorde ausfindig zu machen. Am Freitagabend sollte gegen Borussia Mönchengladbach die Rekord-Hinrunde komplettiert werden, wie Vorstand Karl-Heinz Rummenigge im Stadionheft anordnete. Bayern-Fans müssten sich "kein Weihnachtspapier kaufen", dichtete er dort außerdem, "schöner als mit der aktuellen Tabelle können Geschenke gar nicht verpackt sein!" Nach dem Spiel herrschte dennoch eine gewisse vorweihnachtliche Ernüchterung - denn die Borussia entführte mit dem 1:1 einen Punkt.

"Die Mannschaft hat gefightet, alles gegeben, ein Punkt hier ist exzellent", sagte Gladbachs Trainer Lucien Favre. Bayerns Trainer Jupp Heynckes machte seinem Team auch keinen großen Vorwurf, sie habe genügend Druck entfaltet und Chancen erarbeitet, sei aber letztlich an Torwart Marc-André ter Stegen gescheitert: "Der Junge hat überragend gehalten."

Von Münchner Bestmarken der Hinserie wird dennoch erst mal nicht mehr die Rede sein, sondern von einem Komplex namens Mönchengladbach: Schon vergangene Saison hatten die Bayern beide Spiele gegen den Klub vom Niederrhein verloren. Bevor der Tabellenführer in die Ferien aufbricht und am 2. Januar zum traditionellen "Härtesten-Trainingslager-aller-Zeiten" nach Katar aufbricht (mit Spielen gegen Schalke 04 und Paris Saint-Germain), ist die Münchner Festtagsstimmung beim Pokalspiel am Dienstag wieder herzustellen.

Trainer Jupp Heynckes bot erneut seine bestmögliche Elf auf, zu der also auch Martínez gehörte trotz der im Training erlittenen Kapselverletzung und leichter Erkältung. Beim Abschlusstraining hatte der Spanier nur ein halbes Stündchen gejoggt - dass er dennoch in der Startelf stand, belegte die Bedeutung, die der Bayern-Coach der Partie ungeachtet des großen Vorsprungs in der Tabelle beimaß. Heynckes' Personal präsentierte sich zu Beginn ambitioniert, die Gäste waren früh in der eigenen Hälfte beschäftigt, vor allem Ribéry stürzte auf links seine Gegenspieler Jantschke und Stranzl von einer Verlegenheit in die andere. Die beste Chance eröffnete der Franzose Angreifer Müller, doch dessen Kopfball bereitete VfL-Keeper Ter Stegen wenig Probleme (5.).

Auf der anderen Seite schien der Arbeitstag für Bayern-Keeper Neuer schon nach 70 Sekunden gelaufen zu sein, als er einen weiten Ball per Sprint an die Seitenlinie erreichte und in den Unterrang trat. Mit Rückspielen oder langen Bällen hat der Nationaltorwart vorige Saison zweimal große Probleme gehabt gegen die Borussia, und bald drohte sein Arbeitstag zum Albtraum zu geraten. Denn den nächsten Ball, den er berührte, holte er aus dem Netz - und beim zweiten Sprint zur Seitenlinie verkalkulierte er sich gewaltig. Der Gladbacher Führung durch Marx' Strafstoß (21.) war ein Handspiel Boatengs vorausgegangen.

Reaktionen auf DFL-Sicherheitskonzept
:"Klares Signal" - "unschönes Ergebnis"

Das DFL-Papier für ein "sicheres Stadionerlebnis" ist verabschiedet, die Vereine der Bundesliga stimmen den geplanten Maßnahmen größtenteils zu. Während Ligaverantwortliche und Politiker von erfolgreichen Vereinbarungen sprechen, fallen die Reaktionen bei Vereins -und Fanvertretern unterschiedlich aus.

Die Stimmen im Überblick

Während der Innenverteidiger zuletzt mit seinem unsinnigen Feldverweis im Europacup verstörte, irrte nun eher der Referee: Der VfL hatte sich nach einem Münchner Ballverlust erstmals flink durchs Zentrum an den Strafraum durchgespielt, Cigerci wurde links bedient und flankte vors Tor - wo der Ball Boatengs rechten Ellenbogen traf. Das Urteil Handspiel erzürnte die Bayern nicht zu Unrecht, Boateng war ratlos: "Ich weiß nicht, wie er auf die Idee kommt, da Elfmeter zu pfeifen", sagte er. Rückendeckung erhielt Schiedsrichter Welz dagegen von Boatengs Klubchef. FCB-Präsident Uli Hoeneß sagte: "Wenn ich so hingehe, darf ich mich nicht wundern, wenn der Schiedsrichter pfeift."

Betrüben musste Heynckes auch die Reaktion seiner Männer auf den Rückstand, denn sie verloren den Zugriff auf die forsche Borussia und kämpften mehr mit sich selbst. Das Mittelfeld mit Kroos, Schweinsteiger und Martínez entwickelte wenig Ideen und Flexibilität, sogar Ribéry tat sich auf einmal schwer mit seinen Serviceleistungen. Und Neuer, nun ja, er wagte nach knapp einer halben Stunde wieder einen Ausflug nach einem langen Schlag des auf dosiertes Konterspiel ausgelegten VfL - Herrmann erreichte die Kugel diesmal vor ihm und schoss sie von der Außenposition aufs verlassene Tor. Doch Dante rettete (28.). Den Münchner Schlamassel bis zur Pause komplettierte Martínez' Verletzung, der nach einer Ecke Stranzls ausgestreckte Hand ins Gesicht bekam; für ihn kam vor der Pause Shaqiri. Der Spanier klagte über Sehstörungen, der befürchtete Jochbeinbruch bestätigte sich nicht.

Griffiger kombinierten die Bayern auch nach Wiederbeginn nicht, doch die Borussia ließ jetzt Chancen zu. Nach einer Ablage von Müller parierte ter Stegen glänzend gegen einen verdeckten Versuch Schweinsteigers aus 14 Metern. Heynckes brachte Gomez, doch den Ausgleich erzielte Shaqiri. Den Assist lieferte Marx mit einem entsetzlichen Fehlpass am Strafraum in Shaqiris Lauf, der kraftvoll abzog und ebenso heftig sein erstes Bundesligator feierte (59.).

Beruhigen konnte die Borussia das Geschehen nun nicht mehr. Die Bayern blieben zwar auf der Suche nach der spielentscheidenden Lücke, doch defensiv wurden sie jetzt kaum noch gefordert. Vielmehr wurden ter Stegens Fäuste nun richtig warm, Alaba und Schweinsteiger prüften ihn nach einem energischen Antritt Ribérys im Akkord mit Schüssen (78.). Kurz zuvor hatten die Bayern heftig auf Strafstoß plädiert, doch Brouwers Grätschte erwischte mehr vom Ball als von Gomez' Bein. In große Gefahr geriet der VfL nicht mehr.

© SZ vom 15.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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