Deutscher bei den LA Lakers:Harris' Traum beginnt mit 490.160 Dollar

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Elias Harris in einem Länderspiel im August 2010. (Foto: dpa)

Der deutsche Basketballspieler Elias Harris erhält nach seinem überzeugenden Spiel in der Nachwuchsliga einen Vertrag beim NBA-Klub Los Angeles Lakers. Nun muss er versuchen, sich in den Kader zu spielen. Die Chancen dafür stehen gut.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Natürlich war Elias Harris erst einmal enttäuscht. Als die Vereine der nordamerikanischen Basketballliga NBA am 27. Juni aus den besten Nachwuchsspielern ihre Favoriten auswählten, verzichteten sie auf Harris. Der ließ sich nicht entmutigen, er spielte in der Sommer-Nachwuchsliga in Las Vegas für die Los Angeles Lakers und versah seine Twitter-Nachrichten stets mit dem Schlagwort "keepingthedreamalive" - den Traum am Leben halten. Es half: Die Lakers haben dem 24 Jahre alten Harris einen Ein-Jahres-Vertrag mit der Option auf eine weitere Saison angeboten. In der kommenden Spielzeit wird Harris bis zu 490.160 US-Dollar verdienen, ein Großteil davon ist laut Harris' Agent Mark Bartelstein garantiert. Sollten ihn die Lakers behalten, müssen sie ihm für die zweite Saison 816.000 Dollar bezahlen.

In der NBA stehen so viele deutsche Spieler wie nie zuvor unter Vertrag: Dirk Nowitzki bereitet sich nach der Geburt seiner Tochter auf eine knifflige Saison mit den Dallas Mavericks vor, Neuling Dennis Schröder werden bei den Atlanta Hawks Chancen auf einen Stammplatz eingeräumt, Tim Ohlbrecht versucht nach einer durchwachsenen Zeit in Housten, sich bei den Philadelphia 76ers durchzusetzen. Bei den Lakers trifft Harris auf Chris Kaman, einst für die deutsche Nationalmannschaft eingebürgert.

"Er verfügt über enormes Talent"

"Ich gehöre nicht zu den Spielern, die erwarten, dass ihnen etwas in den Schoß fällt - ich habe hart gearbeitet und versucht, zu zeigen, was ich draufhabe", sagt der 2,01 Meter große Flügelspieler über seine Zeit in Las Vegas. Er schaffte in den fünf Partien durchschnittlich 10,2 Punkte und 5,6 Rebounds, Lakers-Nachwuchstrainer Mark Madsen war vor allem von Harris' Verhalten in der Defensive angetan: "Wir haben ihn teilweise gegen zwei Spieler gleichzeitig verteidigen lassen. Er verfügt über enormes Talent." In Deutschland wurde Harris bei den Baskets Speyer und der BG Karlsruhe ausgebildet, eher er vor vier Jahren zur Gonzaga University wechselte, die einst auch John Stockton besucht hatte. "Er hatte eine großartige Karriere bei den Gonzaga Bulldogs", sagt Madsen, "er hat sich dort zu einem äußerst vielseitigen Spieler entwickelt."

Harris gehört nun zum vorläufigen Kader der Lakers, was allerdings noch nicht bedeutet, dass er beim ersten Spiel der Saison Ende Oktober auch im Aufgebot steht. An diesem Montag beginnt das Trainingslager auf Hawaii, es wird erwartet, dass die Lakers mehr als 15 Akteure nominieren und das endgültige Aufgebot erst im Oktober bekannt geben werden. "Jetzt muss ich noch härter arbeiten", schreibt Harris bei Twitter. Dass die Lakers einen großen Teil seines Gehalts nicht variabel halten, sondern garantieren, darf als Indiz gewertet werden, dass sie planen, Harris in den Kader aufzunehmen.

Die Situation bei den Lakers ist für Harris höchst interessant, jedoch auch knifflig. In Los Angeles behaupten die Menschen nach den Abgängen von Dwight Howard und Metta World Peace, das Schönste an der kommenden Saison sei, dass sie bereits im April vorbei sein werde - weil die Lakers die Playoffs verpassen dürften. Erst dann werde es wieder interessant: Der Verein kann prominente Akteure verpflichten, deren Verträge auslaufen. Dirk Nowitzki etwa, aber auch LeBron James, Chris Bosh, Dwayne Wade, Zach Randolph und Luol Deng. Weil auch Kobe Bryants Vertrag bei den Lakers ausläuft, glaubt sich der Klub in der äußerst komfortablen Position, eine sogleich meisterschaftstaugliche Mannschaft zusammenstellen zu können.

Bryant will nicht auf Gehalt verzichten

Bryant könnte für das Minimum-Gehalt für ältere Spieler verlängern und eine Saison später wieder einen Millionenvertrag unterzeichnen - das würde dafür sorgen, dass die Lakers einige herausragende Spieler verpflichten könnten, ohne die Gehaltsobergrenze zu überschreiten. Diese Option könnte für die Lakers jedoch eine Wunschvorstellung bleiben. Bryant hat bereits angekündigt, nicht auf Gehalt verzichten zu wollen. Zudem haben Paul George (Indiana Pacers) und Carmelo Anthony (New York Knicks) - im Sommer ebenfalls auf dem Markt - kürzlich erklärt, kein Interesse an einem Wechsel nach Los Angeles zu haben. Dass diese Strategie (Geld sparen und auf den nächsten Sommer hoffen) auch gründlich in die Hose gehen kann, das zeigten die Dallas Mavericks in diesem Sommer, als weder Chris Paul noch Dwight Howard nach Dallas wechseln wollten.

Das führt direkt zu Elias Harris. Wenn er sich im Trainingslager durchsetzt und einen Platz im Kader bekommt, dann kann er eine Saison lang mit Bryant, Pau Gasol, Steve Nash und Chris Kaman zusammen spielen und von ihnen lernen. Er sollte dann aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Stammspieler auch Spielzeit bekommen und damit die Gelegenheit, sich in der stärksten Basketballliga der Welt zu präsentieren. Dann könnte während des zu erwartenden Wechsel-Tohuwabohus im kommenden Sommer erneut ein Platz für ihn frei werden, ob nun bei den Lakers oder auch bei einem anderen Verein. "Ich lerne bei jedem Training etwas dazu", sagt Harris, "ich bin immer zuversichtlich und mache keine Probleme abseits des Spielfeldes. Das wollen die Leute sehen, dann sind sie bereit, mit dir zu arbeiten." Nun fliegt Harris erst einmal mit den Lakers nach Honolulu. Dort darf er versuchen, seinen Traum weiter am Leben zu halten.

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