FC Bayern in der Champions League:Erst die Erdmännchen, dann der Frühsommer

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"Müssen noch nicht über das Finale reden": Der FC Bayern versucht sich vor dem Spiel in London nicht davon ablenken zu lassen, dass dort in ein paar Wochen auch das Endspiel der Königsklasse stattfindet. Ein Weiterkommen gegen Arsenal ist aber fest eingeplant - einzig ein paar Personaldebatten treiben den Klub weiter um.

Von Claudio Catuogno, London

Irgendwo über Nordfrankreich reißen die Wolken auf, und von einer Schneedecke, wie sie das Münchner Umland am Vormittag noch in Watte gepackt hat, ist dort unten jetzt nichts mehr zu sehen. Der Ärmelkanal erscheint wieder mal so schmal, dass man die Engländer endgültig für sonderbar hält in ihrem Beharren, nicht so richtig zu Europa zu gehören. Und London von oben an diesem 18. Februar, wie es so in der Sonne funkelt - fast sieht es aus, wie man London im Frühsommer erwartet. So Mitte, Ende Mai?

Aber die Bayern-Spieler, sollten sie während ihres Sonderfluges überhaupt nach unten gesehen haben, haben dann doch nicht den Fehler gemacht, sich drei Runden weiter zu träumen in diesem Europa-Wettbewerb namens Champions League (in dem wie selbstverständlich auch Engländer mitwirken). Das hier ist noch nicht das Finale am 25. Mai in Wembley, das hier ist erst das Achtelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal.

Ausgerechnet Arjen Robben, der zuletzt ja nicht als beherrschter Vernunftmensch aufgefallen war, hat das vor dem Einsteigen betont: "Wir müssen nicht jetzt schon über das Finale reden. Davon sind wir noch weit weg", sagte der Holländer, der erneut nicht zur Startelf zählen wird. Der seine Befindlichkeiten diesmal allerdings tapfer hintenanstellte: "Das Thema muss Bayern gegen Arsenal sein."

Aber wenn man dieser Dienstreise einen Arbeitstitel geben soll, dann liegt man mit dem Motto "Über London nach London" nicht falsch. Dass die Europapokal-Ausflüge der Bayern auf die Insel bisher eher Frust- als Lustreisen waren (zwei Siege, sieben Unentschieden, sechs Niederlagen), daran hat jedenfalls keiner einen Gedanken verschwendet.

Zu prägnant sind die Kerndaten der Gegenwart (13:0 Tore in fünf Rückrundenspielen, 609 Pflichtspielminuten ohne Gegentor, 15 Punkte Vorsprung), als dass sie nicht auch den Start in die K.o.-Runde überstrahlen würden. "Das wird schon gutgehen", sagt Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef, gelassen. Ehe er pflichtgemäß die üblichen Warnungen nachschiebt. Präsident Uli Hoeneß mahnt, Arsenal sei "zu Hause eine Macht".

Was grundsätzlich stimmt. Was derzeit aber dennoch so klingt, als wolle man Erdmännchen zu Bestien hochjazzen - schließlich war der letzte Eindruck, den der Fünfte der Premier League hinterließ, die Pokal-Blamage am Samstag gegen Zweitligist Blackburn. Allerdings stand da bloß eine B-Elf auf dem Platz, ohne Per Mertesacker und Lukas Podolski.

Duschen nach dem Spiel? Geht nicht bei allen gleich schnell, finden Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger.  (Foto: Getty Images)

Podolski, der ehemalige Bayern-Profi, ist dann erwartungsgemäß auch Thema, als sich sein alter Kumpel Bastian Schweinsteiger am Mittag in einem Marmor-Saal unter den Kronleuchter setzt zur Pressekonferenz. Wann hatten die beiden den letzten Kontakt?

"Vor 23 Minuten. Lukas freut sich, dass wir bei ihm in der Stadt sind." Und natürlich legt dann auch Schweinsteiger, der am Dienstag zusammen mit dem genesenen Javier Martínez das defensive Mittelfeld bilden wird, Wert darauf, sich "step by step" voranzuarbeiten, anstatt schon an Wembley zu denken.

Bleiben ein paar Debatten im Handgepäck: Die Transfer-Debatte um Robert Lewandowski, aus der Rummenigge allerdings die Luft nahm mit der Ankündigung, man werde nicht mit Borussia Dortmund über den Stürmer verhandeln (was einen Transfer im Sommer ausschließen würde).

Und nicht zuletzt die Debatte um Arjen Robben, den sein Ersatzbank-Frust jüngst zu diversen Dusch-Rekorden trieb, was die Feststellung notwendig macht, dass es ein Menschenrecht ist, über die Dauer der Körperpflege selbst zu entscheiden. "Jeder darf so kurz duschen, wie er will", sagt Philipp Lahm. Mancher habe "ja auch weniger Haare, die er waschen muss", sagt Rummenigge.

Auch Schweinsteiger und Manuel Neuer haben sich in London mit unterschiedlichen Dusch-Gewohnheiten geoutet. Neuer sagte: "Ich habe ein paar Mal gar nicht geduscht." Schweinsteiger hingegen findet es "ganz gut, wenn ein paar Schnellduscher dabei sind, dann hab' ich mehr Zeit".

Elf des Bundesliga-Spieltags
:Lauter großartige Nichtssager

Bayern-Problem-Profi Arjen Robben ist sauer und geht lieber zum Bus, bevor er noch Dinge sagt. BVB-Held Marco Reus möchte am liebsten nicht so viel über sich reden. Fürths Trainer Mike Büskens immerhin verzeiht seinem Unglücksspieler. Und alle harten Hunde der Liga erhalten ein Lob.

Die Elf des Spieltags

Auf dieser Seite finden sie einen detaillierten Statistikvergleich zu Arsenal und Bayern München.

© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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