FC Bayern contra Ex-DFB-Präsident:Hoeneß und Zwanziger liefern sich öffentlichen Streit

Nachdem Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger in seiner Autobiografie Bayern-Präsident Uli Hoeneß scharf kritisiert hat, schlägt dieser nun zurück: Zwanziger werde sich damit in eine Isolation treiben. Doch der legt sogar nach.

Die verbalen Scharmützel zwischen Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger und Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß haben am Wochenende nochmals an Schärfe zugenommen. Außerdem kritisierte der 67-jährige Zwanziger seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach.

Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge haben derweil die Kritik, die Zwanziger in seinem Buch geäußert hatte, in aller Schärfe zurückgewiesen. "Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident war, wusste ich schon lange. Dieses Buch wird ihn nach seinem mehr als peinlichen Rücktritt endgültig in die Isolation treiben", sagte Hoeneß am Samstagabend nach dem 2:0 gegen Eintracht Frankfurt.

Die Replik von DFB-Boss Wolfgang Niersbach in Richtung seines Vorgängers Zwanziger ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. "Eigentlich ist jedes Wort zu viel, aber ich würde Uli Hoeneß nicht widersprechen", sagte der 61-Jährige bei Sport1.

Rummenigge ergänzte, er habe das Buch von Zwanziger nicht komplett gelesen, betonte aber: "Letzte Woche habe ich Louis van Gaal nicht verstanden, diese Woche verstehe ich Theo Zwanziger nicht." Wie van Gaal hatte auch Zwanziger vor allem Hoeneß' Rolle kritisiert. "Das sind Indiskretionen", sagte Rummenigge über die Zeilen von Zwanziger: "Ein DFB-Präsident müsste stil- und niveauvoll mit Diskretionen umgehen und sie nicht in der Öffentlichkeit kundtun. Von mir muss keiner erwarten, dass ich ein Buch schreibe, wenn ich aufhöre. Wenn ich etwas zu sagen habe, sage ich es direkt."

Zwanziger hatte den Rekordmeister einen "Zirkus" und einen "Verein mit den vielen Besserwissern" genannt. Hoeneß sei ein Macho, der "einfach keinen Respekt" kenne. Zwanziger schrieb zudem, er glaube nicht, dass Hoeneß und der im Sommer vom DFB abgeworbene Sportvorstand Matthias Sammer langfristig zusammenarbeiten könnten.

Auch Niersbach wurde vom FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied Zwanziger attackiert. Der Jurist kritisierte Niersbach in einem Interview mit der Welt am Sonntag und warf ihm halbherziges soziales Engagement vor. "Mir ist aufgefallen, dass mein Freund und Nachfolger Wolfgang Niersbach mir zu schnell und zu oft die Rückkehr des DFB zum Kerngeschäft betont hat", sagte Zwanziger: "Kerngeschäft? Man kann mir ja vorwerfen, dass ich ein Sozialromantiker bin. Dieser Vorwurf wäre aber nur dann despektierlich, wenn ich gleichzeitig die Nationalmannschaft, die Nachwuchsförderung oder den Amateurfußball vernachlässigt hätte. Meine Botschaft ist aber, dass man beides tun muss: den sportlichen Bereich stark halten und sich der gesellschaftlichen Verantwortung stellen."

Zwanziger: Hoeneß lehnte Fifa-Angebot ab

Weiter kritisierte Zwanziger, dass der Besuch der Gedenkstätte in Auschwitz vor der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine "zu schnell abgetan" worden sei: "Wer etwas Soziales macht, sollte das tun, weil er sich wirklich verpflichtet fühlt. Das muss man sichtbar machen. Das ist vor allem Sache des Präsidenten."

In anderen Bereich warf Zwanziger Niersbach indirekt Untätigkeit vor. "Wir haben dreimal in der Ukraine gespielt. Dort gibt es Stätten wie Babij Jar, wo 1941 mehr als 33.000 Juden von der Wehrmacht getötet wurden. Dort hätte man doch einen Kranz niederlegen können", sagte er: "Oder warum nicht ein Treffen mit den Klitschkos, die ja in der politischen Opposition der Ukraine tätig sind. Doch das geschah nicht. Darum hatte ich das Gefühl, dass der innere Antrieb fehlte, ein so wichtiges Zeichen wie den Auschwitz-Besuch wirklich glaubwürdig zu machen."

Auch Hoeneß wurde von Zwanziger in der Welt am Sonntag erneut gerügt. "Er hat mich maßlos enttäuscht, vor allem im internationalen Bereich mit pauschalen Sprüchen der Kategorie 'Alle sind korrupt' und 'Ich weiß alles besser' und dem gleichzeitigen Fehlen der Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen", erklärte er.

Weiter sagte Zwanziger: "Er hatte das Angebot, statt mir in die Exekutive des Weltverbandes zu gehen. Das hat er abgelehnt. Darum haben mich all seine Äußerungen so enttäuscht. Er ist ein Mann, der unglaublich viel geleistet hat im Fußball. Er nutzt seine Bekanntheit aber leider nicht dazu, Gräben zuzuschütten, sondern er reißt sie auf."

Zwanziger hätte Hoeneß oder Rummenigge gern in der FIFA gesehen: "Aber das wollten sie nicht. Da muss ich sagen: Nur in den Talkshows die Sprüche raushauen, langt auf Dauer nicht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: